Finanzen

Machtkampf in China: CEO der Fosun-Gruppe spurlos verschwunden

Lesezeit: 2 min
11.12.2015 12:12
Das chinesische Unternehmen Fosun hat seine Aktien an der Börse ausgesetzt. Der Grund: Der Gründer und CEO Guo Guangchang ist spurlos verschwunden. Zuvor hatten Behörden Ermittlungen gegen hochrangige Personen aus der Finanzindustrie eingeleitet. Fosun befindet sich mitten im Kauf der deutschen Privatbank Hauck & Aufhäuser.
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In China haben Berichte über das Verschwinden des Milliardärs und Unternehmers Guo Guangchang für Unruhe gesorgt. An den Börsen wurden am Freitag die Aktien der Firmen vom Handel ausgesetzt, die von dem Unternehmen Fosun kontrolliert werden, berichtet die Financial Times. Zuvor hatte die Wirtschaftszeitung Caixin berichtet, die Fosun-Gruppe habe seit Donnerstagmittag keinen Kontakt mehr zum Unternehmensgründer und Verwaltungsratschef Guo. Fosun International erklärte am Freitag, das Unternehmen habe um die Aussetzung des Handels gebeten. Fosun kündigte zugleich eine Stellungnahme an, ohne einen genauen Termin dafür anzugeben.

Fosun und ihr ambitioniert Chef Guo machten durch spektakuläre Übernahmen Schlagzeilen. So kaufte Fosun in einem Milliarden-Deal die Ferienresort-Betreiber Club Med. Außerdem will die Beteiligungsgesellschaft die deutsche Privatbank Hauck & Aufhäuser ünernehmen, hier fehlt allerdings noch die Zustimmung der Finanzaufsicht. Bei der BHF-Bank sind die Chinesen dagegen leer ausgegangen.

Im August wurden Fosun und Guo von einem chinesischen Gericht im Zusammenhang mit Korruptionsermittlungen gegen den früheren Chef der staatlichen Bright Food Group, Wang Zongnan, genannt. Wang wurde seinerzeit zu 18 Jahren Haft verurteilt.

Guo und der Fosun-Vorstandschef Liang Xinjun gründeten Fosun 1992 zusammen mit zwei Freunden, mit denen sie an der angesehenen Fudan Universität in Shanghai studiert haben. Mit wenig Eigenkapital rufen die vier zunächst eine Marktforschungsfirma ins Leben. Die Regierung in Peking liberalisierte damals eine Branche nach der anderen und Fosun war immer mit dabei: im Pharmasektor, der Immobilienbranche und der Stahl- und Eisenerzindustrie.

Anfang dieses Jahrzehnts begann ein Umbau von Fosun. Der Konzern setzt nun verstärkt auf die Finanzbranche und Übernahmen im Ausland. Oben auf der Einkaufsliste stehen Versicherungen und Firmen aus dem Gesundheits- und Konsumsektor.

Guos Vermögen beträgt laut der Nachrichtenagentur Bloomberg 5,6 Milliarden Dollar (5,1 Milliarden Euro), auf der Liste der reichsten Chinesen steht er auf Platz 17. Er ist Vorsitzender der Fosun-Gruppe, einem der größten chinesischen Privatunternehmen, und ihrer wichtigsten Konzerntochter, Fosun International, die über ein Eigenkapital von umgerechnet 7,8 Milliarden Dollar verfügt.

Der Handel mit Wertpapieren von Fosun International und der Tochterfirma Fosun Pharmaceutical wurde am Freitag an der Börse in Hongkong ausgesetzt. Die Börse in Shanghai stoppte den Handel mit Aktien anderer Konzerntöchter. Eine Konzernsprecherin lehnte auf Anfrage von AFP jeden Kommentar ab.

Chinas Präsident Xi Jinping fährt seit seinem Amtsantritt eine öffentlichkeitswirksame Anti-Korruptionskampagne, die bereits zur Festnahme und Verurteilung zahlreicher ranghoher Beamter geführt hat. Nach Ansicht von Kritikern nutzt Xi den Kampf gegen die Korruption, um innerparteiliche Rivalen auszuschalten und seine Macht in der Kommunistischen Partei zu festigen.

Sollte gegen Guo tatsächlich wegen Korruption ermittelt werden, wäre er der mit Abstand bedeutendste Geschäftsmann, der so zu Fall gebracht werden könnte.

Er ist Mitglied einer Beratungskammer, die zu den von der Kommunistischen Partei kontrollierten Regierungsstrukturen gehört.

Die Unternehmensbeteiligungen der Fosun-Gruppe erstrecken sich auf die Bereiche Immobilien, Finanzen, Stahl, Unterhaltung und Pharmazie. Anfang dieses Jahres kaufte Fosun das französische Tourismusunternehmen Club Med; die Gruppe gehörte auch zu einem Konsortium, das im April den berühmten Cirque du Soleil aus Kanada übernahm.


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