Die Wetten auf weiter steigende Renditen an den US-Anleihemärkten haben in den vergangenen Tagen deutlich zugenommen. Wie aus Daten der Commodity Futures Trading Commission vom 6. Februar hervorgeht, liegen derzeit 939.351 Wetten auf steigende Zinsen von zehnjährigen Anleihen vor – so viele wie nie zuvor. Steigen die Renditen von Anleihen, dann sinken deren Kurse.
Die Rendite von Papieren mit 10 Jahren Laufzeit ist in den vergangenen Monaten in Bewegung geraten. Noch im Herbst 2016 lag sie bei etwa 1,6 Prozent. Am Mittwoch hingegen lag sie bei 2,92 Prozent und damit so hoch wie zuletzt im Januar 2014.
Die Rendite zehnjähriger US-Papiere hat eine Signalfunktion für das Zinsniveau des gesamten Finanzsystems. Mehrfach hatten Ökonomen in den vergangenen Wochen gewarnt, dass ein deutliches Überschreiten der Marke von 2,6 Prozent zu Abverkäufen an den Aktienmärkten führen werde. Denn steigen die Renditen, werden Investitionen in den Anleihemärkten attraktiver und Investoren beginnen damit, einen Teil ihrer Anlagen aus den Aktienmärkten abzuziehen. „Diese 3 Prozent sind eine Schlüsselmarke. Um etwa 3 Prozent herum werden zehnjährige Anleihen für Investoren attraktiv – verglichen mit den heutigen Dividenden an den Aktienmärkten und anderen Zinserträgen“, schreibt der Finanzblog Wolfstreet.
Anleger verfolgen die Renditeentwicklung noch aus einem anderen Grund genau. Allgemein wird angenommen, dass Anleihe-Experten einen besseren Sinn für die Inflationsentwicklung haben, als andere Investoren. Ein deutliches Ansteigen der Zinsen – wie es seit mehreren Wochen zu beobachten ist – verweist demnach auf eine deutlich stärkere Inflation in der Zukunft.
Eine anziehende Inflation stellt für die heutigen, von den Zentralbanken manipulierten, Finanzmärkte jedoch ein großes Problem dar. Zentralbanken müssten darauf mit Leitzinsanhebungen reagieren. Da die Verschuldung von Staaten, Bürgern und insbesondere auch Unternehmen inzwischen jedoch auf historischen Höchstständen liegt, bergen Zinserhöhungen die Gefahr von Schuldenkrisen, weil Spekulanten ihre verteuerten Kredite nicht mehr bezahlen könnten.
Der Preisauftrieb in den USA ist zu Jahresbeginn stärker als erwartet ausgefallen. Die Verbraucherpreise stiegen im Januar um 2,1 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Arbeitsministerium am Mittwoch mitteilte. Befragte Beobachter hatten lediglich mit 1,9 Prozent gerechnet. Im Dezember hatte die Teuerung ebenfalls bei 2,1 Prozent gelegen. Zum Vormonat zogen die Preise im Januar um 0,5 Prozent an.