Finanzen

China: Erster Großkonzern bricht unter Schuldenlast zusammen

Lesezeit: 1 min
19.07.2018 17:24
In China ist es zum ersten Schulden-Bankrott eines Großunternehmens im laufenden Jahr gekommen.
China: Erster Großkonzern bricht unter Schuldenlast zusammen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In China ist es zum ersten Bankrott eines Großunternehmens infolge einer Überschuldung im laufenden Jahr gekommen. Wie die South China Morning Post berichtet, musste der Kohlekonzern Wintime Energy den Betrieb einstellen, nachdem er eine Anleihe der Zentralregierung nicht zurückzahlen konnte.

Das Unternehmen hatte zuletzt einen Schuldenstand von 72,2 Milliarden Yuan (etwa 10,8 Milliarden US-Dollar) angehäuft. Die Schulden des Unternehmens hatten sich in den vergangenen fünf Jahren vervierfacht.

Die Schwierigkeiten bei Wintime Energy sind Folge einer Strategieänderung der Zentralregierung in Peking im Bereich der Unternehmensfinanzierung, welche sie im Jahr 2016 bekanntgegeben hatte. Seitdem versuchen die Behörden, eine exzessive Schuldenaufnahme durch die Unternehmen des Landes zu unterbinden. Im Zuge der Bemühungen kam ein Teil der Kreditvergabe auf dem Schattenbanken-Markt zum Erliegen.

In den Jahren vor 2016 hatte die Regierung die Unternehmen noch aktiv dazu aufgefordert, sich durch die Emission von Unternehmensanleihen frisches Kapital zu holen. Der chinesische Anleihemarkt verdoppelte daraufhin innerhalb weniger Jahre seinen Umfang. Heute hat er ein Volumen von etwa 12 Billionen US-Dollar und ist damit der drittgrößte Anleihemarkt der Welt.

Die massive Kreditvergabe lief jedoch zusehends aus dem Ruder. „Das Problem bestand darin, dass die lokalen Käufer von Unternehmensschulden über wenig Erfahrung bei der Kreditanalyse verfügten und die lokalen Ratingagenturen verfügten nicht über die Kompetenz ihrer Pendants im Westen. Es gab praktisch keine Due Diligence bis die Regierung im Jahr 2014 erstmals Insolvenzen zuließ“, schreibt die South China Morning Post.

Wintime Energy spürte die verschärfte Regulierung der Kreditvergabe. Einem namentlich nicht genannten Sprecher zufolge versucht das Unternehmen derzeit, neue Kredite aufzunehmen und Vermögenswerte zu verkaufen.

„Chinas Wirtschaftswachstum wurde lange Zeit von einer starken Ausweitung der Kreditvergabe befeuert und gerade die Unternehmensschulden sahen wie ein großes Betrugssystem aus“, wird Qin Han von der Analysegesellschaft Guotai Junan Securities zitiert. „ Es könnten noch mehr Unternehmen des Schuldendienst einstellen, wenn sie in finanzielle Schwierigkeiten geraten.“

Der Regierung scheint bereits einer Insolvenzwelle vorzubeugen. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die Zentralbank in großem Stil Liquidität in die Märkte injiziert hatte. Wie China Daily berichtet, hat die Volksbank vergangenen Freitag 188,5 Milliarden Yuan (rund 28 Milliarden Dollar) mithilfe sogenannter mittelfristigen Ausleihungen in die Märkte geleitet. Diese müssen von den Kreditnehmern in einem Jahr zu etwa 3,3 Prozent Zinsen zurückgezahlt werden. Die mittelfristigen Schuldverschreibungen wurden im Jahr 2014 erstmals von der Zentralbank den Unternehmen und Geschäftsbanken des Landes angeboten. Sie sollen diese mit Liquidität versorgen. Als Sicherheit gelten von den Kreditnehmern verpfändete Wertpapiere.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Finanzen
Finanzen Dispozinsen: Wie sie funktionieren und wie man sie vermeidet
05.05.2024

Dispozinsen können eine teure Überraschung für Bankkunden sein, die ihr Konto überziehen. Dieser Artikel erklärt, wie Dispozinsen...

DWN
Technologie
Technologie EU-China-Beziehung: Droht ein Handelskrieg um Elektroautos?
05.05.2024

Vor Xi Jinpings Besuch in Paris bekräftigt Deutschland seine Haltung im EU-China-Streit um E-Autos. Doch wie wird die EU reagieren?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Europameisterschaft 2024 am Arbeitsplatz streamen: Wie weit geht Arbeitgeber-Toleranz?
05.05.2024

Die Spiele der Europameisterschaft 2024 finden zu Zeiten statt, die nicht ideal für Arbeitnehmer sind. Einige Spiele starten bereits um 15...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handwerksbetriebe in Not: Geschäftslage trübt sich ein
05.05.2024

Die aktuelle Lage im Handwerk bleibt düster, mit einer spürbaren Verschlechterung der Geschäftslage im ersten Quartal 2024 aufgrund...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Politik
Politik Angriff auf SPD-Europapolitiker: Matthias Ecke in Dresden schwer verletzt
04.05.2024

Schockierende Gewalt: SPD-Europaspitzenkandidat Matthias Ecke wurde brutal angegriffen. Politiker verurteilen den Angriff als Attacke auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.