Die Pilotenvereinigung Cockpit weitet ihren Streik bei der Lufthansa bis Samstag aus. An dem Tag seien alle Langstreckenverbindungen betroffen, die aus Deutschland abfliegen sollen, teilte die Pilotenvertretung am Donnerstagabend laut Reuters mit. Die Lufthansa muss wegen des Pilotenstreiks ihren Flugplan drastisch zusammenstreichen. Auch am Freitag sollen 830 Kurz- und Mittelstreckenverbindungen ausfallen. Cockpit bestreikt die Traditions-Airline seit Mittwoch. Bisher sind knapp 1800 Flüge ausgefallen. Aussichten auf eine Einigung gibt es bislang nicht. Beide Seiten stehen sich unversöhnlich gegenüber. Zu neuen Ausständen kann es jederzeit kommen. Sie sollen mindestens 24 Stunden vorher angekündigt werden.
Der Streik geht für die Lufthansa mittlerweile ins Geld: Der direkte Schaden aus den ersten beiden Streiktagen belaufe sich auf etwa 20 Millionen Euro, sagte Vorstand Harry Hohmeister. "Wir haben nicht nur einen akuten Schaden, sondern merken in den mittelfristigen Buchungszahlen, dass sich das Buchungsverhalten ändert." Angesichts des hohen Lohnniveaus bei den Piloten von im Schnitt 140.000 Euro und der von Cockpit geforderten Gehaltssteigerung könne der Konzern aber nicht klein beigegeben.
Das Lufthansa-Management richtet sich inzwischen direkt an die 5400 streikenden Flugzeugführer. "Ich appelliere an die Piloten, Cockpit unter Druck zu setzen, damit wir an den Verhandlungstisch kommen", sagte Hohmeister. Er plädiere für eine Schlichtung. Die Gewerkschaft hingegen pocht auf eine belastbare Lohnofferte des Tarifpartners. "Bisher haben wir nur ein Scheinangebot", sagte Cockpit-Vorstand Jörg Handwerg.
Die Gewerkschaft fordert rückwirkend ab 2012 eine Lohnerhöhung von 3,7 Prozent im Jahr. Die Lufthansa bietet 2,5 Prozent über eine Laufzeit von gut sechs Jahren. Es ist der 14. Streik in der seit April 2014 schwelenden Tarifauseinandersetzung zwischen der Pilotengewerkschaft und der größten deutschen Airline. Auch die Politik mischte sich ein. Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) rief beide Parteien auf, eine Schlichtung anzustreben.
Der Union-Fraktionsvize im Bundestag, Michael Fuchs, forderte unterdessen ein Gesetz zur Zwangsschlichtung. "Es kann nicht sein, dass ein paar Piloten immer wieder Hunderttausende in Geiselhaft nehmen", sagte er der Bild-Zeitung. Cockpit wies den Vorstoß zurück. Die Politik fange immer an, von einer Zwangsschlichtung zu reden, wenn es wieder Streiks gebe, sagte Handwerg. "Das Streikrecht ist in Deutschland anscheinend nur gut, solange es nicht eingesetzt wird."