Politik

Spanien gegen Aufnahme Kosovos in die EU

Spanien ist gegen eine Aufnahme des Kosovos in die EU. Das Land befürchtet, dass sich Katalonien am Kosovo-Beispiel orientiert und ebenfalls unabhängig wird.
04.02.2018 00:34
Lesezeit: 2 min

Spanien fordert von der EU-Kommission, dass der Kosovo von der EU-Erweiterung auf dem westlichen Balkan (WB6) ausgeschlossen werden sollte. Am 6. Februar wollte die EU-Kommission ein neues Strategiepapier zu ihrer neuen Balkan-Politik veröffentlichen, berichtet der EU Observer. Auf Nachfrage der Deutschen Wirtschafts Nachrichten, wie die EU-Kommission die Forderung Spaniens einschätzt, sagte ein Sprecher der EU-Kommission: „Federica Mogherini wird am 06.02. in Straßburg die weitere Strategie für den Westbalkan vorlegen. Dem greifen wir nicht vor”.

„Das Konzept von ,WB6’ passt nicht zur Dynamik der Erweiterung. Der Kosovo ist nicht Teil des Erweiterungsprozesses und hat seinen eigenen differenzierten Rahmen”, so das spanische Außenministerium in einem informellen Papier, das der EU-Kommission übermittelt wurde.

WB6 umfasst die sechs EU-Aspiranten des westlichen Balkans: Albanien, Bosnien, Kosovo, Mazedonien, Montenegro und Serbien.

All diesen Staaten hatte die EU-Kommission eine EU-Mitgliedschaft in Aussicht gestellt. Doch beim Kosovo kann die EU-Kommission keine Fortschritte erzielen, weil Spanien sowie Zypern, Griechenland, Rumänien und die Slowakei den Kosovo nicht als souveränes Land anerkennen.

Das spanische Außenministerium schreibt in ihrem informellen Papier – in Anspielung auf die Nichtanerkennung des Kosovo durch Serbien –, dass „die Erweiterung kein Instrument zur Konfliktprävention ist”. „Im Falle des Balkans sollte die politische Logik der Erweiterung nicht durch taktische Erwägungen verzerrt werden“, so das Ministerium.

Die künftige Politik der EU-Kommission für den Westbalkan lässt Serbien die Aussicht auf einen EU-Beitritt bis 2025, wenn das Land zunächst die Beziehungen zum Kosovo normalisiert.

Das spanische Außenministerium fordert hingegen, dass die EU-Kommission „eine klare Unterscheidung zwischen dem Erweiterungsprozess” und der umfassenderen „politischen Strategie” der EU für die Region treffen müsse.

Madrids Vorstoß kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Katalonien seine Unabhängigkeit von Spanien fordert, und sich dabei auf die Unterstützung der EU für das Selbstbestimmungsrecht des Kosovo einsetzt.

Die Slowakei, die den Kosovo ebenfalls nicht anerkennt, unterstützt hingegen die geplante Politik der EU für den Westbalkan. Die Strategie der EU-Kommission sei „ein grundlegendes Instrument, um eine aktualisierte Erweiterungspolitik für die WB6 zu gestalten”, so das slowakische Außenministerium in einem informellen Papier, das auch Österreich, die Tschechische Republik, Estland, Ungarn, Irland, Italien, Lettland, Litauen, Malta, Polen und Slowenien unterzeichnet haben.

Ein drittes informelles Papier zu diesem Thema wurde von Finnland und Schweden erstellt. Es betont die Bedeutung der Rechtsstaatlichkeit auf dem westlichen Balkan.

Das nordische Papier kam inmitten von Pristinas Drohung, ein von der EU finanziertes Gericht in Den Haag wegen Kriegsverbrechen zu boykottieren. Finnland und Schweden fordern in dem Papier auch eine „strategische Kommunikation” der EU im Kosovo, um „anti-westliche Desinformationskampagnen Russlands” zu verhindern.

Der EU-Kommissionssprecher Margaritis Schinas sagte am Dienstag, dass die Lobbyarbeit der EU-Regierungen im Vorfeld eines neuen Strategiepapiers normal sei.

Die EU-Kommissionssprecherin Maja Kocijancic wies darauf hin, dass das informelle Papier Spaniens für das Kommissionsdokument keine große Rolle spielen würde. Allerdings hätten Madrid und die anderen 27 EU-Staaten die Möglichkeit, nach dem 6. Februar Änderungen der Strategie für den westlichen Balkan vorzuschlagen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen CBDCs und Gold – Kontrolle oder Freiheit?

In einer Zeit rasanter Veränderungen stellt sich mehr denn je die Frage: Wie sicher ist unser Geld wirklich? Die Einführung von CBDCs...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Jugendtrendstudie 2025 belegt: Junge Frauen in Deutschland leben mit massiver Angst vor Übergriffen
02.05.2025

Die aktuelle Jugendtrendstudie offenbart, dass die junge Generation sich in ihrem Land nicht mehr sicher fühlt. Besonders Frauen haben...

DWN
Politik
Politik Neue Regierung: Üppige Übergangsgelder für Ex-Minister - AfD und Steuerzahlerbund fordern Reform
01.05.2025

Dauerversorgung auf Kosten der Steuerzahler: Bisher bekommen Minister und Kanzler nach ihrem Ausscheiden bis zu 2 Jahren staatliche...

DWN
Politik
Politik Trump gegen die Welt: Warum Streit mit Verbündeten das China-Problem nur verschärft
01.05.2025

Die Ereignisse der vergangenen Wochen haben zweifellos dem internationalen Ruf der USA auf den Finanzmärkten geschadet und das...

DWN
Technologie
Technologie PwC-Studie: Künstliche Intelligenz könnte Weltwirtschaft bis 2035 um 15 Prozent beflügeln – doch der Preis ist hoch
01.05.2025

Während viele Volkswirtschaften unter dem Druck multipler Krisen taumeln – Energiepreise, geopolitische Spannungen, ein fragiles...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Politik schwächt den Dollar – Rogoff sieht Machtverschiebung zugunsten Europas
01.05.2025

Kenneth Rogoff sieht in Trumps Politik den Katalysator für das Ende des Dollar-Zeitalters. Europa steht vor der historischen...

DWN
Finanzen
Finanzen JPMorgan: Zinsschock voraus – Warum US-Bonds Europa ausstechen
01.05.2025

JPMorgan sieht in US-Anleihen den neuen Renditetreiber – Europas zögerliche EZB-Politik wirkt abschreckend auf Investoren.

DWN
Panorama
Panorama Jung oder KI: Zwei Wege zur Lösung des Lkw-Fahrermangels
01.05.2025

Angesichts des anhaltenden Fahrermangels setzt die EU auf die Senkung der Altersgrenze für Lkw-Führerscheine, während die USA auf eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Unternehmer weltweit in Alarmbereitschaft: Handelskriege, Schuldenkrisen und KI – Was kommt als Nächstes?
01.05.2025

UBS-Report: Unternehmer zwischen Angst vor Handelskriegen, Hoffnungen auf KI und dem Wettlauf um Nachhaltigkeit.