Im Jahr 2015 kamen etwa eine Million Flüchtlinge und Migranten – die meisten davon aus Syrien, Afghanistan und dem Irak – nach Deutschland. Obwohl die überwiegende Mehrheit von ihnen nicht Deutsch sprechen konnten und gemessen an hiesigen Standards nicht ausgebildet waren, hat die offizielle Arbeitslosigkeit im Land nicht weiter zugenommen.
Der Grund dafür dürfte im deutschen System der Arbeitsvermittlung und Statistik zu suchen sein, analysiert Bloomberg. Denn ein großer Teil der Flüchtlinge ist nicht fit für den Arbeitsmarkt und wird deshalb nicht mitgezählt. „Was viele Leute überrascht ist, dass eine Million Menschen nach Deutschland kommen, und keine Änderung der Arbeitslosenzahlen zu bemerken ist. Das hat mit dem demografischen Wandel und der Tatsache zu tun, dass nicht alle dieser Flüchtlinge für den Arbeitsmarkt bereitstehen“, wird Raimund Becker von der Nürnberger Agentur für Arbeit zitiert. Becker sagte, dass 70 Prozent der Flüchtlinge unter 30 Jahre alt seien. Es werde etwa 15 Jahre dauern, bis die Beschäftigungsquote unter den Flüchtlingen bei 70 Prozent liegen werde. Zunächst müssten die Flüchtlinge über sechs Jahre im deutschen dualen System ausgebildet werden. Für diesen Zeitraum werden sie nicht in der offiziellen Arbeitslosenstatistik ausgewiesen. Becker ist zuversichtlich, dass die Integration gelingen könne und meint, dass dies mit etwas Geduld möglich sein müsste.
Jedes Jahr verlassen etwa 300.000 Menschen den deutschen Arbeitsmarkt, weil sie in Rente gehen. Trotzdem stieg die Erwerbsbevölkerung im vergangenen Jahr durchschnittlich um 36.000 Personen pro Monat auf einen Rekordwert von 43,5 Millionen Menschen. Die Anzahl der als arbeitslos registrierten Flüchtlinge stieg im ersten Halbjahr jeden Monat durchschnittlich um 10.000 und im zweiten Halbjahr weniger stark.
Die Flüchtlinge scheinen demnach gar nicht als gesonderte Gruppe in der Arbeitslosenstatistik auf. „Solange die Firmen mehr Arbeitsstellen schaffen, als Flüchtlinge arbeitslos werden, gleicht sich die allgemeine Arbeitslosenrate aus, selbst wenn es gar keine Flüchtlinge sind, die eine Stelle antreten. Wenn das Wachstum neuer Stellen jedoch abnimmt, wird der Einfluss der Flüchtlinge sichtbar“, sagt ein Ökonom der Bayerischen Landesbank.