Finanzen

Blackrock kauft massiv italienische Bank-Aktien

Der US-Vermögensverwalter Blackrock hat sein Engagement in Europa deutlich ausgebaut. Zuvor waren die Preise aufgrund negativer Berichterstattung gesunken.
29.11.2016 12:09
Lesezeit: 2 min

Der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock geht vor dem Referendum in Italien auf Schnäppchenjagd in Europa, berichtet Reuters. Das Engagement bei europäischen Banken und anderen Finanztiteln, die vor dem Votum unter Druck geraten sind, sei ausgeweitet worden, sagte der Chef der Blackrock-Sparte für festverzinsliche Wertpapiere, Rick Rieder der Nachrichtenagentur Reuters. Blackrock halte auch weiter an italienischen Staatsanleihen fest, fügte er hinzu. Allerdings sei hier das Engagement rückläufig.

Auch andere Anleger griffen vor allem bei italienischen Finanzwerten zu. Der Dax machte seine anfänglichen Verluste wett und pendelte um seinen Schlusskurs vom Montag bei 10.576 Punkten. Der EuroStoxx50 legte 0,2 Prozent auf 3022 Zähler zu. Der Auswahlindex der Mailänder Börse kletterte sogar um ein Prozent nach oben.

Am Sonntag stimmen die Italiener über eine Änderung der Verfassung ab und Investoren befürchten, dass es bei einem „Nein“ zu einer politischen Krise in dem hoch verschuldeten Land und der ganzen Euro-Zone kommt. Die Sanierung der kriselnden italienischen Banken wird nach Einschätzung von Anlegern bei einem möglichen Sturz der Regierung um Ministerpräsident Matteo Renzi deutlich schwieriger. Nach neuesten Daten der Europäischen Zentralbank ächzen die größten Banken Italiens unter einem Berg fauler Kredite von 271 Milliarden Euro.

Finanztitel wie Banca Monte dei Paschi di Siena und Unicredit, die in den vergangenen Tagen starke Kursverluste verzeichnet hatten, legten um bis zu 7,2 Prozent zu. Der italienische Banken-Index gewann mehr als zwei Prozent. BlackRock-Manager Rieder sagte, er halte die Sorgen der Anleger um die Stabilität der europäischen Banken für übertrieben. Deutsche Bank und Commerzbank konnten nicht auf den steigenden Ast aufspringen. Sie sanken um jeweils rund ein halbes Prozent und waren zeitweise die einzigen Verlierer im europäischen Bankenindex.

In einem interessanten Beitrag beleuchtet die Bremer Landesbank das Wechselspiel negativer Prognosen mit anschließend sinkenden Preisen in Europa und den Investitionen von BlackRock:

Der Finanzmarkt fokussiert sich auf das Thema Verfassungreferendum in Italien. Der Ausgang ist ungewiss. Ungewissheit impliziert Risikoaversaion. Risikoaversion belastet damit die italienischen Märkte und in der Folge den Euro. Die „Marktspezialisten“ versteigen und verstiegen sich zu der Annahme, dass bereits bei einer Ablehnung der Verfassungsreform eine Regierungskrise und potentielle Neuwahlen zu einem Exit Itlaiens aus der EU und der Eurozone führen würden. Das ist zumindest jetzt partiell in der Bewertung des Euros an den Märkten diskontiert.

Wo stünde Italien ohne die EU/Eurozone? – Ist das Theater in London nicht Beleg dafür, dass mit einem Verlassen der europäischen Familie enorme Stresszustände für Wirtschaft und Gesellschaft drohen? Wie gut ist Beppe Grillo auf eine Italexit vorbereitet? So gut wie Boris Johnson oder David Cameron oder die Bank of England auf den Brexit? Warum sieht Blackrock in dieser Irritation der Märkte offensichtlich Chancen, während der so genannte Markt solitär Risiken erkennen will?

Während die Unsicherheit über die zukünftige Politik einer Regierung Trump vollständig ausgeblendet wird und nicht ansatzweise eine Diskontierung erfährt und die finanziellen Spielräume im Budget der USA äußerst eng sind, werden bezüglich der Eurozone konsequent „Worst-Case“ Szenarien etabliert und auch so diskontiert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...

DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...