Politik

Macron erteilt Regionen und Städten harte Sparvorgaben

Lesezeit: 1 min
17.07.2017 22:48
Die französische Regierung verschärft die Sparziele für Regionen, Départements und Städte.
Macron erteilt Regionen und Städten harte Sparvorgaben

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die französische Regierung verlangt von den Regionen, Départements und Städten des Landes Milliardeneinsparungen. Bis 2022 sollten die Gebietskörperschaften 13 Milliarden Euro einsparen, sagte Haushaltsminister Gérald Darmanin am Montag bei einer Konferenz in Paris, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Das sind drei Milliarden Euro mehr, als Staatschef Emmanuel Macron im Wahlkampf angekündigt hatte.

Der konservative Oppositionspolitiker und Vorsitzende des Bundes französischer Bürgermeister, François Baroin, kritisierte die Ankündigung scharf. „Man kann nicht wieder die Schuhe an den Gebietskörperschaften abtreten“, sagte er im Sender LCI. Die Kommunen würden bei so weitgehenden Kürzungen „untergehen“.

Die Pariser Regierung und Vertreter von Städten, Départements und Regionen berieten am Montag über die Finanzbeziehungen zwischen Zentralstaat und Gebietskörperschaften. „Unser Ziel ist es, zuzuhören und zu diskutieren“, sagte Premierminister Edouard Philippe. Zugleich erwartete er „harte und langwierige“ Verhandlungen.

Macron hat versprochen, das französische Defizit in diesem Jahr unter die EU-Obergrenze von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu drücken. Die Regierung kündigte kürzlich zusätzliche Einsparungen von 4,5 Milliarden Euro an, um dieses Ziel auch einzuhalten. Frankreich überschreitet seit zehn Jahren die EU-Haushaltsvorgaben – ohne dafür jemals von der EU-Kommission bestraft worden zu sein.

Nicht nur wegen der künftigen Einsparungen herrschte am Montag bei den Beratungen zwischen der Regierung und den Vertretern der Gebietskörperschaften eine geladene Stimmung. Die französischen Städte und Gemeinden sind besorgt über Macrons Pläne, 80 Prozent der Haushalte von einer Wohnungssteuer auszunehmen, die bislang den Kommunen zufließt. Die Regierung hat zwar Ausgleichszahlungen versprochen; die Städte und Gemeinden bezweifeln aber, dass diese auch langfristig fließen werden.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hingegen hat die Reformvorhaben des französischen Präsidenten Emmanuel Macron gelobt. Die „ehrgeizigen“ und „mutigen“ Reformen könnten einen bedeutenden Teil zur Lösung der wirtschaftlichen Probleme des Landes beitragen, erklärte die Finanzorganisation am Montag. Auch begrüßte der IWF die im Kampf gegen das hohe Defizit angekündigten Sparmaßnahmen. Die Wachstumsprognose für dieses Jahr hob der Währungsfonds leicht auf 1,5 Prozent an.

Der im Mai gewählte Macron hat unter anderem eine Arbeitsmarktreform auf den Weg gebracht, um die hohe Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Für Unternehmen hat der Staatschef Steuerentlastungen angekündigt. Die Regierung will zudem Milliarden einsparen, um das hohe Haushaltsdefizit zu senken und die EU-Obergrenze von drei Prozent wieder einzuhalten.

Der IWF erklärte, ein Haushaltsungleichgewicht, eine hohe Arbeitslosigkeit und eine schwache Wettbewerbsfähigkeit seien schon seit langem Probleme in Frankreich. Das „stabile politische Mandat“ für Macron und seine Regierung sowie die sich verbessernde wirtschaftliche Konjunktur würden nun ein „mutiges und umfassendes Reformpaket“ ermöglichen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lehrstellenmangel erreicht kritisches Niveau: Was Unternehmen jetzt tun müssen
07.05.2024

Lehrstellenmangel verschärft sich: Demografischer Wandel und veränderte Berufspräferenzen der Generation Z führen zu einem dramatischen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Nachlassende Nachfrage: Deutsche Industrie verzeichnet erneut weniger Aufträge
07.05.2024

Trotz einer vielversprechenden Entwicklung im März kämpfen Deutschlands Exporteure nach wie vor mit erheblichen Schwierigkeiten.

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: US-Arbeitsmarktdaten lassen erneut Zinssenkungsfantasie aufkommen
07.05.2024

Die internationalen Finanz- und Rohstoffmärkte verbleiben im Spannungsfeld wechselnder Indikatoren hinsichtlich des zukünftigen Zinspfads...

DWN
Politik
Politik Israels Armee nähert sich dem Grenzübergang von Rafah
07.05.2024

Israels Regierung bleibt bei der geplanten umfangreichen Offensive gegen Rafah bestehen, während die Hamas einer Waffenruhe zustimmt -...

DWN
Immobilien
Immobilien Gesundheitsimmobilien: Investmentmarkt stolpert – wie sieht die Pipeline weiter aus?
07.05.2024

Nach robustem Transaktionsvolumen in den vergangenen Jahren herrschte auf dem Investmentmarkt für Pflegeheime, Seniorenimmobilien und...

DWN
Politik
Politik Erbschaftssteuer: Droht durch Klage Bayerns ein Wettbewerb der Länder beim Steuersatz?
07.05.2024

In Karlsruhe wird es diesen Sommer mal wieder um den Dauerbrenner Erbschaftssteuer gehen. Schon zweimal hat das Verfassungsgericht von der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Menge sichergestellten Kokains im Hamburger Hafen verdreifacht
06.05.2024

Im Hamburger Hafen werden alle nur erdenklichen Waren umgeschlagen - auch Drogen. Immer mehr Kokain findet durch das Tor zur Welt seinen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Der internationale Handel und Kriege im Fokus bei Xi-Besuch in Frankreich
06.05.2024

Auf gute Stimmung machen in Europa: Chinas Staatspräsident Xi besucht seit fünf Jahren mal wieder Frankreich und lächelt, als ihn...