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Die EU-Versicherungsaufsicht erkennt eine zunehmend riskante „Jagd nach Rendite“ in der Branche. Nach einer Umfrage der Aufsichtsbehörde EIOPA reagierten die Versicherer in den vergangenen fünf Jahren auf die Dauer-Niedrigzinsen der EZB, indem sie verstärkt zu riskanteren Anleihen griffen und mehr Geld in illiquide Kapitalanlagen steckten. Das sei zwar eine natürliche Reaktion, sagte EIOPA-Präsident Gabriel Bernardino, das veränderte Risikoprofil erfordere aber auch mehr Kompetenz im Umgang mit Risiken und eine striktere Überwachung. „Die EIOPA wird das Anlageverhalten der Versicherer auch weiterhin genau beobachten, um sicherzustellen, dass es zu ihrer Risikotragfähigkeit passt“, sagte Bernardino.
Die Aufsichtsbehörde hatte Anfang des Jahres 91 Versicherer aus 16 EU-Staaten zu ihren Kapitalanlagen befragt – davon 21 aus Deutschland.
Die Ratings der Staats- und Unternehmensanleihen in ihren Portfolien hätten sich im Vergleich zu 2011 im Durchschnitt verschlechtert – was aber auch daran liege, dass in der Zeit viele Staaten und Unternehmen von Ratingagenturen herabgestuft worden seien. Die Laufzeit der Anleihen habe sich verlängert, unter anderem, weil die neuen EU-Kapitalregeln „Solvency II“ das verlangten. Auf der Suche nach mehr Rendite gehe der Trend zu Kapitalanlagen wie nicht börsennotierten Aktien und Krediten, die sich nicht jederzeit am Kapitalmarkt zu Geld machen ließen.
Zugleich versuchten sich die Versicherer neue Anlageklassen wie Infrastruktur-Investments und Hypotheken zu erschließen. Das beschränke sich allerdings vor allem auf große Versicherer. Doch alles in allem habe es von 2011 bis 2016 kaum Verschiebungen gegeben, berichtete die Aufsichtsbehörde. Knapp 84 Prozent der Kapitalanlagen bestehen europaweit aus Anleihen, neun Prozent sind Aktien. Deutsche Versicherer halten sogar 88 Prozent Bonds und nur sieben Prozent Aktien.