Politik

Trumps Sicherheitsberater Michael Flynn tritt zurück

Lesezeit: 2 min
14.02.2017 07:35
Der Sicherheitsberater von US-Präsident Trump, Michael Flynn, ist zurückgetreten. Eine Änderung der Russland-Politik ist nach dem Rücktritt vorerst nicht zu erwarten.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Russland  
USA  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der nationale Sicherheitsberater der neuen US-Regierung, Michael Flynn, ist wegen seiner Russland-Kontakte zurückgetreten. Flynn habe eingeräumt, dass er Vizepräsident Mike Pence irrtümlich unvollständig über ein Telefonat mit dem russischen Botschafter Sergej Kislyak informiert habe, teilte das Präsidialamt in Washington in der Nacht auf Dienstag mit. Ex-General Keith Kellogg werde vorläufig seine Aufgaben übernehmen. Das Gespräch mit dem russischen Botschafter in den USA, das Flynn vor dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump im vorigen Monat geführt hatte, steht im Zentrum der Affäre. Medienberichten soll er dabei auch über die US-Sanktionen gegen Russland gesprochen haben.

Die damalige amtierende Justizministerin Sally Yates sei zu dem Schluss gekommen, dass sich Flynn dabei möglicherweise erpressbar gemacht habe. Yates, die von Trump später wegen ihrer Weigerung, den Einreisestopp durchzuführen, gefeuert wurde, teilte ihre Einschätzung mit den scheidenden Geheimdienst-Chefs Clapper und Brannon, die beide rabiate Gegner von Trump und Flynn sind. Die drei kamen zu der Erkenntnis, dass Flynn sich einer Verletzung des wenig bekannten "Logan Acts" schuldig gemacht haben könnte: Dieser verbietet Nicht-Regierungsbeamten, sich in die US-Außenpolitik einzumischen. Wie die Washington Post einräumt, wird der Logan Act nie angewendet - weil sich in den USA naturgemäß viele Nicht-Regierungsbeamte in die Außenpolitik einmischen. Harvard-Jurist Alan Dershowitz sagte auf Fox, wenn die Maßstäbe, die auf Flynn angelegt wurden, für alle anderen auch gelten würden, müssten Jimmy Carter und Jessie Jackson eine Gefängniszelle teilen, weil beide wiederholt ohne Amt eine aktive Rolle in der US-Außenpolitik gespielt hatten (Video am Anfang des Artikels)

Ob der Fall mit der Intrige gegen Flynn bereits abgeschlossen ist, ist schwer zu beurteilen: Die Post, die wie immer exzellente Informationen von den Geheimdiensten erhält, berichtet, dass Yates auch den Juristen des Weißen Hauses, Donald McGahn, schon vor Wochen informiert habe. Es sei nicht bekannt, ob McGahn die Information weitergegeben habe. Es ist durchaus denkbar, dass weitere Enthüllungen folgen. Nicht ganz klar ist die Rolle von Mike Pence. Er gilt als der heimliche Präsident, der sich seit Monaten auffällig auf Distanz zu Trump hält, ohne illoyal zu erscheinen.

Flynn, der frühere Chef des Militär-Geheimdienstes DIA, war schon während des Wahlkampfs wegen seiner Russland-Kontakte unter Beschuss gekommen.

In dem ominösen Telefon hatte Flynn dem russischen Botschafter laut Washington Post gesagt, die Russen mögen nicht zu heftig auf die neuen US-Sanktionen reagieren. Barack Obama hatte als eine seiner letzten Amtshandlungen noch einmal Sanktionen gegen einige russische Staatsangehörige verhängt und zahlreiche Diplomaten des Landes verwiesen. Flynns Telefonat war von den Geheimdiensten abgehört und der Washington Post zugespielt worden. Die Post berichtet, dass das FBI die Telefonate von Die rasche Reaktion von Trump, sich von Flynn zu trennen, zeigt, dass der neue Präsident vermeiden will, von den eigenen Geheimdiensten erpressbar zu werden.

