Politik

Russland warnt vor neuem Chemie-Angriff in Syrien

Lesezeit: 3 min
13.06.2018 00:02
Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums bereiten Söldner einen Chemiewaffen-Angriff in der syrischen Region Deir Ezzor vor.
Russland warnt vor neuem Chemie-Angriff in Syrien

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Nach Informationen des Sprechers des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, bereiten angeblich Mitglieder der Freien Syrischen Armee (FSA) unter Beteiligung von Spezialeinheiten in der syrischen Provinz Deir Ezzor eine "Provokation" unter Einsatz von „Chlor” vor. Russland gibt an, dass dieser Aktion ein Angriff der von den USA angeführten Koalition auf die Syrische Armee folgen könnte. Die Russen hatten vor einigen Monaten vor einem Chemiewaffen-Einsatz in Douma gewarnt. Die westliche Koalition hat die russischen Vorwürfe einer Provokation stets entschieden zurückgewiesen und ihrerseits die Russen beschuldigt, zuwenig getan zu haben, um den Einsatz von Chemiewaffen im syrischen Krieg zu verhindern. Eine Aufklärung des Anschlags von Douma liegt bis heute nicht vor, obwohl Vertreter der OPCW in die Region gereist waren, um die Fakten herauszufinden.

„Nach Angaben, die in Syrien von drei unabhängigen Sendern bestätigt wurden, bereitet das Kommando der so genannten ’Freien Syrischen Armee’ mit Unterstützung der Streitkräfte der US-Spezialeinheiten eine schwere Provokation mit chemischen Kampfstoffen in der Provinz Deir Ezzor vor”, zitiert die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS Konaschenkow.

Mitglieder der FSA sollen Chlorflaschen in die Provinz Deir Ezzor transportiert haben, um einen Chemie-Angriff zu simulieren. Das Chlor soll gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt werden. Ein inszeniertes Video vom Angriff soll dann anschließend „einen Raketenangriff auf syrische staatliche Einrichtungen durch die US-geführte Koalition auslösen und eine Offensive von militanten Kämpfern gegen syrische Regierungstruppen am Ostufer des Euphrat rechtfertigen”, sagte der Sprecher.

Newsweek berichtet: „Im April führten die USA, Frankreich und das Vereinigte Königreich mehrere Luftangriffe gegen syrische Ziele aus, nachdem sie die Regierung von Präsident Baschar al-Assad in Damaskus beschuldigt hatten, chemische Waffen bei einem Angriff auf die Stadt Douma einzusetzen. Assad sagte dem Blatt The Mail, dass die britische Regierung Seite an Seite mit den White Helmets (...) gearbeitet habe, damit die westlichen Verbündeten den ’PR-Trick’ als Vorwand nehmen, um sein Regime anzugreifen. Im Jahr 2017 sagte Präsident Wladimir Putin über den staatlichen Fernsehsender Mir, dass der chemische Angriff von Khan Scheichun vom 4. April mit toxischem Sarin-Gas eine ’Provokation’ sei, die von westlichen Verbündeten zusammen mit regierungsfeindlichen syrischen Truppen inszeniert wurde. Auf dem G7-Gipfel in der vergangenen Woche einigten sich die USA, Kanada und einige europäische Verbündete im hochdiskutierten Kommuniqué auf eine Koalition gegen die russische Aggression in Syrien. ’Wir fordern Russland eindringlich auf, sein destabilisierendes Verhalten, demokratische Systeme zu untergraben und das syrische Regime zu unterstützen, einzustellen. Wir verurteilen den Angriff mit einem Militär-Agenten in Salisbury im Vereinigten Königreich.’”

Das Kommuniqué wurde vom EU-Rat im Wortlaut veröffentlicht.

Kämpfe in Hama

Die syrische Armee (SAA) hat am Dienstag in der nördlichen Landschaft von Hama eine Militäroperation gegen Verbände von Hayat Tahrir al-Sham (HTA), die die Nachfolgeorganisation der Al-Nusra-Front ist, durchgeführt. Die SAA richtete ihre Angriffe auf HTS-Positionen in der Umgebung der Stadt al-Latameneh. Dabei wurden vier HTS-Mitglieder getötet und mehrere Militärfahrzeuge zerstört. Unter den Getöteten soll sich auch ein bekannter Söldner mit dem Namen „Zaher al-Mahmoud” befinden. Doch das Syrian Network for Human Rights (SNHR), behauptet, „Zaher al-Mahmoud” sei ein „Zivilist” gewesen. Das SNHR wurde im Jahr 2011 in Großbritannien gegründet. Es hat seinen Sitz in London und agiert als unterstützende Kraft der Zivilschutzorganisation White Helmets, die ausschließlich in den Gebieten der Al-Nusra-Front humanitäre Leistungen tätigt.

Süd-Syrien und Golan

Am vergangenen Sonntag hat die israelische Armee (IDF) auf den Golan-Höhen eine Militärübung durchgeführt. DEBKAfile führt aus: „Tausende von Militärreservisten wurden aufgefordert, sich mit voller Ausrüstung für den sofortigen Einsatz zu melden und direkt von ihren Häusern und Arbeitsplätzen zu kommen. Dass die plötzliche IDF-Ankündigung keinen Zeitplan für das Ende der Übung festlegte, deutete darauf hin, dass ein direkter Zusammenhang zur Ankündigung Syriens, in der aktuellen Woche eine Militäroffensive in der Quneitra-Region - am Golan – durchzuführen, besteht. Die Ankündigung bezog sich auch auf eine Doppeloffensive gegen die Daraa-Provinz an der jordanischen Grenze. Die teilnehmenden Einheiten wurden als 4. gepanzerte Division der syrischen Armee für Quneitra und die ’Tiger Force’ (...) benannt. Israels Golan-Übung wurde angekündigt, um die syrische Offensive zu verhindern (...) Nach Angaben von DEBKAfile soll die syrische Offensive jedoch in Zusammenarbeit mit Hisbollah-Kräften und der pro-iranischen schiitischen Miliz Liwa Abu Fadl al-Abbas aus Afghanistan stattfinden, die unter Offizieren der Revolutionsgarden kämpft, die sich bereits außerhalb von Quneitra positioniert haben.”

In den vergangenen Tagen haben Söldner, die in Quneitra und Daraa gegen Syrien kämpfen, zahlreiche Baumplantagen und Felder in Brand gesetzt. Die Ernte wurde nahezu komplett zerstört.

Israel hat ein strategisches Interesse daran, im Süden von Syrien eine Sicherheitszone ins Leben zu rufen. The Intercept führt aus: „Die Sicherheitszone soll die syrische Armee und ihre iranischen und libanesischen Verbündeten so weit wie möglich von Israels Grenze fernhalten und Israels Kontrolle über die besetzten Golanhöhen festigen. Israel eroberte 1967 den syrischen Golan im Sechstagekrieg. Die Ausweitung einer Pufferzone würde in Zukunft wahrscheinlich Verhandlungen über die Rückkehr des syrischen Territoriums erschweren, da die Golanhöhen auf beiden Seiten von Gebieten mit bedeutendem israelischen Einfluss umgeben sein würde.“

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Ukraines Präsident, Wolodymyr Selenskyj, dankt Deutschland für die Unterstützung. Die Außenminister beider Länder, Baerbock und...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Technologie
Technologie Turbulenzen bei Tesla: Stellenabbau und düstere Prognosen für 2024
19.04.2024

Nach einem Stellenabbau bei Tesla prognostizieren Experten ein „Durchhänger-Jahr“ für Elektromobilität 2024, während Tesla auf...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...