Containerschiffe bilden das Rückgrat des Welthandels. Sie transportieren so unterschiedliche Dinge wie Kleidung, Lebensmittel, Möbel, Elektronik und Fertigungsteile für die Schwerindustrie. Doch die Branche steht derzeit vor massiven Problemen.
In den Jahren vor der Finanzkrise von 2008 hatte die Containerschifffahrt die Globalisierung angeheizt. Die Nachfrage nach dem Handel über die Ozeane war damals jährlich um bis zu 8 Prozent angestiegen.
In der Folge des Booms wurden massiv Containerschiffe gebaut. Doch die vielen neuen Schiffe erzeugten weltweit so viel überschüssige Tonnage, wie man bei den derzeitigen Lieferraten in mehr als zwei Jahren produziert.
Das weltweite Überangebot in der Containerschifffahrt sowie die künftig höheren Treibstoffkosten haben zur Folge, dass die Frachtraten auf einigen der größten Seehandelsrouten auch weiterhin ein Minusgeschäft sein werden.
Chinas Wirtschaft verlangsamt sich bereits seit längerem, und nun wird die Containerschifffahrt zusätzlich durch den Handelskrieg zwischen Washington und Peking schwer getroffen. Die Betreiber reduzieren bereits ihre Prognosen für das Gesamtjahr.
"Wir sehen eindeutig ein rückläufiges globales Wirtschaftswachstum", sagt Soren Skou, Chef der weltgrößten Containerschiffsreederei A. P. Møller-Mærsk vor kurzem in einer Telefonkonferenz für Investoren.
„Wir sehen insbesondere Schwächen in China und Europa. Wir gehen davon aus, dass das Wachstum der Containernachfrage von 3,7 bis 3,8 Prozent im letzten Jahr auf 1 bis 3 Prozent in diesem Jahr zurückgehen wird", zitiert ihn das Wall Street Journal.
Der in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen ansässige Logistik- und Energiekonzern erwartet für das Jahr 2019 erhebliche Unsicherheiten, weil weitere Beschränkungen des Welthandels drohten.
Eine neue Verordnung der Internationale Seeschifffahrts-Organisation zur Senkung der Schwefelemissionen in Schiffsabgasen werde "die Treibstoffpreise signifikant erhöhen", so Maersk.
Branchenexperten erwarten, dass die Treibstoffkosten für Schiffe um rund ein Drittel ansteigen werden, wenn die Verordnung der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation Anfang kommenden Jahres in Kraft tritt.
Der Aktienanalyst David Kerstens von Jefferies LLC hat letzte Woche in einem Bericht das Ziel der Investmentbank für Maersk-Aktien gesenkt, teilweise basierend auf den vorsichtigen Aussichten des Logistikunternehmens für das Jahr.
Seiner Einschätzung zufolge bleibt "irrationales Verhalten im Preiswettbewerb" der Hauptrisikofaktor und könnte möglicherweise eine Verdrängung unter den kleineren Verlusten und finanziell notleidenden asiatische Gesellschaften auslösen.
Das Beratungsunternehmen AlixPartners LLP sagte kürzlich in einem Bericht, dass Schiffe auf der Hauptroute zwischen Asien und Europa die Frachtraten um 40 Prozent und für den Transpazifikraum um 33 Prozent erhöhen müssten.
Allerdings macht die ungewisse Verfügbarkeit sauberer Kraftstoffe eine Preisschätzung schwierig. "Es hat den Schifffahrtsmarkt, den Transportmarkt, zu einem Casino gemacht", sagte Andreas Hadjiyiannis, Präsident der Union der Reedereien von Zypern.
Die anhaltende Auseinandersetzung zwischen den USA und China führte im zweiten Halbjahr 2018 zu einem starken Anstieg des Versandvolumens, weil die Unternehmen Aufträge vorgezogen haben, um den erwarteten Zöllen vorherzukommen.
Und Soren Skou von Maersk erwartet für das laufende Jahr weitere Handelsspannungen zwischen den USA und China. Zudem gebe es beim Thema Zölle auch eine ausstehende Diskussion zwischen den USA und Europa.
Der Londoner Schiffsmakler Braemar ACM schätzt, dass die Nachfrage nach Containerschiffen in den nächsten vier Jahren zwischen 2 und 3 Prozent pro Jahr steigt, während die Flotten mit einer jährlichen Rate von 5 Prozent wachsen werden.
Etwa ein Drittel der neuen Tonnage wird aus extrem großen Containerschiffen bestehen, die bis zu 22.000 Container transportieren können. Maersk hat diese Giganten bereits im Jahr 2013 vorgestellt.
Andere Transportunternehmen folgten rasch und setzten Dutzende dieser Schiffe auf den Strecken zwischen Asien und Europa ein. Durch die Unterbringung tausender Container auf einem einzelnen Schiff wollte man Milliarden sparen.
Doch nun haben die Betreiber erhebliche Probleme damit, die Schiffe voll zu bekommen, und geraten dabei in Konflikte mit den Lieferketten. Denn durch das Warten auf Container drohen Verzögerungen bei Lieferungen und verärgerte Kunden.