Finanzen

Venezuela: Umstrittene Goldman-Anleihe von Sanktionen ausgenommen

Lesezeit: 2 min
28.08.2017 17:10
Die Großbank Goldman Sachs ist trotz des Kaufs venezolanischer Anleihen nicht von den jüngsten Verschärfung der Sanktionen gegen das Land betroffen.

Mehr zum Thema:  
Banken >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Banken  

Die US-Großbank Goldman Sachs ist nicht von den am Freitag von der US-Regierung erlassenen neuen Sanktionen gegen Venezuela betroffen. Goldman hatte im Mai Anleihen des staatlichen venezolanischen Ölkonzerns PDVSA im Umfang von 2,8 Milliarden Dollar gekauft, und damit breite Kritik in den westlichen Medien auf sich gezogen, berichtet Bloomberg.

„Während Beobachter davon ausgingen, dass die Papiere ein vorrangiges Angriffsziel der US-Regierung seien, wurden sie von den Strafmaßnahmen ausgenommen. Tatsächlich sind nur Anleihen betroffen, die im Jahr 2036 auslaufen und bislang nicht außerhalb Venezuelas gehandelt wurden“, schreibt Bloomberg.

US-Finanzminister Steven Mnuchin war ebenso wie der Direktor des nationalen Wirtschaftsrats, Gary Cohn, vor seiner Ernennung durch Trump ein hochrangiger Angestellter bei Goldman Sachs.

Nach Angaben des US-Präsidialamts vom Freitag sind bestimmte Finanzgeschäfte künftig verboten. So dürfen Firmen unter anderem keine neuen Anleihen des venezolanischen Staates mehr kaufen. Die Sanktionen treffen demnach aber auch den staatlichen Ölkonzern PDVSA, dessen Anleihen und Aktien vom Handel ausgeschlossen werden. Experten zufolge dürfte das PDVSA die Refinanzierung von Schulden deutlich erschweren. Weiter erlaubt sind dem Präsidialamt zufolge dagegen Geschäfte der PDVSA-Tochter Citgo in den USA, bestimmte Öl-Ex- und -Importe sowie die Finanzierung von Hilfslieferungen in das südamerikanische Land.

US-Präsident Donald Trump erhöht damit den Druck auf Venezuela beträchtlich. Mit neuen Sanktionen solle die „Tyrannei“ von Präsident Nicolas Maduro gestoppt werden, erklärte das Präsidialamt am Freitag in Washington. Die von Trump per Dekret verhängten Strafmaßnahmen sind die bisher schärfsten gegen die sozialistische Regierung in Caracas und sollen ihre Finanzströme austrocknen. Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen (UN), Nikki Haley, sagte, die USA würden in Venezuela keine Diktatur tolerieren. Trumps Sicherheitsberater H.R. McMaster erklärte, die USA planten in Venezuela keinen Militäreinsatz. Der venezolanische Außenminister Jorge Arreaza warf den USA vor, „unzivilisierte Politik“ zu betreiben und die Bevölkerung in eine Krise zu stürzen. Arreaza kündigte an, dass Maduro der UN-Vollversammlung im September fernbleiben werde.

US-Finanzminister Steven Mnuchin erklärte, es gehe bei den Maßnahmen nicht um einen Führungswechsel in Venezuela. Vielmehr sollten dort Demokratie, Recht und Ordnung wiederhergestellt werden. „Wir fordern jene innerhalb des Regimes, auch die, die mit Sanktionen belegt sind, auf, sich von der Gewalt und der Diktatur zu distanzieren.“ Die Sanktionen hätten zum Ziel, Venezuelas Zugang zu den US-Kreditmärkten zu beschränken.

Haley erklärte am UN-Sitz in New York, der ebenfalls anwesende venezolanische Außenminister habe nicht das Gespräch mit ihr gesucht. Trumps Sanktionen bezeichnete sie als ein deutliches Signal an Maduro. Auch Sicherheitsberater McMaster betonte, die neuen Strafmaßnahmen zeigten Trumps Entschlossenheit, den Druck auf Maduro aufrecht zu erhalten. Auch wenn derzeit kein Militärschlag geplant sei, werde Trump in Zukunft eine Reihe von Optionen ausloten.

