Politik

Pentagon rechnet nicht mit Angriff Syriens auf US-Verbündete

Lesezeit: 2 min
22.03.2018 01:20
Das Pentagon erwartet keinen syrischen Angriff auf amerikanische oder britische Verbündete bei al-Tanf.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

In Al-Tanf – an der irakischen Grenze und kilometerweit von der jordanischen Grenze entfernt – sind US-Spezialtruppen im Rahmen der Anti-ISIS-Koalition („Operation Inherent Resolve”) stationiert. Al-Tanf dient seit 2016 als Startpunkt für Operationen gegen ISIS. Zudem werden dort Söldner trainiert, die gegen ISIS kämpfen. Iranische und vom Iran unterstützte Truppen sind in unmittelbarer Nähe des Außenpostens Al-Tanf stationiert, der an der strategisch wichtigen Autobahn Bagdad-Damaskus liegt, berichtet die Crisis Group.

Die US-Streitkräfte in Al-Tanf errichteten eine 55 km lange Zone, in der es derzeit keine Konflikte mehr gibt. Darüber hinaus befinden sich in der Umgebung eine Reihe von Kräften, die pro-syrisch sind und vom Iran unterstützt werden. Die Crisis Group wörtlich: „Mehrere Vorfälle in den vergangenen Monaten unterstreichen das Potential von Al-Tanf als Brennpunkt zwischen US-amerikanischen und iranischen und/oder vom Iran unterstützten Kräften”. Dem Telegraph zufolge befinden sich in Al-Tanf nicht nur US-amerikanische, sondern auch britische Truppen.

In den vergangenen Wochen kamen Berichte auf, wonach die syrische Armee (SAA) und pro-syrische Milizen planen, Al-Tanf einzunehmen, um die syrische Grenze zum Irak und nach Jordanien zu sichern. Auf Nachfrage der Deutschen Wirtschaftsnachrichten, ob das Pentagon derartige Pläne bestätigen könne, sagte ein Sprecher der „Operation Inherent Resolve”: „Um es deutlich zu sagen: Nicht die USA kontrollieren die Garnison in Al-Tanf. Bei Al-Tanf befindet sich eine Einrichtung der Koalition. Wir haben keine Anzeichen dafür, dass das syrische Regime einen Angriff gegen die Koalitionskräfte bei Al-Tanf plant.”

Zuvor hatte DEBKAfile, eine israelische Webseite für militärische und nachrichtendienstliche Analysen, berichtet: „Syrische Militärquellen behaupteten, dass sie am Samstag (10. März 2018, Anm. d. Red.), großangelegte Verstärkungen in der riesigen Wüstenregion zwischen Homs in Zentral-Syrien und dem von den USA gehaltenen Al-Tanf an Syriens Ostgrenze mit dem Irak und Jordanien angehäuft hätten. Die Quellen sagten, die syrische Armee errichte eine 80 Kilometer lange Pufferzone um die Oasenstadt Al-Qarayatyn, um sie zum Hauptquartier für eine Operation zur ,Verfolgung und Vereitelung’ der Truppen-Bewegungen der von den USA unterstützten SDF-Milizen einzusetzen.

DEBKAfiles militärische Quellen bezweifeln, dass Syrien große Truppen zur Verfügung hat, um US-Marines aus Al-Tanf zu vertreiben, weil die SAA sich mehrheitlich in Ost-Ghouta befindet, um dort gegen Söldner zu kämpfen. Die USA haben Russland, Syrien und den Iran davor gewarnt, US-amerikanische Truppen in Ost-Syrien anzugreifen.

Der russische Außenminister hatte im Februar 2018 gefordert, dass der US-britische Stützpunkt in Al-Tanf geschlossen wird. Die USA hätten bei Al-Tanf einseitig eine Einflusszone mit einer Länge von 55 Kilometer eingerichtet. „Diese Zone muss unverzüglich geschlossen werden”, zitiert die Tass Lawrow.

Die Präsenz der SAA und pro-syrischer Milizen an der Grenze zu Jordanien und um Al-Tanf unterstreicht nach einem Bericht vom Washington Institute for Near East Policy (WINEP) den Wunsch von Damaskus, in die Badia zurückzukehren, um die militärische Kapazität der von den USA unterstützten Söldner in Al-Tanf zu neutralisieren.

Die südliche Grenze Syriens habe sich zu einem Hauptkonflikt-Gebiet entwickelt. Von Al-Tanf bis in das Sindschar-Gebirge würden sich zahlreiche bewaffnete „Stellvertreter“-Gruppen tummeln, die im Namen ihrer „Sponsoren“ das Gebiet unter ihre Kontrolle bringen sollen. Das neue Schlachtfeld nach dem Sieg über ISIS werde vorbereitet. Jenes Schlachtfeld werde sich entlang der schiitischen Ost-West-Achse und der sunnitischen Nord-Süd-Achse abspielen, so WINEP. Doch die eigentlich große Gefahr bestehe darin, dass die USA und Russland über ihre Stellvertreter im Syrien-Konflikt in eine Konfrontation in der syrischen Wüste gezogen werden könnten.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Streit ums liebe Geld: UN-Klimagipfel geht in die Verlängerung
22.11.2024

Milliarden für den Klimaschutz – doch wie weit sind die Staaten wirklich bereit zu gehen? Auf der UN-Klimakonferenz in Baku entbrannte...

DWN
Politik
Politik Netanjahu Haftbefehl: Deutschland und die rechtliche Zwickmühle
22.11.2024

Der Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu erschüttert die internationale Bühne. Deutschland sieht sich in einem schwierigen Spagat:...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch kürzt 5.550 Stellen - 3.800 davon in Deutschland
22.11.2024

Bosch steht vor massiven Einschnitten: Bis zu 5.550 Stellen sollen wegfallen, davon allein 3.800 in Deutschland. Die Krise in der...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2025: Nach Kurskorrektur steigt der Goldpreis aktuell - wohin geht die Reise?
22.11.2024

Der Goldpreis steht derzeit im Fokus von Anlegern und Edelmetallexperten. Gerade in unsicheren Zeiten wollen viele Investoren Gold kaufen,...

DWN
Politik
Politik Iranisches Atomprogramm: Teheran will mehr Uran anreichern
22.11.2024

Droht der Iran dem Westen mit neuen Atomwaffen? Die IAEA warnt, Teheran wehrt sich – und eskaliert die Urananreicherung. Jetzt könnten...

DWN
Politik
Politik Dauerbaustelle Autobahn: Sie stehen hier im Stau, weil sich Verkehrsminister Volker Wissing verrechnet hat
22.11.2024

Wenn man im Sommer entspannt durch Frankreich oder Italien über die Autobahnen gleitet, fragt man sich jedesmal aufs Neue: Warum müssen...

DWN
Politik
Politik Krankenhausreform kommt: Lauterbachs Reform passiert den Bundesrat
22.11.2024

Karl Lauterbach freut sich: Der Bundesrat hat das sogenannte "Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz" gebilligt, das Herzensprojekt des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rezession droht im Winter, Euro ist im Sinkflug: Was sind die Gründe?
22.11.2024

Stagnation der deutschen Wirtschaft, ein schwächelnder Euro, miese Stimmung in den Unternehmen: Ökonomen befürchten eine...