Finanzen

Italien: Spekulationen um Anleihe-Kaufprogramm der EZB

Medienberichten zufolge erwägt die italienische Regierung, die EZB zu bitten, ihr Anleihekaufprogramm zu verlängern.
29.08.2018 16:18
Lesezeit: 1 min

Die italienische Regierung erwägt einem Pressebericht zufolge, die Europäische Zentralbank (EZB) um eine Fortführung ihrer milliardenschweren Anleihekäufe zu bitten. Dies berichtete die Tageszeitung La Stampa am Mittwoch unter Berufung auf namentlich nicht genannte italienische Offizielle, wie die dpa berichtet. Die italienische Regierung stellt sich demnach ein neues EZB-Kaufprogramm vor - möglicherweise unter anderem Namen als das aktuelle Programm PSPP. Dieses will die EZB nach derzeitigen Planungen zum Jahresende auslaufen lassen.

Vize-Regierungschef Luigi Di Maio dementierte die Spekulationen. Die Europäische Zentralbank sei nicht ersucht worden, im Falle eines Vertrauensverlustes von Investoren, Anleihen zu kaufen, sagte di Maio am Mittwoch in Kairo. „Wir fragen bei niemandem um Hilfe nach, denn es gibt keinen spekulativen Angriff.“

Seit März 2015 erwirbt die EZB mit ihrem Kaufprogramm Staatsanleihen aus allen Euroländern, darunter Italien. Offizielles Ziel der Käufe ist es, die Inflation zu erhöhen und das Wirtschaftswachstum anzuschieben. Zugleich führten die insbesondere in Deutschland umstrittenen Käufe zu höheren Kursen der Staatspapiere und im Gegenzug zu sinkenden Renditen. Das hat die Refinanzierungskosten der Eurostaaten deutlich ermäßigt – was wahrscheinlich das Hauptziel der Maßnahmen darstellt.

Anleger haben am Mittwoch bei italienischen Anleihen zugegriffen. Im Gegenzug sank die Rendite der zehnjährigen Titel um drei Basispunkte auf 3,15 Prozent.

Die italienische Regierung plant eine deutliche Erhöhung der Staatsausgaben zur Finanzierung ihrer umfangreichen Wahlversprechen. An den Märkten haben diese Pläne zu einer spürbaren Erhöhung der Refinanzierungskosten des italienischen Staats geführt, weil Zweifel an der fiskalischen Stabilität des Landes geweckt wurden. Italien ist bereits jetzt mit mehr als 130 Prozent seiner Wirtschaftsleistung verschuldet.

Wie die Financial Times berichtet, hatten italienische Banken in den vergangenen Monaten in großem Umfang Anleihen des Staates gekauft, weil sich ausländische Investoren in großem Stil zurückgezogen hatten.

Im Mai erwarben italienische Banken Staatsanleihen im Umfang von 28 Milliarden Euro, im Juni waren es 14 Milliarden Euro und im Juli schließlich nur noch 4 Milliarden Euro. Insgesamt stockten die heimischen Banken ihre Bestände an italienischen Staatsanleihen im zweiten Quartal um mehr als 40 Milliarden Euro auf, was den höchsten Zuwachs seit dem Jahr 2012 darstellt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Waffenruhe Ukrainekrieg: Bringt der Tod von Papst Franziskus Frieden?
26.04.2025

Historisches Treffen bietet Chance für Durchbruch bei Friedensverhandlungen: Neben dem US-Präsidenten hat sich auch Frankreichs...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Reichster Ostdeutscher: Wie ein Unternehmer einen kleinen DDR-Betrieb zum globalen Player macht
26.04.2025

Rekord-Umsatz trotz Krisen: Der Umsatz von ORAFOL betrug im Jahr 2024 betrug 883 Millionen Euro – ein Rekordjahr trotz Wirtschaftskrise....

DWN
Technologie
Technologie Mit KI zum Durchbruch: Wie die Wellenkraft zur nächsten Energie-Revolution werden soll
26.04.2025

Europa steht vor der nächsten Energie-Revolution: Mit Hilfe künstlicher Intelligenz könnte die bislang unterschätzte Wellenkraft zur...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mobiles Geld: Afrika revolutioniert die Finanzwelt – und überholt den Westen
26.04.2025

Während Europa und die USA noch über die Zukunft digitaler Bezahlsysteme diskutieren, hat Afrika längst Fakten geschaffen. Der Kontinent...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Habecks katastrophale Wirtschaftsbilanz: Wirtschaft stagniert langfristig - drittes Jahr in Folge kein Wachstum
26.04.2025

Ein drittes Jahr ohne Wachstum, eine düstere Prognose und ein scheidender Wirtschaftsminister, der für das desaströse Ergebnis...

DWN
Panorama
Panorama Können Tierversuche durch neue Technologien ersetzt werden?
26.04.2025

Mehr als eine Million Mäuse, Fische, Kaninchen oder auch Affen werden jedes Jahr in Versuchen eingesetzt. Ob es um Medikamente gegen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datenstrategie 2025: Warum KI-Erfolg in Unternehmen ein neues Mindset braucht
26.04.2025

Viele KMU lassen bei Daten und KI ihr Innovationspotenzial ungenutzt. Wiebke Reuter, Fachanwältin für Informations- und Technologierecht...

DWN
Politik
Politik PIMS-Syndrom bei Kindern: Corona-Folgeschäden - Grund für schwere Entzündungen entdeckt
26.04.2025

Lockdowns und Impfungen führten nicht nur zu psychischen Erkrankungen bei Kindern: Einige leiden seit der Corona-Infektion an heftigen...