Venezuelas Außenminister hingegen sagte, sein Land sei „Opfer von 'fake news'“, die das Ausmaß der Wirtschaftskrise übertrieben darstellten. Das ölreiche Venezuela steckt seit der Kongress-Wahl 2015 in einer politischen Krise. Der loyal zum Präsidenten stehende Oberste Gerichtshof hat bislang fast alle neuen Gesetze des Parlaments blockiert. Zuletzt hatte sich der Konflikt zwischen dem von der Opposition beherrschten Parlament und der neuen Verfassungsversammlung verschärft. Seit April sind mehr als 125 Menschen bei Zusammenstößen zwischen Regierungsgegnern und Sicherheitsbehörden getötet worden. Wegen einer schweren Rezession nehmen auch soziale Spannungen zu, Nahrungsmittel und Medikamente werden knapp.

Obwohl auch befürchtet wurde, dass die neuen Sanktionen die Lage verschärfen könnten, fanden die Maßnahmen Beifall bei der venezolanischen Opposition. Die Sanktionen richteten sich nicht gegen das ganze Land, sondern gegen korrupte Persönlichkeiten, die einen Ausverkauf Venezuelas betrieben, sagte ein Abgeordneter.

Venezuelas Präsident Nicolas Maduro hat US-Präsident Donald Trump indes vorgeworfen, sein Land in die Pleite treiben zu wollen. Die neuen Sanktionen zielten darauf ab und würden im Wesentlichen die Schließung der US-Tochter Citgo des staatlichen Ölkonzerns PDVSA nach sich ziehen, sagte Maduro in einer Fernsehansprache am Freitag. Eine vorläufige Analyse zeige, dass die Ölexporte Venezuelas in die USA behindert würden.


Mehr zum Thema:  
Banken >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nach Kritik: Bahn kassiert Pläne für höhere Schienenmaut
13.09.2024

Ab 2026 wollte die Deutsche Bahn die Trassenpreise deutlich erhöhen, im Nahverkehr um 23,5 Prozent, im Fern- und Güterverkehr ebenfalls...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handelsregistergebühren sollen kräftig steigen – eine weitere teure Belastung für Unternehmen!
13.09.2024

Das Bundesjustizministerium will die Gebühren für den Handelsregistereintrag um 50 Prozent erhöhen. Ein besserer Kostendeckungsgrad soll...

DWN
Politik
Politik Etatberatung im Bundestag: Wohlfeile Ratschläge aus der Schweiz zur Sicherheitslage
13.09.2024

Die Schweizer "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ) schreibt auf Deutsch - und zumeist Klartext. Manche Leser könnten glauben, es handelt es sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Neue EU-Verpackungsverordnung bedroht Lieferketten: Fehlende Mehrweglösungen und rechtliche Unsicherheiten
13.09.2024

Die Transformation zu einer scheinbar grüneren Welt ist in vollem Gange. Eifrig werden Gesetze kreiert, die uns von Umweltsünden der...

DWN
Politik
Politik EU-Ministertreffen in Ungarn: Nur ein Drittel nimmt teil
13.09.2024

Wie sollte man auf die Provokationen von Ungarns Premierminister Viktor Orban reagieren? Die EU-Mitgliedsstaaten sind sich uneins. Nach...

DWN
Technologie
Technologie Neues KI-Modell von OpenAI für komplexe Aufgaben
13.09.2024

OpenAI, der Entwickler von ChatGPT, hat ein neues KI-Modell vorgestellt, das in der Lage ist, komplexere Aufgaben als frühere Chatbots zu...

DWN
Panorama
Panorama Bundesverfassungsgericht: Zustimmung zur geplanten Reform
13.09.2024

Ein breites Parteienbündnis setzt sich dafür ein, die Widerstandskraft des Bundesverfassungsgerichts zu stärken. Dies geschieht vor dem...

DWN
Finanzen
Finanzen Störung bei Kartenzahlungen: Leider kein Einzelfall - was wirklich passiert ist
13.09.2024

Über mehrere Stunden hinweg war das System für Kartenzahlungen in Deutschland betroffen, bevor am Donnerstag-Nachmittag Entwarnung...