Politik

Griechische Finanzaufsicht genehmigt sich Top-Gehälter aus Hilfsgeldern

Die Manager des griechischen Finanzstabilisierungsfonds „retten“ im Auftrag der Troika die Banken des Landes. Für ihre jährlichen Gehälter von durchschnittlich 100.000 Euro muss allerdings der griechische Steuerzahler aufkommen.
27.02.2013 17:01
Lesezeit: 1 min

Die jährlichen Gehälter der acht Manager des Finanzstabilisierungsfonds (FSF) für Griechenland  betragen zusammen 785.000 Euro, berichtet Keep Talking Greece unter Bezugnahme auf eine Mitteilung der griechischen Regierung. Das sind circa 100.000 Euro Jahresgehalt pro Manager, die vom Steuerzahler zu zahlen sind, eventuelle Boni nicht eingerechnet. Der griechische Staat wiederum wird zu einem - wenn auch geringen - Teil von den Milliarden-Hilfsgeldern unterstützt. 80 Prozent der Gelder gehen ohnehin an die Banken, zum Großteil an die europäischen Institute, für den Schuldendienst. Wie sich am Beispiel der Finanzaufsicht zeigt, profitieren selbst von dem geringen Anteil, der im Land verbleibt, wiederum Institutionen, die finanziert werden müssen, um Griechenland zu kontrollieren.

Der griechische FSF bereits wurde von der griechischen Regierung und der Troika aus EU, EZB und IWF ins Leben gerufen. Der Fonds wurde vom IWF und der Eurozone im Rahmen der „Griechenlandrettung“ mit einem Kapital von 10 Milliarden Euro ausgestattet. Mit dem Geld organisiert er die Rekapitalisierung maroder griechischer Banken. Auf diese Weise solle die Stabilität des griechischen Bankensystems gesichert werden, sagte die EU-Kommission.

Unter den Managern befinden sich neben sechs Griechen auch der Niederländer Paul Koster und der Franzose und Sarkozy-Vertraute Pierre Mariani. Der inoffizielle Grund des Fonds bestehe offenkundig darin, ausrangierte Politgrößen zu alimentieren, sagt Keep Talking Greece.

Die Entscheidung über die traumhaften Managergehälter trägt die Unterschrift des griechischen Finanzministers Yiannis Stournaras, der in Griechenland sonst für harte Kürzungen bekannt ist. Die Manager des FSF sind für den Zeitraum vom 1. Februar 2013 bis zum 30. Juni 2017 engagiert und kosten den griechischen Steuerzahler somit mehr als 3 Millionen Euro.

Die EU-Kommission erwartet, dass Griechenlands Defizit aufgrund der anhaltenden Rezession im laufenden Jahr weit über 4 Prozent liegt. Haushaltskürzungen und Steuererhöhungen haben nichts erreicht. Die Arbeitslosigkeit liegt auf einem Rekordhoch, vor allem die jungen Menschen leben in Armut. Kürzlich ist sogar die Tuberkulose zurückgekehrt (mehr hier). Beobachter erwarten in Griechenland die Eskalation der sozialen Spannungen und blutige Unruhen (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...