Die EU-Grenzschutzagentur Frontex hat die Rettungsmaßnahmen von Hilfsorganisationen im Mittelmeer vor Libyen kritisiert. „Wir müssen verhindern, dass wir die Geschäfte der kriminellen Netzwerke und Schlepper in Libyen nicht noch dadurch unterstützen, dass die Migranten immer näher an der libyschen Küste von europäischen Schiffen aufgenommen werden“, sagte Frontex-Direktor Fabrice Leggeri der Zeitung Die Welt. Das führe dazu, dass Schleuser noch mehr Migranten als in den Jahren zuvor auf die seeuntüchtigen Boote zwingen.
Leggeri forderte, „das aktuelle Konzept der Rettungsmaßnahmen vor Libyen auf den Prüfstand“ zu stellen. Die Rettungseinsätze der Helfer führen dem Frontex-Chef zufolge außerdem zu Problemen beim Kampf gegen die Schlepperbanden. „Zuletzt wurden 40 Prozent aller Aktionen durch Nichtregierungsorganisationen durchgeführt“, sagte Leggeri. „Das führt auch dazu, dass es für die europäischen Sicherheitsbehörden schwerer wird, über Interviews der Migranten mehr über die Schleusernetzwerke herauszufinden und polizeiliche Ermittlungen zu starten.“ Dies funktioniere nur schlecht, „wenn Hilfsorganisationen nicht gut mit den Sicherheitsbehörden zusammenarbeiten“.
Leggeri rechnete damit, dass die Zahl der Migranten aus Libyen in diesem Jahr erneut ansteigt: „Wir müssen in diesem Jahr bereit sein, unter hohem Druck zu stehen“, sagte Leggeri. „Man sollte damit rechnen, dass 2017 mehr kommen als 2016.“