Finanzen

Geschäft mit Bitcoin-Geldautomaten boomt, Firmen investieren massiv

Die Zahl der Bitcoin-Geldautomaten wächst rasant. Die Betreiber der Maschinen investieren derzeit massiv in Schwellenländern, wo der Zugang zu Banken schwierig und die Inflation hoch ist.
Autor
25.01.2019 22:43
Lesezeit: 4 min

TOP-Meldung

Geschäft mit Bitcoin-Geldautomaten boomt, Firmen investieren massiv

Laut Aussagen großer Unternehmen, die weltweit Bitcoin-Geldautomaten betreiben, laufen die Geschäfte derzeit sehr gut, trotz der Preiseinbrüche bei Kryptowährungen im vergangenen Jahr.

Matias Goldenhörn, Direktor von Athena Bitcoin in Lateinamerika, sagte zu CoinDesk, dass Bitcoin-Geldautomaten in den Schwellenländern "eine echte Alternative zu Banken werden". Vor dem Hintergrund erheblicher Preisschwankungen bei den lokalen Fiat-Währungen habe sich Bitcoin als relativ stabil erwiesen.

Laut aktuellen Schätzungen von Coin ATM Radar sind heute weltweit 4.213 Kryptowährungs-Geldautomaten in Einsatz. Zwar bieten die meisten von ihnen ausschließlich Bitcoin an. Doch einige der Geräte unterstützen auch eine breite Palette anderer digitaler Assets.

Jorge Farias, CEO des in Panama ansässigen Startups Cryptobuyer, bereitet derzeit die Eröffnung des ersten Bitcoin-Geldautomaten Venezuelas in Caracas vor, der auch andere Kryptowährungen neben Bitcoin unterstützt.

Zwar ist die Maschine bereits betriebsbereit, sie soll aber erst Anfang Februar in Betrieb gehen. Aus Sicherheitsgründen sei es wichtig, dass sich die aktuellen Unruhen und die starke Nachfrage nach Bitcoin im Land vor dem öffentlichen Start etwas beruhigen.

Bitcoin-Geldautomaten boomen in Lateinamerika

Obwohl sich die Mehrheit der Bitcoin-Geldautomaten derzeit in Nordamerika befindet, wächst die Nachfrage in den Ländern Lateinamerikas rasant.

Laut Goldenhörn erwirtschaftete Athena Bitcoin im Jahr 2018 einen Nettogewinn von 3 Millionen US-Dollar, nachdem in Lateinamerika 25 neue Maschinen installiert wurden. Dies ist zum Teil auf venezolanische Auswanderer in Kolumbien und Argentinien zurückzuführen, die zeigen, dann man auch ohne Bankkonto Zugang zu Geld hat.

"In den USA nutzen unsere Kunden überwiegend unsere Maschinen, um Bitcoin zu kaufen", sagte Goldenhörn. "In Kolumbien ist es umgekehrt, die Leute nutzen die Geldautomaten, um Bargeld abzuheben." Einige dieser Maschinen befinden sich in Lateinamerikas Walmart-Großmärkten.

Athena Bitcoin bemüht sich derzeit um eine Serie-A-Finanzierung in Höhe von 7 Millionen US-Dollar, sagte Goldenhörn. Mit dem Geld plane das Unternehmen im laufenden Jahr bis zu 150 neue Bitcoin-Geldautomaten in ganz Lateinamerika aufzustellen. Man sei nicht einzige Startup, das die Chancen in der Region erkannt habe.

Als die Inflationsrate in Argentinien im Jahr 2018 auf über 46 Prozent stieg - ganz zu schweigen von der dramatischen Wirtschaftskrise in Venezuela -, gründete Farias vom südafrikanischen Venture-Capital-Unternehmen Invictus Capital den neuen Geschäftsbereich Cryptobuyer mit sechs Bitcoin-Geldautomaten in Panama.

