Der US-Luftangriff auf einen Stützpunkt der syrischen Luftwaffe hat am Freitag an den Finanzmärkten für Verunsicherung gesorgt. Anleger flüchteten aus riskanten Anlagen. Als sicher geltende Staatspapiere und Währungen gewannen dagegen an Wert. Der Goldpreis stieg auf den höchsten Stand in diesem Jahr. Insgesamt hielten sich die Reaktionen bislang aber in Grenzen, berichtet die dpa.
US-Präsident Donald Trump ließ in der Nacht auf Freitag als Vergeltung für einen mutmaßlichen Giftgasangriff einen Luftwaffenstützpunkt in Syrien attackieren. Nach Angaben des Pentagons wurden 59 Raketen des Typs Tomahawk abgeschossen. Dabei gab es nach offiziellen syrischen Angaben Tote und Verletzte, die Zahl der Opfer ist bislang unklar. Aus syrischen Militärkreisen hieß es, bei dem Angriff seien zwei Start- und Landebahnen sowie neun Kampfflugzeuge zerstört worden. Auch Treibstofflager seien getroffen worden.
Der Angriff hat Sorgen vor einer erneuten Eskalation im Syrien-Konflikt verstärkt. Dies habe an den Finanzmärkten in einem begrenzten Ausmaß zu einer Risikoaversion geführt, sagt Manuel Andersch, Experte bei der Bayerischen Landesbank.
Der wichtigste deutsche Aktienindex Dax eröffnete an der Frankfurter Börse ein halbes Prozent im Minus und hält sich derzeit um diese Marke. Deutsche Staatsanleihen waren dagegen gefragt. Der für den deutschen Anleihemarkt richtungweisende Euro-Bund-Future stieg im frühen Handel um 0,11 Prozent auf 162,67 Punkte. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe lag bei 0,24 Prozent. Gesucht waren am Morgen im elektronischen Handel auch US-Staatsanleihen, die unter Anlegern als sicher gelten.
Der Goldpreis stieg auf den höchsten Stand seit November. Der Preis für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) legte zwischenzeitlich bis auf 1269,46 US-Dollar zu. In der Spitze lag der Anstieg damit bei 1,5 Prozent. Im Anschluss folgte nur eine leichte Gegenbewegung, derzeit liegt die Notierung bei etwa 1268 Dollar. Gold gilt vielen Anlegern als erste Wahl für die Geldanlage in schwierigen Zeiten. Silber legte um etwa 0,9 Prozent auf 18,40 Dollar je Feinunze zu.
Auch an den Devisenmärkten machte sich die Flucht aus riskanten Anlagen in sichere Häfen bemerkbar. Der als besonders sicher geltende japanische Yen gewann zwischenzeitlich gut 0,7 Prozent an Wert, gab aber im Anschluss wieder etwas nach.
Deutlicher fiel die Reaktion bei einigen Währungen von Schwellenländern aus. Die Verunsicherung der Anleger nach dem US-Angriff auf Militär-Anlagen des russischen Bündnispartners Syrien hat dem Rubel am Freitag zugesetzt. Hinzu kamen Äußerungen des russischen Wirtschaftsminister Maxim Oreschkin, der eine weitere deutliche Abwertung der Währung voraussagte. Dollar und Euro stiegen daraufhin um jeweils mehr als ein Prozent auf 57,08 und 60,80 Rubel.
Die türkische Lira verlor gut ein Prozent an Wert. Deutliche Reaktionen gab es außerdem beim südkoreanische Won, der zwischenzeitlich um 0,7 Prozent nachgab, sich im Anschluss aber wieder größtenteils erholte. Während die Türkei direkt in den Syrien-Konflikt involviert ist, ist Südkorea indirekt betroffen, weil Trump eine harte Haltung gegen Nordkorea angekündigt hat. Dadurch drohen auch militärische Risiken für Südkorea und mit dem Luftangriff in Syrien hat Trump seine Handlungsbereitschaft demonstriert.
Während die Reaktionen an den Finanzmärkten insgesamt klar dem Muster einer gestiegenen Risikoaversion entsprächen, halte sich das Ausmaß der Kursreaktionen bislang in Grenzen, sagt Lutz Karpowitz, Experte bei der Commerzbank. Aber: „Sollte der Angriff der Auftakt für eine Eiszeit zwischen Trump und Putin werden, dürfte die Risikoaversion bestehen bleiben.“
Vertreter der deutschen Wirtschaft bewerten den Militärschlag als Risiko. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages Eric Schweitzer sagte am Freitag, jeder Konflikt auf dieser Welt schade auch der Wirtschaft. Die Kernfrage für ihn nach dem Eingreifen der USA sei nun, welche Auswirkungen das in dem Verhältnis der USA zu Russland habe. Wenn dieses Verhältnis belastet werde, „dann gehen diese Auswirkungen weit über die Region hinaus. Dann kann das massiven Einfluss haben auf den Handel weltweit und damit auch auf die wirtschaftliche Entwicklung weltweit“. Die ersten, eher zurückhaltenden Reaktionen der Börsen mit einem leichten Anziehen des Ölpreises hält Schweitzer für noch nicht aussagekräftig. „Das ist noch zu früh“, sagte er. Für die Börsen sei entscheidend, ob aus diesem regionalen Konflikt ein weltweiter werde. „Dann glaube ich, hätte es Auswirkungen.“ Die bisherigen Reaktionen an den Märkten bewertet er als noch im Bereich des Normalen.