Der saudi-arabische Staatsfonds PIF will künftig den Nachbarn aus Dubai, Katar oder Kuwait nacheifern und auch in deutsche Unternehmen investieren. „Wir schauen uns fünf bis sechs Investment-Gelegenheiten in Deutschland an, aber wir sind noch in einem frühen Stadium“, sagte der Botschafter des Landes in Deutschland, Awwad Alawwad, am Mittwoch in Frankfurt anlässlich eines Besuchs bei hessischen Unternehmen und Politikern. Saudi-Arabien habe dabei Technologie-Unternehmen, aber auch Institute aus der Finanzbranche unter die Lupe genommen. „Es gibt nichts Konkretes. Vielleicht wird 2018 etwas daraus“, sagte Alawwad.
Der Öl-Staat habe in Deutschland etwa 300 „Hidden Champions“ mit Alleinstellung auf ihrem jeweiligen Markt ausgemacht, die mehr Kapital bräuchten, um eine neue Entwicklungsstufe zu erreichen, sagte der Botschafter, der zuvor unter anderem für die Investment-Strategie des saudischen Königshauses verantwortlich war. Saudi-Arabien verfolgt aber einen anderen Ansatz als China, das seit einigen Jahren deutsche Technologie-Unternehmen kauft und damit zunehmend auf Widerstand aus der Politik stößt. „Wir wollen nicht mehr als zehn Prozent kaufen. Wir sind nicht interessiert an Mehrheitsbeteiligungen.“
Staatsfonds vom Golf haben sich in den vergangenen Jahren bereits an börsennotierten deutschen Unternehmen wie Volkswagen, Daimler und der Deutschen Bank beteiligt. Offen Einfluss nehmen wollten sie dort nie. Der saudi-arabische Staatsfonds PIF, der bisher kaum im Ausland investiert hatte, machte kürzlich mit dem milliardenschweren Einstieg beim US-Fahrdienstleister Uber auf sich aufmerksam.
Das sei Teil der neuen „Vision 2030“, die Saudi-Arabien mit Investitionen in andere Industrien und Dienstleistungs-Branchen weniger abhängig vom Öl machen soll, sagte der Botschafter. Dazu gehört auch der geplante Börsengang des Öl-Riesen Saudi Aramco, der mit 100 Milliarden Dollar Volumen der größte aller Zeiten werden könnte. Als Börsenplätze kommen neben Riad Hongkong, London und New York infrage. „Der Börsengang von Aramco ist ein starkes Signal, dass wir unsere Abhängigkeit vom Öl beenden wollen. Wir müssen diversifizieren“, sagte Alawwad.
Die Saudis sind maßgebliche Financiers von islamistischen Söldner-Truppen im Nahen Osten. Sie haben eine enge Allianz mit den USA und der EU. Deutschland liefert den Saudis eifrig Rüstungsgüter.
Der Appetit der Saudis auf deutsche Unternehmen ist auch auf die veränderte geopolitische Lage zurückzuführen: Die USA werden einen konsequenten Handelskrieg führen, der deutsche Unternehmen wegen des schwachen Euro zu attraktiven Zielen machen. Es ist durchaus denkbar, dass die Saudis in dieser Strategie eine wichtige Rolle spielen könnten.