Finanzen

Saudi-Arabien setzt Erdöl-Produzenten unter Druck

Saudi-Arabien droht vor dem Treffen der Erdölproduzenten mit dem Platzen einer Einigung. Nur, wenn alle Förderländer, einschließlich des Iran, ihre Fördermenge reduzieren, komme ein Deal zustande. Der Iran hat jedoch angekündigt, nicht am Treffen in Doha teilzunehmen.
17.04.2016 02:17
Lesezeit: 2 min

Am Sonntag wollen sich die Opec-Mitglieder und Russland in Doha treffen. Die Ölförderstaaten wollen angesichts der gegenwärtig niedrigen Weltmarktpreise für den Rohstoff über eine Deckelung der Förderung beraten. Die Erwartungen an das Treffen halten sich aber in Grenzen. Der russische Ölminister Alexander Nowak hatte hinter verschlossenen Türen zu Analysten in Moskau gesagt, dass eine mögliche Vereinbarung nur sehr vage gefasst sein würde mit wenigen detaillierten Verpflichtungen. Zwar hat Kasachstan am Freitag nun seine Teilnahme bestätigt, doch der Iran und Saudi-Arabien drohen, einen möglichen Deal zur Deckelung der Fördermengen platzen zu lassen.

Nur, wenn alle Erdöl-Produzenten zustimmen, ihre Fördermengen zu reduzieren, werde Saudi Arabien seine Fördermenge ebenfalls verringern, sagte der saudische Vize-Kronprinz und Verteidigungsminister Mohammed bin Salman in einem Interview mit Bloomberg. Dazu zählt Salman auch den Iran. Saudi-Arabien ist der weltweit größte Erdölproduzent. Nach Schätzungen von Analysten liegt die Überproduktion von Erdöl derzeit weltweit bei täglich zwei Millionen Barrel. Der Vize-Kronprinz hatte angeboten, dass sein Land das Volumen bei rund 10,3 bis 10,4 Millionen Fass pro Tag einfrieren könnte.

„Wenn alle großen Erdöl-Produzenten ihre Produktion nicht einfrieren, werden wir die Produktion auch nicht einfrieren“, so Mohammed bin Salman. „Wenn wir sie nicht einfrieren, werden wir zu jeder Möglichkeit, die sich uns bietet, weiter verkaufen“. Damit gibt der Vize-Kronprinz sogar zu verstehen, dass auch noch günstigere Preise notfalls in Kauf genommen werden. „Wenn die Preise auf 60 oder 70 Dollar steigen würden, wäre das ein wichtiger Faktor, die Entwicklungen voranzutreiben“, so der Vize-Kronprinz. „Aber dieser Kampf ist nicht mein Kampf. Es ist der Kampf anderer, die unter den niedrigen Ölpreisen leiden.“ Saudi-Arabien sei nicht besorgt, da sein Land ein eigenes Programm habe, das keine hohen Ölpreise benötige. Tatsächlich leidet das Land aber seit Monaten ebenfalls sehr stark unter dem Preisverfall. Saudi-Arabien taumelt wegen der niedrigen Ölpreise am Rande der Staatspleite. Im Bankensystem des Landes kriselt es.

Doch der Vize-Ölminister des Iran hat inzwischen die Teilnahme des Landes am Treffen in Doha abgesagt. Sein Land sehe keinen Sinn an der Teilnahme, denn der Iran müsste sowieso erst wieder an das Level seiner Ölproduktion vor den verhängten Sanktionen heranreichen. Der Iran hatte angekündigt, nach der schrittweisen Aufhebung der internationalen Sanktionen, seine Erdölförderung wieder anzukurbeln.

Hinzu kommt, dass die Staats- und Regierungschef von mehr als 50 islamischen Staaten dem Iran am Freitag die Förderung des Terrorismus vorgeworfen haben. In dem am Freitag veröffentlichten Abschlusskommunique der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) wird „die Einmischung des Iran in die inneren Angelegenheiten der Staaten in der Region“ sowie seine „fortgeführte Unterstützung des Terrorismus“ verurteilt. Benötigt würden vielmehr „kooperative Beziehungen“ zwischen dem Iran und anderen Staaten. Dazu gehöre auch ein Verzicht auf Gewalt oder deren Androhung. Das hat auch das angespannte Verhältnis zwischen Saudi-Arabien und dem Iran nicht verbessert. Der Iran ist mit Syriens Präsident Baschar al-Assad verbündet, dagegen zählen Saudi-Arabien und der derzeitige OIC-Ratsvorsitz Türkei zu dessen Gegnern. Anfang April hatte Saudi-Arabien offenbar seine Häfen für Irans Öltanker gesperrt.

