Griechenland hat am Dienstag erstmals seit 2014 eine Anleihe über drei Milliarden Euro mit einer Laufzeit von fünf Jahren am globalen Kapitalmarkt begeben. Die Nachfrage übertraf mit 6,5 Milliarden Euro das Angebot deutlich, berichtet Reuters.
Griechenland kann bei seinem Kapitalmarkt-Comeback wohl günstiger neue Schulden aufnehmen als erwartet. Das Wertpapier werde Anlegern wahrscheinlich mit einer Rendite von 4,625 Prozent angeboten, teilte eine der federführenden Banken am Dienstag mit. Damit läge die Rendite niedriger als ursprünglich geschätzt. Dank der günstigen Konditionen beläuft sich die Nachfrage den Angaben zufolge auf mehr als das Doppelte des geplanten Volumens.
Vor der mit Spannung erwarteten Rückkehr Griechenlands an den Markt für Staatsanleihen hatten sich die Risikoaufschläge für Staatsanleihen des Landes nahe dem niedrigsten Wert seit 2010 gehalten. Die Anleihe mit zweijähriger Laufzeit wies am Dienstag eine Rendite von 3,29 Prozent auf, womit sie nur knapp über dem am Vortag erreichten Sieben-Jahres-Tief von 3,21 Prozent lag.
„Der Zeitpunkt ist günstig – sowohl aus konjunktureller als auch aus Marktsicht“, sagte der Europa-Chefvolkswirt von Barclays, Antonio Garcia Pascual zur Schuldenaufnahme des hochverschuldeten Landes. Das sieht EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici genauso. Er sei optimistisch, dass Griechenland „ein neues Kapitel aufschlägt“ und sich zu einer „schlüssigen Rendite“ selbst mit frischem Kredit-Geld eindecken könne. Gleichzeitig drang er bei einem Besuch in Athen darauf, die wirtschaftlichen Reformen fortzusetzen.
Die Regierung in Athen hat ein Konsortium aus sechs Banken mit der Emission beauftragt – Deutsche Bank, BNP Paribas, Bank of America Merrill Lynch, Citigroup, Goldman Sachs und HSBC. Der Deal gilt als Testlauf, wie Griechenland nach dem Ende des Euro-Rettungsschirms finanziell auf eigenen Beinen stehen kann.
Es ist die erste Schuldenaufnahme seit 2014, als Griechenland sich zwei Mal über den Kapitalmarkt Geld besorgte, bevor es wieder Finanzierungsprobleme gab. Zuletzt hatte auch der Chef des Euro-Rettungsschirms ESM, Klaus Regling, das Euro-Land gedrängt, die Rückkehr an den Finanzmarkt vorzubereiten. Das dritte Hilfspaket von bis zu 86 Milliarden Euro endet im August 2018.