Trump dürfte gegen Russland einen kombinierten Kurs fahren: Er wird im Bereich der nuklearen Abrüstung den Druck erhöhen. Sein Außenminister Rex Tillerson soll dagegen versuchen, über die Energiepolitik eine gemeinsame Basis mit den Russen aufzubauen. Tillerson ist der eigentliche Russland-Experte in Trumps Team. Insofern ist die Trennung von Flynn zunächst zwar unangenehm, bedeutet aber keine radikale Kehrtwende. Entscheidend ist das von den Republikanern im Senat abgesegnete Regierungsteam. Flynn zählte wie Strategieberater Steven Bannon zu jenen Präsidenten-Beratern, für deren Bestellung keine formale Bestätigung durch den Senat notwendig gewesen ist.

Ein hochrangiger russischer Außenpolitiker hat den Rücktritt als Versuch gewertet, eine Annäherung zwischen den Regierungen in Washington und Moskau zu behindern. "Es ist offensichtlich, dass Flynn sein Rücktrittsgesuch unter Druck schreiben musste", sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Parlament, Leonid Sluzki, am Dienstag nach einem Bericht der Nachrichtenagentur RIA. Ziel sei auch gewesen, das Vertrauen in die neue US-Regierung zu untergraben. "Wir werden sehen, wie sich die Lage entwickelt.


Mehr zum Thema:  

DWN
Technologie
Technologie Wie ehemalige IT-Nerds der russischen Suchmaschine Yandex den KI-Markt Europas aufmischen
14.01.2025

Russische IT-Nerds bauen in Amsterdam das KI-Unternehmen Nebius auf. Informatiker um den Yandex-Suchmaschinen-Gründer Arkadi Wolosch...

DWN
Finanzen
Finanzen Bafin-Kontenvergleich: Alle Girokonten in Deutschland im Überblick
14.01.2025

Die Finanzaufsicht Bafin bringt Transparenz in den Kontomarkt: Mit dem neuen Bafin Kontenvergleich können Verbraucher alle Girokonten in...

DWN
Politik
Politik Russischer Außenminister Lawrow: "USA wollen nach Nord-Stream Gaspipeline TurkStream zerstören"
14.01.2025

Russlands Außenminister Lawrow beschuldigt die USA, mit ukrainischen Drohnenangriffen die Gasleitung TurkStream lahmlegen zu wollen....

DWN
Politik
Politik CDU-Heizungsgesetz: Wie die Union das Heizungsgesetz abschaffen will - und warum das schlecht wäre
14.01.2025

Das Habecksche Heizungsgesetz, offiziell Gebäudeenergiegesetz (GEG), gilt seit Januar 2024. Die CDU plant, das GEG bei einer möglichen...

DWN
Politik
Politik Weitere Ukraine-Hilfe? Pistorius zu Besuch in Kiew spricht sich dafür aus
14.01.2025

Ukraine-Hilfe 2025: Verteidigungsminister Boris Pistorius bleibt optimistisch, was die Fortsetzung der Unterstützung für die Ukraine...

DWN
Politik
Politik NATO-Gipfel: Schutz für Ostsee-Infrastruktur geplant
14.01.2025

Nato schützt sich künftig besser vor Sabotageakten gegen wichtige Infrastruktur wie Kabel und Pipelines. Deutschland steuert mit...

DWN
Panorama
Panorama Stasi-Akten sichern: Der historische Moment der Besetzung der Stasi-Zentrale
14.01.2025

Am 15. Januar 1990 stürmte das Volk die Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg und sicherte wertvolle Stasi-Akten für die spätere...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW verkauft weniger Autos in China
14.01.2025

VW verkauft weniger Autos. Sorgen bereitet dem Konzern vor allem der wichtige Absatzmarkt China. Sinkende Zahlen bei E-Autos und die...