Politik

EU: Brüssel hat sich Zustimmung zu Budget mit Geld-Geschenken erkauft

Lesezeit: 1 min
05.03.2013 00:29
Insgesamt 16 Milliarden Euro wurden verschiedenen Mitgliedsländern für ihre Zusage zum EU-Budget versprochen. Die Milliarden fließen über die Strukturfonds und die Agrarhilfe in oft fragwürdige Projekte.
EU: Brüssel hat sich Zustimmung zu Budget mit Geld-Geschenken erkauft

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Stolz verkündete die EU das gekürzte Budget für die kommenden Jahre. Doch nicht nur, dass die Kürzungen tatsächlich minimal waren und kaum Reformen beinhalteten (hier).Das Finanzproblem der EU ist damit noch immer nicht gelöst, erst kürzlich wurde ein neues Loch in der Höhe von 17 Milliarden Euro entdeckt (hier).

Nun stellt sich heraus: Selbst die unsolide Erstellung des Budgets wurde teuer erkauft. Wie ein EU-Dokument, das dem Sunday Telegraph vorliegt, zeigt, werden an nahezu alle Mitgliedstaaten zusätzliche Zahlungen von der EU in Höhe von insgesamt 16 Milliarden Euro fließen. Zahlungen, die den Mitgliedsstaaten ihre Zustimmung zum Budget versüßen sollen, aber auch gleichzeitig zeigen, wie die EU-Gelder einfach zwischen den Instanzen und Ländern hin und her geschoben werden.

Die meisten Bonus-Zahlungen an die Länder werden durch zusätzlich ausgeschüttete Mittel der Strukturfonds und bei der Agrarhilfe abgewickelt. Beide Töpfe waren in den vergangenen Monaten in den Blick der Beobachter geraten. Regelmäßig war die Rede von Veruntreuung von EU-Geldern (zuletzt sogar bei Stuttgart 21 – hier). Insgesamt erhalten 25 der 27 Mitgliedsstaaten entsprechende Zahlungen, so das Dokument. Großbritannien, das weiterhin einen Rabatt erhält, und Polen sind ausgenommen.

So erhält beispielsweise Frankreich 200 Millionen Euro für die Insel Mayotte vor der Ostküste Afrikas und zusätzlich eine Milliarde für die „Entwicklung des ländlichen Raums“. Während Portugal eine Milliarde  aus den Strukturfonds erhält, fließen drei Milliarden nach Italien und 2,3 Milliarden nach Spanien. Ein Großteil der Gelder für Spanien soll dem EU-Dokument zufolge in die Infrastruktur des Landes gesteckt werden. Und dass, obwohl nach dem Platzen der Immobilienblase die Baubranche des Landes als eines der Hauptprobleme der nationalen Wirtschaft gilt. Aber auch die reichsten Länder der EU wurden bedacht. Belgien erhält 133 Millionen Euro und Luxemburg immerhin noch 20 Millionen Euro zusätzlich. Die Gelder für Luxemburg sind für die ländliche Entwicklung vorgesehen, wenngleich die Landwirtschaft nur 0,3 Prozent des nationalen BIPs ausmacht.

Die Beispiele dieser zusätzlichen Zahlungen zeigen „das lächerliche Ausmaß des Kuhhandels“, so Pawel Swidlicki vom Think Tank Open Europe. Der Nebeneffekt dieser Geschenke sei eher eine Behinderung des Wachstums als eine Ankurbelung. Die speziellen Bitten der Mitgliedsländer führten zu einem „wirtschaftlich irrationalen und ineffektiven EU-Haushalt“, so Pawel Swidlicki.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Politik
Politik Hat von der Leyen Bulgarien Euro- Beitritt unter „Umgehung der Regeln“ in Aussicht gestellt?
05.06.2023

Ein angebliches Telefonat sorgt in Bulgarien für erhebliche politische Unruhe. Dabei soll EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen dem...

DWN
Politik
Politik Grüne Planwirtschaft: Energie-Effizienz-Gesetz wird zum „Wachstumskiller“
05.06.2023

Das Ifo-Institut sieht durch das neue Energie-Effizienz-Gesetz eine Art Wirtschafts-Schrumpfungsprogramm auf uns zurollen. Das eigentliche...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU-Data-Act: Innovativ und souverän oder eher schädlich?
05.06.2023

Kleinen und mittelständischen Unternehmen werden laut Bestrebungen der EU-Kommission durch den Data Act bessere Wettbewerbsbedingungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unternehmen können sich bald für „Klimaschutzverträge“ bewerben
05.06.2023

Mit sogenannten „Klimaschutzverträgen“ will Wirtschaftsminister Habeck Unternehmen subventionieren, die auf eine klimafreundliche,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Aufträge für deutsche Maschinenbauer brechen ein
05.06.2023

Deutsche Maschinenbauer haben mit einer anhaltend schlechten Auftragslage zu kämpfen. Nach einer leichten Erholung im Vormonat gab es im...

DWN
Politik
Politik Im Kosovo rächen sich jetzt alte Fehler des Westens
04.06.2023

Die jüngsten Ausschreitungen im Kosovo hatten zwar einen aktuellen Anlass. Doch die Lunte an das Pulverfass war schon viel früher gelegt....

DWN
Finanzen
Finanzen Amerikas Bankenkrise, Teil 2: Welche Schäden verursachen die Zinsanstiege?
04.06.2023

DWN-Finanzexperte Michael Bernegger beschreibt, welche strukturellen Gründe hinter der Bankenkrise in den USA stehen - und warum diese...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Diebstahl und Gewalt machen US-Einzelhandel unprofitabel
04.06.2023

Der US-Einzelhandel leidet unter der ansteigenden Kriminalität. Der massive Anstieg von Diebstahl und Gewalt vernichtet den Profit. Das...