Politik

Seehofers Absturz: Debakel für die CSU in Bayern

Die CSU hat in Bayern ein Debakel erlebt.
24.09.2017 23:46
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die CSU ist unter Parteichef Horst Seehofer auf ihr schlechtestes Bundestagswahlergebnis seit 1949 abgestürzt. Nach Auszählung aller 46 Wahlkreise in Bayern erreichte die CSU nur noch 38,8 Prozent. Das bedeutet ein dramatisches Minus von mehr als zehn Prozentpunkten im Vergleich zur Bundestagswahl 2013 (49,3 Prozent). Die CSU gewann aber alle 46 Direktmandate im Freistaat.

Die SPD fuhr in Bayern mit 15,3 Prozent ihr schlechtestes Bundestagswahlergebnis seit dem Zweiten Weltkrieg ein (2013: 20,0). Auf dem dritten Platz landete die AfD mit 12,4 Prozent (4,3). Die FDP legte von 5,1 Prozent auf 10,2 Prozent zu, die Grünen verbesserten sich von 8,4 auf 9,8 Prozent, die Linke von 3,8 auf 6,1 Prozent.

Die Wahlbeteiligung lag im Freistaat mit 78,2 Prozent deutlich über der von 2013 (70,0 Prozent).

Die CSU wird nach einer Hochrechnung des BR Fernsehens im neuen Bundestag vielleicht nur noch die kleinste Partei sein. In Bayern kommt sie danach zwar auf 39 Prozent – aber weil die CSU als einzige Partei ausschließlich im Freistaat kandidiert, entspreche das nur 6 Prozent der in Deutschland abgegebenen Stimmen. Damit bliebe ihr nur der siebte Platz nach CDU, SPD, AfD, FDP und Linken. Zusammen mit der von Kanzlerin Angela Merkel geführten Schwesterpartei ist die CSU aber Teil der größten Fraktion.

Nach den schweren Stimmverlusten der CSU in Bayern will Parteichef Horst Seehofer die Christsozialen wieder für rechtsgerichtete Wähler attraktiver machen. Es sei zuletzt zu erkennen gewesen, "dass die Union auf der rechten Seite eine offene Flanke" habe, sagte Seehofer am Sonntagabend in München. In den nächsten Wochen komme es darauf an, "diese Flanke zu schließen". Der bayerische Ministerpräsident zeigte sich "fest entschlossen, dass wir das so schnell wie möglich wieder ausbügeln".

Grundlage dafür sei der sogenannte Bayernplan, in dem die CSU vor der Bundestagswahl eigene Wahlziele formuliert hatte – so etwa eine Obergrenze für die Aufnahme von Flüchtlingen, die im gemeinsamen Wahlprogramm mit der CDU nicht enthalten ist. Die CSU werde "mit klaren Positionen die nächsten Wochen bestreiten", kündigte Seehofer an. Die Süddeutsche Zeitung kommentiert: "Für die CSU vor allem ist das Wahlergebnis in Bayern ein Debakel. Die Partei wurde einteiert, sie wurde düpiert, die Partei hat ihren Stolz verloren."

Der Union stehen nach der Bundestagswahl schwierige Koalitionsverhandlungen bevor. Die SPD will nach ihrem historisch schlechten Abschneiden in die Opposition gehen. Rechnerisch möglich wäre eine Jamaika-Koalition aus Union, FDP und Grünen. Allerdings gibt es gerade zwischen CSU und Grünen erhebliche inhaltliche Differenzen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen „Banknoten-Paradoxon“: Milliarden unter den Matratzen - Bargeldmenge steigt weiter
15.06.2025

Ungeachtet der stetig abnehmenden Bedeutung von Scheinen und Münzen beim alltäglichen Einkauf steigt die im Umlauf befindliche...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Resilienz als strategischer Imperativ: Carlsberg und Davos-Forum fordern neue Unternehmenslogik
15.06.2025

Krisen, Krieg, KI und Klimawandel: Carlsberg und das Weltwirtschaftsforum rufen Unternehmen auf, Resilienz nicht als Reaktion, sondern als...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der ESG-Betrug: Wie Konzerne Moral simulieren
15.06.2025

Konzerne feiern Nachhaltigkeit, während ihre Bilanzen eine andere Sprache sprechen. Zwischen Greenwashing, Sinnverlust und Bürokratie:...

DWN
Panorama
Panorama Leben auf einem Eismond? - Astrobiologe auf Spurensuche
15.06.2025

Dicke Eiskruste und bis zu minus 200 Grad - klingt nicht gerade angenehm. Warum der Saturnmond Enceladus auf der Suche nach außerirdischem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kritik oder Mobbing? Wie Sie den feinen Unterschied erkennen
15.06.2025

Mobbing beginnt oft harmlos – mit einem Satz, einem Blick, einer E-Mail. Doch wann wird aus Kritik systematische Zermürbung? Dieser...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Das neue Magazin ist da: Das können wir gut - wo Deutschland in Zeiten von KI, Transformation und Globalisierung überzeugt
15.06.2025

Was kann Deutschland gut? Diese Frage mag auf den ersten Blick einfach erscheinen, fast schon trivial. Doch in einer Zeit, in der das Land...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Kleinkrieg“ um Lkw-Plätze: Autoclub kritisiert Überfüllung
15.06.2025

Auf und an Autobahnen in Deutschland fehlen viele tausend Lkw-Stellplätze – nach einer Kontrolle an Rastanlagen beklagt der Auto Club...

DWN
Politik
Politik Machtverschiebung in Warschau: Der Aufstieg der Nationalisten bringt Polen an den Abgrund
15.06.2025

In Polen übernimmt ein ultrakonservativer Präsident die Macht – während die liberale Regierung um Donald Tusk bereits ins Wanken...