Doch neben der Erdölförderung gibt es noch weitere Streitpunkte, die einen Deal mit dem Iran unwahrscheinlich machen. Zwar zeigten sich nach Aufhebung der Sanktionen viele ausländische Unternehmen am Handel mit dem Iran interessiert, doch die jeweiligen Banken meiden weiterhin Transaktionen. Das macht geschäftliche Abschlüsse kaum möglich bzw. verunsichert ausländische Unternehmen. Aus diesem Grund hat der Iran am Freitag die EU und die USA gebeten, Zugang zum weltweiten Finanzsystem zu erhalten. Das US-Präsidialamt erklärte jedoch, dass dies nicht Bestandteil des Atomabkommens sei. Da auch die USA unter dem Ölpreisverfall leiden, könnte der Iran versuchen, hier mittelfristig einen Deal zur Deckelung der Fördermenge als Grundlage für den Anschluss an das Finanzsystem zu binden.

Die Spekulationen auf eine Deckelung der Förderung hatten die Ölpreise seit Januar nach oben schießenlassen. So hatte Brent Anfang des Jahres noch ein Zwölf-Jahres-Tief von rund 27 Dollar erreicht. Seither ist der Preis um rund 60 Prozent gestiegen. Allerdings kostet Brent weiter weniger als im Sommer 2014, als ein Fass Brent noch über 115 Dollar notierte. Danach hatte vor allem der Schieferölboom in den USA die Preise gedrückt.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Schwedische Innovation soll Wasserkrise in der Ukraine lösen
21.06.2025

Während Europa über Hilfspakete debattiert, liefern schwedische Firmen sauberes Wasser in eine vom Krieg verwüstete Region. Ist Hightech...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Afrikas Migrationspotenzial: Die globale Ordnung steht vor einer tektonischen Verschiebung
21.06.2025

Afrikas Bevölkerung wächst, während der Westen altert. Millionen gut ausgebildeter Migranten verändern schon heute globale...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands stille Stärke: Wie Rechtsstaat und Verwaltung zum unterschätzten Standortvorteil werden
21.06.2025

Als Max Weber 1922 mit seiner Bürokratie-Theorie die Basis für die deutsche Verwaltung legte, galt sie weltweit als innovatives Vorbild....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Rückschlag für Elektroautos – kommt das Ende wie vor 100 Jahren?
21.06.2025

Vor 100 Jahren verschwanden Elektroautos wegen politischer Entscheidungen von den Straßen. Heute wiederholt sich die Geschichte: Donald...

DWN
Politik
Politik Wie der Westen seine Werte in der Wüste verrät: Big Tech versteckt die Probleme unter glänzenden Fassaden
21.06.2025

Big Tech hofiert autoritäre Regime vom Golf – im Tausch gegen Milliarden, Macht und Rechenzentren. Doch hinter der glitzernden Fassade...

DWN
Politik
Politik Deutschland steht vor dem historischen Aufschwung – aber es gibt ein großes Problem
21.06.2025

Mit der faktischen Abschaffung der Schuldenbremse beginnt Deutschland eine neue Ära – mit enormen Investitionen in Militär,...

DWN
Panorama
Panorama KI-Musik auf dem Vormarsch: Gefahr oder Chance für die Musikbranche?
21.06.2025

KI-Musik verändert die Musikbranche – kreativ, disruptiv, kontrovers. Künstler verlieren Kontrolle und Einnahmen. Doch wie weit darf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Disney gegen die KI: Wem gehört das Internet noch?
21.06.2025

Disney zieht gegen Midjourney vor Gericht – und kämpft nicht nur für Mickey Mouse, sondern für unser digitales Eigentum. Wenn selbst...