Im Jahr 2019 plant Cryptobuyer die Eröffnung weiterer Geldautomaten: 10 in Argentinien, 10 in Mexiko und 10 in Venezuela. Denn Farias beobachtet in diesen Ländern, dass die Inflation bei Menschen ohne Bankkonto die Nachfrage nach Bitcoin erhöht.

"Der Fokus liegt momentan auf Mexiko und Argentinien, wo die meisten Einwanderer aus Venezuela leben", sagte Farias. "Diese 65-jährige Frau kam eines Tages mit einem Stück Papier und einem gedruckten QR-Code zu einem unserer Standorte in Panama." Ihr Sohn in Venezuela habe gesagt, mit diesem Papier könnte sie ihm Geld schicken.

Für kleine Transaktionsbeträge scheint diese Überweisungsmethode den Bestimmungen der Geldüberweisungsvorschriften in Panama zu unterliegen. Doch Farias sagt, dass sein Team häufig mit lokalen Aufsichtsbehörden in Kontakt steht, da sich die Regulierung in naher Zukunft ändern könnte. "Sie erlauben uns zu arbeiten, weil es derzeit keine spezifische Regulierung gibt."

Der Verkäufer von Bitcoin-Geldautomaten BitAccess wird in Kürze bis zu 70 verschiedene Token unterstützen. Mitbegründer Moe Adham sagte zu CoinDesk, dass neben Bitcoin auch Ethereum, Litecoin und Tron die größte Nachfrage bei Betreibern und Anwendern haben.

Laut Adham hat sich die Nachfrage nach Bitcoin im Jahr 2018 erstmals von der Volatilität des Marktes abgekoppelt. "Der Preis sank, aber die Nachfrage stieg von Monat zu Monat." So stieg die Nutzung von BitAccess-Maschinen im November 2018 um mehr als 9 Prozent, während der Bitcoin-Preis unter 6.000 Dollar sank.

Die durchschnittlichen Kauf- und Verkaufsbeträge an den Maschinen von BitAccess sind seien März 2018 relativ konstant geblieben, etwa 100 bis 250 Dollar. Die 242-Maschinen von BitAccess befinden sich überwiegend in Nordamerika und Europa, vier in Vietnam.

Verkäufer mit einem internationaleren Kundenstamm wie der in der Schweiz ansässige Einzelhändler Lamassu haben ebenfalls festgestellt, dass die Nachfrage in Asien, im Nahen Osten und in Lateinamerika schneller wächst.

"Singapur war bei uns sehr beliebt, auch in Malaysia", sagte der CEO von Lamassu, Zach Harvey, zu CoinDesk. "Israel auch, wir hatten wahrscheinlich bis 2018 nur einen Bitcoin-Geldautomaten. Jetzt haben wir 20 Maschinen in Israel."

Regulierung ist nicht das größte Problem

Da immer mehr Menschen Bitcoin-Geldautomaten verwenden, um Bargeld umzuwandeln und grenzüberschreitende Transaktionen durchzuführen, birgt die undurchsichtige regulatorische Landschaft immer größere Hürden.

Im vergangenen Oktober verhaftete die indische Polizei den Mitbegründer der indischen Börse Unocoin, nachdem das Unternehmen in Bangalore einen Geldautomaten mit mehreren Kryptowährungen eröffnet hatte.

Der Mitbegründer von Unocoin, Sathvik Vishwanath, der inzwischen wieder freigelassen wurde, weil er kein bestimmtes Gesetz verletzt hatte, sagte zu CoinDesk, die Polizei habe die Maschine konfisziert, weil es unklar sei, ob die Betreiber eine Lizenz benötigen.

"Wir erwarten das Urteil über die Aufhebung dieser Beschränkung durch den Obersten Gerichtshof", sagte Vishwanath. Bis Ende Februar rechne er mit einem Urteil.

