Finanzen

Italien: EZB soll Einfluss auf Wechselkurs des Euro nehmen

Italien will, dass die EZB eine aktive Rolle in der Devisenpolitik übernimmt.
13.06.2018 00:30
Lesezeit: 1 min

Italiens neuer Europa-Minister Paolo Savona hat die europäische Gemeinschaftswährung am Dienstag als "unverzichtbar" bezeichnet. Die Währungsunion müsse mit Reformen perfektioniert werden. Savona hatte den Euro einst einen "historischen Fehler" genannt.

Savona nahm konkret die Europäische Zentralbank (EZB) ins Visier: Die Regeln der EZB müssten verändert werden, um die Währungsunion zu verbessern, erklärte Savona. Die EZB müsse eine größere Kontrolle über die Devisenpolitik erhalten. Diese Idee wurde bereits vor Jahren von Frankreich lanciert, stieß damals jedoch auf Ablehnung in den Niederlanden und in Deutschland. Auch EZB-Chef Mario Draghi hatte stets betont, dass die EZB keine Rolle beim Wechselkurs des Euro spielen solle. Der damalige französische Finanzminister Pierre Moscovici hatte dagegen gefordert, dass die Euro-Regierungen den Wechselkurs der Währungen bestimmen sollten und nicht die EZB.

Außerdem erklärte Savona, er habe nie einen Ausstieg Italiens aus dem Euro vorgeschlagen, und es gebe auch keinen Geheimplan. Zudem lobte er Deutschland - es sei ein großartiges Land, kulturell wirtschaftlich und politisch.

Als Universitätsprofessor hatte sich Savona noch für einen "Plan B" zum Austritt Italiens aus der Eurozone starkgemacht, was Präsident Sergio Mattarella zu seinem Veto gegen Savona als Wirtschaftsminister bewog. Er wurde in der neuen italienischen Regierung aus populistischer Fünf-Sterne-Bewegung und rechter Lega schließlich Minister für Europäische Angelegenheiten.

Savona, der über Erfahrungen im Finanzsektor, in der Wissenschaft aber auch als Minister verfügt, hat die Finanzmärkte wiederholt mit euroskeptischen Ansichten irritiert. In seinem jüngsten Buch schrieb er, Deutschland versuche nach dem militärischen Scheitern im Zweiten Weltkrieg jetzt, Europa wirtschaftlich zu dominieren.

Der neue italienische Wirtschaftsminister Giovanni Tria sucht derweil in Deutschland und Frankreich den Dialog über Europa. Tria reise am Donnerstag zu Beratungen mit Bundesfinanzminister Olaf Scholz nach Berlin, teilte das Wirtschaftsministerium in Rom am Dienstag mit. Bereits am Mittwoch werde Tria den französischen Ressortchef Bruno Le Maire in Paris aufsuchen. Tria hatte sich am Sonntag zum Euro bekannt und damit die Sorgen vieler Anleger gedämpft.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Ghettobildung nimmt zu
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...