Finanzen

Deutsche Bank muss hunderte Millionen an Strafe zahlen

Die Deutsche Bank muss rund 600 Millionen Dollar an die britische und amerikanische Finanzaufsicht zahlen. Dabei geht es um Geschäfte mit russischen Kunden, die von den Kontrolleuren in New York und London als illegal eingestuft werden. Von den Amerikanern bekommt die Bank einen Aufpasser zur Seite gestellt.
31.01.2017 10:01
Lesezeit: 2 min

Die Deutsche Bank kann eine ihrer juristischen Altlasten deutlich günstiger beilegen als befürchtet. Nach der milliardenschweren Einigung im US-Hypothekenstreit kommt das größte deutsche Geldhaus in einem Geldwäsche-Skandal in Russland mit Strafen von umgerechnet knapp 600 Millionen Euro davon, berichtet Reuters. 425 Millionen Dollar (397 Millionen Euro) gehen an die New Yorker Finanzaufsichtsbehörde DFS, wie diese am Montagabend mitteilte. Die britische Bankenaufsicht FCA fordert einem Insider zufolge weitere rund 200 Millionen Euro. Sie wollte sich zunächst nicht dazu äußern. Die Deutsche Bank hatte laut Finanzkreisen rund eine Milliarde Euro für den Fall zurückgestellt.

Die Nachricht sorgte bei Anlegern für Erleichterung. Der Kurs der Aktie stieg am Dienstagmittag um etwa 1,8 Prozent. Die Jahresbilanz 2016, die Deutsche Bank-Chef John Cryan am Donnerstag in Frankfurt präsentiert, wird wegen der Verfehlungen aus der Vergangenheit aber tiefrot sein.

Nach Einschätzung von Ermittlern haben russische Kunden über die Bank in Moskau und London Rubel-Schwarzgeld im Wert von rund zehn Milliarden Dollar gewaschen. Das sei jahrelang so gegangen, weil das Institut mangels ausreichender Kontrollen zahlreiche Gelegenheiten verpasst habe, die Manipulationen aufzudecken, zu untersuchen und zu stoppen, erklärte die DFS.

Dabei habe die Bank zu der Zeit längst gewusst, dass sie großen Nachholbedarf hatte, was die Einhaltung von Vorschriften betrifft, kritisierte DFS-Chefin Maria Vullo. Selbst als eine andere europäische Bank sie auf widersprüchliche Informationen zu einem der betroffenen Kunden hinwies, habe die Deutsche Bank nicht reagiert – und das später damit entschuldigt, dass der zuständige Manager zu viel zu tun gehabt habe. Erst Ende 2014 – viel später als andere Institute – habe die Bank Russland als Hochrisiko-Land eingestuft. Nun bekommt sie einen Aufpasser der Behörde zur Seite gestellt, der interne Abläufe gegen Geldwäsche unter die Lupe nehmen soll. Einen solchen Aufpasser hat auch die Schweizer Großbank Credit Suisse. 

Die Kunden hatten bei der Deutschen Bank in Moskau russische Standardaktien in Rubel gekauft. Mit ihnen verbundene Unternehmen verkauften die gleichen Papiere – oft noch am selben Tag – über die Deutsche Bank in London und kassierten dafür US-Dollar. Das sei wirtschaftlich unsinnig gewesen und lege den Verdacht der Geldwäsche nahe, erklärte Vullo. Den Vorwurf, mit den undurchsichtigen Deals womöglich auch US-Sanktionen verletzt zu haben, konnte die Deutsche Bank jedoch entkräften, wie mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen sagten.

Noch 2015 hatte Vorstandschef John Cryan erklärt, die Deutsche Bank sei in der Russland-Affäre „verwundbar“. Auf der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag kann er nun Vollzug melden, was sein Ziel betrifft, die wichtigsten Rechtsstreitigkeiten rasch beizulegen. Die britische FCA, die in dem Fall federführend ist, hatte den wichtigsten Teil ihrer Ermittlungen Finanz- und Aufsichtskreisen zufolge schon länger abgeschlossen. Größer war in der Deutschen Bank die Ungewissheit, wie die beteiligten US-Behörden den Fall nach dem Präsidenten-Wechsel bewerten und wie schnell sie zu einem Abschluss kommen würden.

Cryan, seit Juni 2015 im Amt, hat große Teile des Geschäfts in Russland inzwischen eingedampft, insbesondere das Investmentbanking dort. Sein Vorstandskollege Karl von Rohr, der Rechtsexperte der Bank, entschuldigte sich nun das organisatorische Fehlverhalten und warb um Vertrauen: „Wir bauen die Geldwäsche-Überwachung und entsprechende Schulungen kontinuierlich aus“, schrieb er an die weltweit rund 100.000 Mitarbeiter, der auf der Internetseite der Bank veröffentlicht wurde.

Die Deutsche Bank will den Russland-Skandal nach früheren Angaben noch in das abgelaufene Geschäftsjahr buchen, das wegen der Sieben-Milliarden-Dollar Strafe im US-Hypothekenskandal und der Kosten des Konzernumbaus ohnehin als weiteres Sanierungsjahr abgeschrieben ist. Von Reuters befragte Analysten erwarten, dass Cryan am Donnerstag einen Nettoverlust von rund 700 Millionen Euro präsentieren wird. Vor allem das Schlussquartal dürfte die Bilanz verhagelt haben. Fest steht bereits, dass es keine Dividende gibt.

Daneben hat die Bank den Bonustopf massiv zusammengestrichen. „Das hat auch etwas mit Anstand zu tun“, betonte Privatkundenvorstand Christian Sewing. Zu den künftigen strategischen Weichenstellungen, insbesondere der Frage einer Kapitalerhöhung, hielt er sich bedeckt. Der Aufsichtsrat berät diese Woche in Frankfurt und erhofft sich mehr Klarheit, wohin die Reise geht, wie Insider berichten.

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