Finanzen

Industrie verzeichnet erneuten Rückgang bei Aufträgen

Die Aufträge der deutschen Industrie sind im Juli erneut unerwartet zurückgegangen.
06.09.2018 09:43
Lesezeit: 1 min

Der Auftragsschwund in der deutschen Industrie hat sich zu Beginn der zweiten Jahreshälfte wegen der schwächelnden Auslandsnachfrage überraschend fortgesetzt. Das Neugeschäft schrumpfte im Juli um 0,9 Prozent zum Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Donnerstag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten hingegen mit einem Anstieg von 1,8 Prozent gerechnet. Im Juni hatte es mit 3,9 Prozent den stärksten Rückgang seit rund anderthalb Jahren gegeben. Zudem schrumpfte die Produktion der deutschen Industrie.

„Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe haben sich, nach einem sehr dynamischen zweiten Halbjahr 2017, seit Jahresbeginn merklich abgeschwächt“, erklärte das Ministerium. „Dabei dürften die weltweiten Verunsicherungen durch Handelskonflikte eine Rolle gespielt haben.“

Darüber hinaus gebe es Engpässe bei der Zulassung neuer Autos wegen strengerer Abgasregeln (WLTP). Dadurch seien die Bestellungen von Fahrzeugen gesunken. „Ein Teil davon dürfte nachgeholt werden“, erwartet das Ministerium.

Das Auslandsgeschäft schrumpfte im Juli um 3,4 Prozent. Die Bestellungen aus der Euro-Zone fielen um 2,7 Prozent, die aus dem Rest der Welt um 4,0 Prozent. Die Inlandsnachfrage wuchs dagegen um 2,4 Prozent.

„Es stellt sich die Frage: Was ist hier im Busch? Führt die Zolldiskussion doch bereits schon zu größerer Zurückhaltung bei Bestellungen? Was zu den Auftragseingängen nicht passt, ist die noch immer gute Stimmung in der deutschen Industrie. Das heutige Zahlenmaterial wirft also eine ganze Reihe von Fragezeichen auf. Die Auftragsdaten ermahnen zur Demut. Möglicherweise fällt das zweite Halbjahr für die deutsche Volkswirtschaft holprig aus – holpriger jedenfalls als bislang angenommen“, wird Thomas Gitzel von der VP Bank von Reuters zitiert.

Zuletzt hatte es vermehrt Anzeichen dafür gegeben, dass das Wachstum der Weltwirtschaft an Tempo verliert.

Ökonomen vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) rechnen mit einem baldigen Ende des Aufschwungs in Deutschland. Zwar sei die Hochkonjunktur noch nicht vorbei, sagte IfW-Experte Stefan Kooths anlässlich der am Donnerstag vorgelegten Herbstprognose des Instituts. „Deutschland muss sich aber auf den Abschwung gefasst machen.“ Bereits zu Beginn des kommenden Jahrzehnts sei mit ausgereizten Kapazitäten zu rechnen. Dann dürfte es Engpässe etwa beim Personal und bei Gütern geben, die für die Produktion notwendig sind. Besonders betroffen sei die Bauwirtschaft.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Armenien kehrt Russland den Rücken – und öffnet sich dem Westen
23.06.2025

Armenien verabschiedet sich von Russland als Schutzmacht. Der Kreml sieht tatenlos zu – der Westen greift zu. Was das für Europa und...

DWN
Politik
Politik EU knickt ein: Russland darf weiter an Öl-Milliarden verdienen
23.06.2025

Die EU wollte Russland mit einer drastischen Senkung der Ölpreisobergrenze Milliarden entziehen. Doch angesichts wachsender Krisen rudert...

DWN
Finanzen
Finanzen Bankgeschäfte im Wandel: Online-Banking auf dem Vormarsch – auch bei Älteren
23.06.2025

Digitale Bankgeschäfte sind längst keine Domäne der Jüngeren mehr. In Deutschland steigt die Nutzung von Online-Banking quer durch alle...

DWN
Finanzen
Finanzen Börse aktuell: DAX-Kurs zum Start unter Druck nach US-Angriff auf den Iran, Ölpreise steigen
23.06.2025

Die Börse steht unter Druck: Nach dem überraschenden US-Angriff auf iranische Atomanlagen herrscht Verunsicherung an den Aktienmärkten....

DWN
Panorama
Panorama Israel Iran Konflikt: Trump signalisiert Unterstützung für Machtwechsel im Iran
23.06.2025

US-Präsident Donald Trump deutet nach den Bombardierungen der Atomanlagen im Iran durch das US-Militär Unterstützung für einen Wechsel...

DWN
Technologie
Technologie Mensch und Maschine: Die Zukunft der Cyberabwehr
23.06.2025

Cyberangriffe werden raffinierter, herkömmliche Schutzmechanismen reichen nicht mehr aus. Moderne Sicherheitszentren setzen daher auf eine...

DWN
Immobilien
Immobilien Miete bald unbezahlbar? Mehr als die Hälfte des Gehalts für die Miete
23.06.2025

Als Mieter müssen viele Menschen mittlerweile mehr als die Hälfte ihres Einkommens für ihre Bleibe bezahlen. Wie eine repräsentative...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrpflicht in Deutschland: Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
22.06.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...