Politik

Türken und Amerikaner patrouillieren gemeinsam in Syrien

Lesezeit: 4 min
05.10.2018 01:26
Die USA, Russland und die Türkei stimmen ihre Schritte in Syrien ab.
Türken und Amerikaner patrouillieren gemeinsam in Syrien

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Das türkische Verteidigungsministerium meldete am Mittwoch, dass am 2. Oktober 2018 die erste Gruppe von US-amerikanischen Ausbildern in der Türkei angekommen sei, so der Fernsehsender Ulusal Kanal. Diese werden mit türkischen Militärs an der Ausbildung von US-amerikanischen und türkischen Patrouillen mitwirken. In der Stadt Manbidsch sollen türkische und US-amerikanische Militärs gemeinsame Patrouillen durchführen, um eine Eskalation zwischen den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF), die von den Kurden-Milizen dominiert werden, und pro-türkischen Söldnern der FSA unterbinden.

Einen Tag zuvor hatte US-Verteidigungsminister James Mattis verkündet, dass US-amerikanische und türkische Militärs damit begonnen hätten, gemeinsame Trainingsübungen durchzuführen, um anschließend gemeinsam in Manbidsch zu patrouillieren, berichtet der englischsprachige Dienst von Reuters. Derzeit führen beide Militärs voneinander unabhängige Patrouillen durch. Die USA und die Türkei versuchen, ihre militärischen Schritte im Norden und Nordosten Syriens miteinander abzustimmen.

"Wir haben allen Grund zu der Annahme, dass die gemeinsamen Patrouillen rechtzeitig kommen werden, wenn der Trainingsunterricht fertig ist, damit wir es richtig machen", so Mattis.

Die Söldner der Nationalen Befreiungsfront (NLF), die in der Provinz Idlib aktiv sind, lehnen Patrouillen des russischen Militärs in Idlib ab.  Doch Ankara habe der NLF versichert, dass es keine solchen Patrouillen geben werde, sagte Scheich Omar Hutheifa, ein hochrangiger NLF-Funktionär, dem englischsprachigen Dienst von Reuters. "Die Bitte an die türkischen Brüder war, dass dem nicht zugestimmt werden kann (...) das war eine rote Linie, die nicht überschritten werden kann", so Hutheifa.

Für Russland stellt diese Forderung offenbar kein großes Problem dar. Die Nachrichtenagentur Tass zitiert den russischen Präsidenten Wladimir Putin: "Wir arbeiten mit unseren türkischen Partnern zusammen. Wir sehen, dass sie diese Abkommen sehr ernst nehmen, (...) damit Militante verschiedenster radikaler Gruppen diese Zone verlassen und ihre schweren Waffen zurückgenommen werden (...) Während der Gespräche mit Erdoğan entstand die Idee, eine demilitarisierte Zone (in Idlib) mit einer Tiefe von  15 bis 20 Kilometer zu schaffen, um eine größere Sicherheit der syrischen zivilen Einrichtungen, Städte und Siedlungen und auch unserer Militärbasis Hmeymim zu gewährleisten"

Syrische Armee vereitelt Söldner-Angriff

Die syrische Armee (SAA) hat am Donnerstag einen Angriff der Söldner-Truppe Kataeb al Ezza auf die nördliche Landschaft der Provinz Hama vereitelt, meldet die syrische staatliche Nachrichtenagentur SANA. Die Söldner führten den Angriff aus der Richtung der Stadt Morek, etwa 35 Kilometer nördlich der Stadt Hama, aus. Die Söldner sollen hohe personelle und materielle Schäden erlitten haben. Ein Teil der Söldner sei nach dem Rückschlag geflohen sein.

Einen Tag zuvor hatte die SAA Söldner-Truppen in in Hama, Deir Ezzor und Sweida angegriffen. Die Angriffe zielten auf Stellungen der Söldner ab. Nach den erfolgreichen Kampagnen fanden SAA-Truppen Waffenlager vor. Sie  beschlagnahmten Sturmgewehre, mittelschwere und schwere Maschinengewehre, Nachtsichtferngläser, Raketen "westlichen Fabrikats", FAL-Scharfschützengewehre, RPG-Werfer, verschiedene Raketen- und Artilleriegeschosse, große Mengen verschiedener Munitionstypen, Maschinengewehrstative und Raketen-Abschussrampen, so SANA.