Sowohl Zach Harvey von Lamassu als auch Goldenhörn von Athena Bitcoin sagen, sie müssen in jedem Staat eine spezielle Herangehensweise im Hinblick auf die Einhaltung von Vorschriften haben und ein Verfahren zur rechtlichen Überprüfung sowohl für sich selbst als auch für ihre Partner.

Lamassu-Maschinen bieten den Betreibern die Möglichkeit, Ethereum, Bitcoin Cash, Zcash, Litecoin und Dash zu unterstützen. "Je nachdem, in welcher Gerichtsbarkeit Sie sich befinden, gibt es unterschiedliche Anforderungen", sagt CEO Harvey.

Alles in allem sagte Adham, dass sein Unternehmen in den letzten vier Quartalen „Cashflow-positiv“ war und dass die wachsende Nachfrage wirtschaftliche Anreize für Innovationen in diesem Bereich schafft.

"Ich glaube nicht, dass Compliance die größte Hürde ist", sagte er. Die größte Herausforderung bestehe darin, Quellen echter Nachfrage ausfindig zu machen und zu bedienen.

Weitere Meldungen

Meldungen vom 24.01.

Meldungen vom 23.01.

Meldungen vom 22.01.

Meldungen vom 21.01.

Meldungen vom 18.01.

Meldungen vom 17.01.

Mehr Krypto-Themen finden Sie hier.

Weitere Meldungen aus dem Tech-Report der DWN finden Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Weil Eltern keine Superhelden sein müssen!

Familien haben ihren ganz speziellen Vorsorgebedarf, der mit den Kindern wächst und sich verändert. Unterstützen Sie Familien bei der...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik The Atlantic: Trump-Berater planten Militärschlag per Signal-Chat – das ganze Desaster im Wortlaut
26.03.2025

Durchgesickerte Nachrichten aus einem privaten Chat hochrangiger US-Regierungsvertreter unter Donald Trump sorgen für Aufsehen. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen Eutelsat-Aktie: EU-Pläne zu Starlink-Ausschuss lassen Kurs explodieren
26.03.2025

Die jüngsten Kurssprünge der Eutelsat-Aktie sind auf mögliche EU-Aufträge zurückzuführen. Bleiben diese aus, könnte es schnell...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ende der Schuldenbremse: Milliarden für die Wirtschaft - Booster oder Belastung?
26.03.2025

Für Unternehmen und Arbeitnehmer birgt das milliardenschwere Schuldenpaket Chancen – aber auch Risiken: höhere Steuern, steigende...

DWN
Politik
Politik Nato-Generalsekretär warnt Russland: "Unsere Antwort wird zerstörerisch sein"
26.03.2025

Nato-Generalsekretär Mark Rutte hat in Warschau die Entschlossenheit des Bündnisses zur Verteidigung seiner östlichen Flanke...

DWN
Finanzen
Finanzen Bayer-Aktie: Glyphosat-Urteil verunsichert Anleger - Kurs extrem volatil
26.03.2025

Ein US-Gericht hat Bayer in einem Glyphosat-Prozess zu einer Milliarden-Schadenersatzzahlung verurteilt. Anleger zeigten sich am Montag...

DWN
Politik
Politik Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und SPD: Bei diesen Streitthemen knirscht es noch
26.03.2025

Union und SPD haben sich auf ein großes Finanzpaket für Verteidigung und Infrastruktur verständigt. Doch in zentralen Streitpunkten wie...

DWN
Finanzen
Finanzen SAP-Aktie stürzt nach März-Kursrallye ab
26.03.2025

SAP hat Novo Nordisk als wertvollstes Unternehmen Europas abgelöst. Die Marktkapitalisierung übertrifft den ehemaligen Spitzenreiter um 4...

DWN
Politik
Politik Russlands Außenminister Lawrow: Nordstream-Pipelines im Fokus der USA
26.03.2025

Drei von vier Strängen der Nordstream-Pipelines liegen zerstört in der Ostsee. Dennoch bleiben sie ein Thema für Russland und die USA....