Die deutschen Exporte sind im Februar so stark gefallen wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. Die Ausfuhren sanken um 3,2 Prozent zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. „Das ist das größte Minus seit August 2015“, sagte ein Statistiker. Der Rückgang kommt überraschend: Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Wachstum von 0,2 Prozent gerechnet, nachdem es im Januar bereits ein Minus von 0,4 Prozent gegeben hatte.
Besser fällt die Bilanz im Vergleich zum Vorjahresmonat aus. Hier gab es einen Anstieg der Exporte von 2,4 Prozent auf 104,7 Milliarden Euro. Dabei legte das Geschäft mit den Euro-Ländern überdurchschnittlich stark um 5,3 Prozent zu, das mit der gesamten EU um 3,5 Prozent. Die Exporte in den Rest der Welt - von China bis zu den USA - wuchsen dagegen nur um 0,9 Prozent.
Die Importe fielen im Februar um 1,3 Prozent zum Vormonat und damit bereits den zweiten Monat in Folge. Es war zugleich der kräftigste Rückgang seit Juni 2017. Der um saisonale Schwankungen bereinigte Exportüberschuss fiel mit 18,9 Milliarden Euro so niedrig aus wie seit über einem Jahr nicht mehr.
„Die Anzeichen für schlechtere Geschäfte im Außengeschäft mehren sich“, sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. Da auch die Produktion schrumpfte und die Aufträge kaum noch wuchsen, dürfte der Aufschwung merklich an Dynamik verloren haben.
„Es ist der schwächste Start in ein neues Jahr seit 2009“, betonte Ökonom Carsten Brzeski von der ING Diba. „Es zeichnet sich inzwischen ein verhageltes erstes Quartal ab“, pflichtete DekaBank-Experte Andreas Scheuerle bei. „Der schwache Start in das Jahr 2018 ist nur schwer zu erklären, denn an den guten Rahmenbedingungen hatte sich in den ersten drei Monaten kaum etwas geändert.“ Das Bruttoinlandsprodukt dürfte der Commerzbank zufolge im Auftaktquartal allenfalls um 0,5 Prozent zulegen, nach Raten zwischen 0,6 und 0,9 Prozent in den vier Quartalen 2017.
Insgesamt ging die wirtschaftliche Aktivität in Deutschland zu Jahresbeginn deutlich zurück. So sanken im Februar nicht nur die Bestellungen der Industrie, sondern auch die Umsätze des Einzelhandels.
Die von US-Präsident Donald Trump angefachten Spannungen im internationalen Handel verunsichern die Anleger in der Euro-Zone zusehends. Das von der Beratungsfirma Sentix ermittelte Konjunkturbarometer fiel im April den dritten Monat in Folge, wie aus den am Montag veröffentlichten Umfragedaten hervorgeht. Es sank um 4,4 Punkte auf 19,6 Punkte. Das Unternehmen befragte insgesamt 982 Investoren.
„Die Schönwetterperiode für die Konjunktur in der Euro-Zone geht zu Ende“, so Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy. Dies zeige sich insbesondere in einer deutlichen Eintrübung der Konjunkturerwartungen. Die Anleger seien „zutiefst besorgt“ über die Zollankündigungen Trumps, die entsprechende Gegenmaßnahmen auslösten.
Auch die deutsche Wirtschaft habe mächtig Gegenwind, sagte Hussy. Die innenpolitischen Rahmenbedingungen unter der großen Koalition würden zunehmend als Belastung und erste Anzeichen von Schwäche wahrgenommen. Und auch die Geopolitik leiste ihren Beitrag für gebremsten Optimismus der Exportnation. Die Konjunkturerwartungen für Deutschland fallen laut Sentix so niedrig aus wie zuletzt im Oktober 2014.