Unternehmen

Saudi-Arabien will bei deutschen Unternehmen einsteigen

Die islamistische Theokratie Saudi-Arabien greift über ihren Staatsfonds nach deutschen, mittelständischen Unternehmen. Die Strategie könnte das Ergebnis der neuen geopolitischen Konstellation sein.
02.03.2017 00:39
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der saudi-arabische Staatsfonds PIF will künftig den Nachbarn aus Dubai, Katar oder Kuwait nacheifern und auch in deutsche Unternehmen investieren. „Wir schauen uns fünf bis sechs Investment-Gelegenheiten in Deutschland an, aber wir sind noch in einem frühen Stadium“, sagte der Botschafter des Landes in Deutschland, Awwad Alawwad, am Mittwoch in Frankfurt anlässlich eines Besuchs bei hessischen Unternehmen und Politikern. Saudi-Arabien habe dabei Technologie-Unternehmen, aber auch Institute aus der Finanzbranche unter die Lupe genommen. „Es gibt nichts Konkretes. Vielleicht wird 2018 etwas daraus“, sagte Alawwad.

Der Öl-Staat habe in Deutschland etwa 300 „Hidden Champions“ mit Alleinstellung auf ihrem jeweiligen Markt ausgemacht, die mehr Kapital bräuchten, um eine neue Entwicklungsstufe zu erreichen, sagte der Botschafter, der zuvor unter anderem für die Investment-Strategie des saudischen Königshauses verantwortlich war. Saudi-Arabien verfolgt aber einen anderen Ansatz als China, das seit einigen Jahren deutsche Technologie-Unternehmen kauft und damit zunehmend auf Widerstand aus der Politik stößt. „Wir wollen nicht mehr als zehn Prozent kaufen. Wir sind nicht interessiert an Mehrheitsbeteiligungen.“

Staatsfonds vom Golf haben sich in den vergangenen Jahren bereits an börsennotierten deutschen Unternehmen wie Volkswagen, Daimler und der Deutschen Bank beteiligt. Offen Einfluss nehmen wollten sie dort nie. Der saudi-arabische Staatsfonds PIF, der bisher kaum im Ausland investiert hatte, machte kürzlich mit dem milliardenschweren Einstieg beim US-Fahrdienstleister Uber auf sich aufmerksam.

Das sei Teil der neuen „Vision 2030“, die Saudi-Arabien mit Investitionen in andere Industrien und Dienstleistungs-Branchen weniger abhängig vom Öl machen soll, sagte der Botschafter. Dazu gehört auch der geplante Börsengang des Öl-Riesen Saudi Aramco, der mit 100 Milliarden Dollar Volumen der größte aller Zeiten werden könnte. Als Börsenplätze kommen neben Riad Hongkong, London und New York infrage. „Der Börsengang von Aramco ist ein starkes Signal, dass wir unsere Abhängigkeit vom Öl beenden wollen. Wir müssen diversifizieren“, sagte Alawwad.

Die Saudis sind maßgebliche Financiers von islamistischen Söldner-Truppen im Nahen Osten. Sie haben eine enge Allianz mit den USA und der EU. Deutschland liefert den Saudis eifrig Rüstungsgüter.

Der Appetit der Saudis auf deutsche Unternehmen ist auch auf die veränderte geopolitische Lage zurückzuführen: Die USA werden einen konsequenten Handelskrieg führen, der deutsche Unternehmen wegen des schwachen Euro zu attraktiven Zielen machen. Es ist durchaus denkbar, dass die Saudis in dieser Strategie eine wichtige Rolle spielen könnten.

Die USA wollen mit Saudi-Arabien und Israel eine breite Militär-Allianz im Nahen Osten schließen, um China abzudrängen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

 

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pokémon-Karten als Geldanlage: Hype, Blase oder Millionen-Geschäft?
03.07.2025

Verstaubte Karten aus dem Kinderzimmer bringen heute tausende Euro – doch Experten warnen: Hinter dem Pokémon-Hype steckt eine riskante...

DWN
Finanzen
Finanzen Politische Unsicherheit: Warum Anleger jetzt Fehler machen
03.07.2025

Trumps Kurs schürt Unsicherheit an den Finanzmärkten. Wie Anleger jetzt kühlen Kopf bewahren und welche Fehler sie unbedingt vermeiden...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung: Harsche Kritik der Wirtschaftsverbände
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Politik
Politik USA drosseln Waffenhilfe – Europa unter Zugzwang
03.07.2025

Die USA drosseln die Waffenhilfe für Kiew. Europa muss die Lücke schließen. Wie geht es weiter?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Sanierung bleibt trotz Rekordminus auf Kurs
03.07.2025

Baywa steckt tief in den roten Zahlen – doch der Sanierungsplan bleibt unangetastet. Der traditionsreiche Konzern kämpft mit Altlasten,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Seltene Erden: China kontrolliert deutsche Industrie
03.07.2025

Die deutsche Industrie gerät zunehmend in die Abhängigkeit Chinas, weil Peking bei seltenen Erden den Weltmarkt kontrolliert....

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...