RFS Media, die als Nachrichtenagentur der Freien Syrischen Armee (FSA) fungiert, meldet, dass die russische Militärpolizei am Dienstag im Dorf Umm al-Mayaden in der Region Daraa mehrere Milizionäre, die der syrischen Regierung nahe stehen, verhaftet habe. Russische Militärpolizisten sollen einen Checkpoint der Milizionäre gestürmt haben, den sie anschließend zerstörten. Zuvor sollen sich Dorfbewohner an die russische Militärpolizei gewandt haben, um Übergriffe durch die Milizionäre zu melden. Die Milizionäre sollen wahllos Zivilisten verhaftet und gefoltert haben. RFS Media hatte bisher keine Nachrichten veröffentlicht, die zugunsten der russischen Militärpräsenz in Syrien ausgelegt werden konnten. Eine offizielle Bestätigung der Vorkommnisse durch Moskau und Damaskus blieb bisher aus.

Russen kontrollieren S-300 Luftabwehrsystem in Syrien

Russland hat in der vergangenen Woche die ersten Flugabwehrsysteme S-300 nach Syrien geliefert und dafür die in Russland hergestellte Antonov An-124 Ruslan eingesetzt. Das berichtet die Times of Israel. Beobachter hätten die Maschine auf dem Weg von Russland nach Syrien gesehen, schreibt Yediot Ahronot. Die Antonow An-124 Ruslan, auch als Condor bekannt, gilt als größtes militärisches Transportflugzeug der Welt und ist das zweitgrößte Flugzeug der Welt.

Das israelische nachrichtendienstliche Portal DEBKAfile führt dazu aus: "Als der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu am 2. Oktober sagte, dass das ,vereinheitlichte' S-300 Luftverteidigungssystem in Syrien bis zum 20. Oktober in Syrien installiert werden, meinte er in Wirklichkeit seine Integration in das russische Heimatsystem. Dieses Element seines Berichts an Präsident Wladimir Putin ist der Schlüssel zur tatsächlichen Bedeutung der Reaktion Moskaus auf den Abschuss seines Il-20-Spionageflugzeugs am 17. September, für den Schoigu Israel verantwortlich machte. DEBKAfiles Militär- und Geheimdienstquellen berichten, dass Putin nach der Katastrophe in Syrien ein fortschrittliches Luftverteidigungswaffensystem aufgebaut hat, das nicht nur mit der russischen Hmeimim-Luftbasis in Latakia verbunden ist, sondern auch in Russlands eigenes C3-Befehls-, Kontroll- und Kommunikationssystem gegen Nuklearangriffe integriert ist."

Der Pentagon-Sprecher Sean Roberston sagte den Deutschen Wirtschaftsnachrichten: "Die Einführung zusätzlicher Luftverteidigungssysteme in Syrien ist eine unnötige Eskalation und hat offensichtlich nichts mit dem Kampf gegen den IS oder Terroristen zu tun, was die Russen immer wieder als ihre Mission in Syrien bezeichnen. Die Bereitstellung dieser Luftverteidigungsfähigkeiten für das syrische Regime ist unverantwortlich. Die Lieferung dieses Luftabwehrsystems durch die Russen nach Syrien scheint den ruchlosen Aktivitäten ihrer Partner Iran und Syrien zusätzliche Deckung zu bieten. Die USA sind sich der S-300 und ihrer Fähigkeiten bewusst, und wir haben seit einiger Zeit Operationen im syrischen Luftraum unter einer latenten Luftbedrohung durchgeführt. Wir werden dies auch weiterhin tun und unsere Operationen mit der russischen Militärpräsenz in Syrien dekonfliktieren, um Fehleinschätzungen zu vermeiden. Dies wird keinen Einfluss auf unseren Kampf haben, um den IS in Syrien zu besiegen und zu zerstören. Wir rufen alle Parteien auf, den von den USA geleiteten Genfer Friedensprozess zu unterstützen, um die Feindseligkeiten in Syrien im Rahmen der Resolution 2254 des UN-Sicherheitsrates zu lösen."

Auf Nachfrage eines Journalisten, wie die USA die Lieferung des russischen S-300 Luftverteidigungssystems an Syrien behandeln werden, sagte US-Außenminister Mike Pompeo am Mittwoch auf einer Pressekonferenz: "Ihre erste Frage betraf die S-300. Ich werde sicherlich nicht unsere Absicht äußern, wie wir das angehen werden, aber meine früheren Kommentare waren wahr. Wenn die Russen die S-300 nach Syrien bringen, bedeutet dies ein größeres Risiko für alle in den betroffenen Gebieten und für die Stabilität im Nahen Osten. Wir halten dies für eine sehr ernste Eskalation."

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