Im Film „Zurück in die Zukunft II“ von 1989 stieg Michael J. Fox alias Marty McFly auf ein fliegendes Skateboard. Seitdem träumen Tüftler von einem solchen Hoverboard, doch bisher ist es niemandem gelungen, einen funktionierenden Prototyp zu entwicklen. Nun hat Lexus erstmals ein solches Gerät vorgestellt. Die Tochter-Firma von Toyota präsentierte das Hoverboard im Rahmen seiner Kampagne „Amazing in Motion“, bei der Lexus seit Jahren Design und Technik zu kunstvollen Bewegung-Studien verbindet. Im ersten Teil der Kampagne ließen die Entwickler riesige Carbon-Marionetten durch eine Stadt spazieren. Im zweiten Teil tanzte ein Swarm von Drohnen nachts durch die Innenstadt von Tokio. Und im dritten Teil wurde die abenteuerliche Reise eines Mannes durch die Skyline von Kuala Lumpur mit Hilfe von LED-Anzügen nachgezeichnet.
Für das vierte Projekt namens „Slide“ suchte sich Lexus Hilfe von Spezialisten aus Dresden. Wissenschaftler des Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung (IFW Dresden) arbeiteten mit der Firma Evico GmbH an dem Hoverboard-Projekt. Die Evico GmbH ist eine Ausgründung aus dem IFW Dresden und gehört zu den führenden Materialherstellern im Bereich der Hochtemperatur-Supraleitung. Zusammen tüftelten sie 18 Monate lang an der Konstruktion und dem Design. Nach Aussagen eines Lexus-Sprechers stand das Team dabei mehrmals kurz davor aufzugeben. Doch schließlich gelang es ihnen doch, einen funktionstüchtigen Prototypen zu schaffen.
Für die Test-Phase konnte das Team den Profi-Skateboarder Ross McGouran gewinnen. McGouran testete das Hoverboard ausgiebig in einem Skatepark in Barcelona. Dort wurden bis zu 200 Meter Magnetschienen verlegt, auf denen das Gerät schweben kann. So waren auch Trick möglich, die mit einem gewöhnlichen Skateboard undenkbar sind – wie das Schweben über Wasser. Unter der Regie von Filmemacher Henry-Alex Rubin wurden die Testläufe filmisch festgehalten und von Lexus veröffentlicht (Video am Ende des Artikels).
„Ich fahre seit 20 Jahren Skateboard, aber ohne die Reibung kam es mir so vor, als müsse ich alles von Grund auf neu lernen – vor allem, was den Stand und die richtige Balance angeht, die nötig waren, um das Hoverboard zu benutzen. Das war eine völlig neue Erfahrung“, so McGouran.
Das Lexus Hoverboard besteht aus Bambus und Carbonfasern und nutzt eine Technik, die sich magnetische Levitation (Kurz: Maglev) nennt, wie Wired berichtet. Das Gerät enthält zwei Cryostase-Reservoirs, in denen das supraleitende Material mit flüssigem Stickstoff auf Minus 197 Grad Celsius gekühlt wird. Aufgrund der enormen Kälte scheint das Carbon-Brett zu qualmen. „Das Magnetfeld der Bahn ist praktisch in die Supraleiter im Board eingefroren und hält so einen festen Abstand zwischen Board und Bahn – wodurch das Board im Prinzip schwebt. Diese Kraft ist stark genug, dass man darauf stehen oder sogar aufspringen kann“, sagte Chef-Evico Oliver de Hass.
„Das Hoverboard zu sehen, wie es eine Rampe verlässt und dann auf der anderen Seite wieder landet, nachdem es ein Lexus-Fahrzeug übersprungen hat – das ist atemberaubend“, zitiert Bloomberg Yolande Waldock, Marketing-Leiter von Lexus-International. Aber zur Marktreife wird das Gerät niemals kommen, denn der Prototyp wurde nur für die Werbe-Kampagne entwickelt. Für den täglichen Gebrauch müssten überall starke Magneten verlegt werden, was schnell jeden Kostenrahmen sprengen würde. Die Tochter-Firma von Toyota will noch nicht einmal die Entwicklungskosten genau beziffern. „Es ist unmöglich, das zu beziffern“, so Waldock.
Stattdessen müssen Fans des Films „Zurück in die Zukunft“ ihre Hoffnungen auf Jill Henderson legen. Die US-Amerikanerin sammelt auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter, um ein Hoverboard zur Serien-Produktion zu bringen. Wie die Rhein-Zeitung berichtet, hat Henderson innerhalb kürzester Zeit bereits über 500.000 Dollar gesammelt. Das Erscheinungsdatum, der 21. Oktober 2015, ist dabei nicht zufällig gewählt: Es ist der Tag an dem Marty McFly im Film das erste mal auf einem Hoverboard steht.