Finanzen

Flash Crash bringt britisches Pfund zum Absturz

Lesezeit: 2 min
07.10.2016 09:53
Am Freitag ist der Kurs des britischen Pfund unerwartet heftig eingebrochen. Händler machten technische Probleme dafür verantwortlich. Die Episode zeigt die Risiken des computergesteuerten Devisenhandels auf.
Flash Crash bringt britisches Pfund zum Absturz

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Das britische Pfund ist am Freitagmorgen an den asiatischen Märkten rasant abgestürzt, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet. In Tokio gab die Währung binnen kurzer Zeit um mehr als sechs Prozent gegenüber dem Dollar nach. Plötzlich war ein Pfund nur noch 1,1841 Dollar wert - das war der tiefste Stand seit 1985. Danach erholte sich die Währung sehr schnell wieder auf einen Wert von etwa 1,24 Dollar.

Was genau den „Flash Crash“ auslöste, blieb zunächst unklar. „Was da passiert ist, war irre“, zitierte die Finanznachrichtenagentur Bloomberg den Analysten Naeem Aslam von Think Markets. Einige Beobachter verwiesen auf Äußerungen des französischen Präsidenten François Hollande am Donnerstagabend in Paris. Er hatte für einen harten Umgang mit Großbritannien im Zusammenhang mit dem EU-Austritt des Landes plädiert.

Analyst Angus Nicholson von IG Markets sprach von einem „Algorithmus-getriebenen Flash Crash“. Minori Uchida von der Bank of Tokyo-Mitsubishi sagte der Nachrichtenagentur AFP, offenbar seien mehrere Verkaufsaufträge für das Pfund gleichzeitig – „möglicherweise aus irgendeinem technischen Grund“ eingetroffen. Da das Handelsvolumen in Asien zu diesem Zeitpunkt insgesamt eher gering gewesen sei, habe dies starke Auswirkungen gehabt und die britische Währung auf Talfahrt geschickt.

Es handelte sich um den stärksten Absturz des Pfunds seit dem Brexit-Referendum am 23. Juni. Nachdem die Auszählung damals ergab, dass eine knappe Mehrheit der Briten für den EU-Austritt gestimmt hatte, stürzte die Währung um zwischenzeitlich mehr als zehn Prozent ab. Der „Flash Crash“ zeigt die Risiken auf, die sich aus dem von Algorithmen gesteuerten Handel mit Währungen und Aktien ergeben können. Durch die globale Vernetzung der verschiedenen Teilmärkte des Finanzsystems miteinander haben Manipulationen der entsprechenden Software das Potential, schwere Verwerfungen herbeizuführen.

Die Bremer Landesbank kommentiert den Flash Crash folgendermaßen:

Es dauerte heute Nacht nur wenige Sekunden, dass ohne fundamentalen Hintergrund eine der bedeutenden Währungen unseres Finanzsystems, das britische Pfund, circa sechs Prozent an Wert gegenüber dem USD einbüßte. So etwas kannte man bisher eigentlich nur von Währungen, die wenig mit Seriosität zu tun hatten. Zimbabwe kommt da in den Sinn. So ist das eben in liquiditätsarmen asiatischen Märkten, die vom Computerhandel und nicht maßgeblich von Menschenhand dominiert werden.

Eine derartige Verwerfung muss als ein Krisensymptom interpretiert werden. Es zeigt, dass Märkte ihre Funktionen unzureichend erfüllen. Das ist die gutmütige und systemkonforme Interpretation.

Bisher kannten wir diese Bewegungen regelmäßig nur aus dem Gold- und Silbersektor, wo in dieser Zeitzone gleichfalls so genannte „Flascrashes“ produziert wurden, insbesondere um technische Niveaus zu brechen und dann Anschlussverkaufsorders auszulösen. „Flashhaussen“ gab es dort grundsätzlich nicht. Diese Asymmetrie sagt sehr viel aus ... Die aktuellen Umstände werfen die Frage nach potentiellen Manipulatoren auf, denn wer auf seinen Ertrag achtet, geht mit großen Ordern nicht in liquiditätsarme Märkte, ganz im Gegenteil!

Wer das tut hat ein Anliegen, Preise zu bewegen und technische Niveaus zu brechen. Grundsätzlich wäre das dann ein Fall für die Aufsicht, aber da erwartet man voraussichtlich zu viel. Zumindest im Edelmetallsektor agiert die Aufsicht in westlichen Ländern in einer Form, die Fragen zum Arbeitsethos aufwerfen könnten. Aber wir sind hier heute politisch korrekt und werfen diese Frage ausdrücklich nicht auf. Ich betone das!

Denn das heutige Pfund-Schlachtfest könnte auch ein purer Zufall sein, so wie angeblich häufig im Edelmetallhandel. Machen Sie sich selber Ihr Bild.

Fakt ist, dass der Euro gegenüber dem Pfund bis auf 0,9365 zulegen konnte und nach diesem Ausflug aktuell bei 0,8925 oszilliert. Ergo wurde das Pfund wieder eingefangen. Das ist bei den Edelmetallen regelmäßig nicht der Fall. Sehen Sie, es gibt Unterschiede!


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Feiertagszuschlag: Was Unternehmer an den Mai-Feiertagen beachten sollten
25.04.2024

Feiertagszuschläge sind ein bedeutendes Thema für Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen. Wir werfen einen genauen Blick auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen Teurer Anlegerfehler: Wie der Blick in den Rückspiegel fehlgeht
25.04.2024

Anleger orientieren sich an den Renditen der vergangenen drei bis zehn Jahre, um Aktien oder Fonds auszuwählen. Doch laut Finanzexperten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...