Die in Irland ansässige Tochter des US-Geldhauses Citi wird laut Reuters künftig direkt von der Europäischen Zentralbank (EZB) überwacht. Sie ist damit die erste US-Bank, die nach dem Votum der Briten für einen EU-Austritt unter die Fittiche der EZB schlüpft. Viele in Großbritannien ansässige Unternehmen prüfen derzeit ihre Optionen, wie sie auch nach einem Brexit noch Zugang zum EU-Binnenmarkt haben können. EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger hatte vergangene Woche bestätigt, dass mehrere Geldhäuser mit der EZB über eine Verlagerung von Geschäften in die Euro-Zone gesprochen haben.
Der zentrale Grund ist das sogenannte "passporting": Wenn eine Bank in einem EU-Land ihren Sitz hat und damit der Aufsicht der EZB unterliegt, kann sie ihre Produkte in allen EU-Staaten vertreiben, ohne sich nationalen Regulierungen unterwerfen zu müssen. Für sei gelten dann ausschließlich die EU-Regeln. Das passporting ist einer der zentralen Punkte bei den Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien. London möchte das Recht auch außerhalb der EU durchsetzen, die EU kann das Thema als Druckmittel einsetzen.
Der zweite Vorteil: Die Bank hat damit die Möglichkeit, an den Repos der EZB zu partizipieren. Diese stellen eine beliebte Finanzierungsmöglichkeit dar.
Die EZB nahm nun am Montag die Citibank Holdings Ireland in ihre Liste der großen, von ihr direkt überwachten Institute auf. Das Geldhaus hatte im vergangenen Jahr seine Bilanzsumme im Zuge der Fusion mit der in Großbritannien ansässigen Citibank International kräftig ausgeweitet. Die Fusion war zwar bereits vor dem Brexit-Referendum am 23. Juni abgeschlossen. Die Konkurrenz dürfte sich aber den Schritt der Citi genau anschauen, wenn sie ihre eigenen Optionen auslotet.
Die EZB ist seit Herbst 2014 für die Aufsicht über die wichtigsten Institute im Euro-Raum zuständig. Inzwischen überwacht sie 127 Banken direkt. Für die kleineren Institute sind weiterhin die nationalen Aufseher zuständig.