Politik

Russischer Top-Spion überraschend verstorben

Lesezeit: 1 min
22.11.2018 16:09
Der Chef des russischen Militärgeheimdiensts GRU ist im Alter von nur 62 Jahren überraschend verstorben.
Russischer Top-Spion überraschend verstorben

Der Chef des russischen Militärgeheimdienstes GRU, Igor Korobow, ist nach nur zwei Jahren im Amt laut der russischen Regierung gestorben. Korobow sei im Alter von 62 Jahren einer "langen und schweren Krankheit" erlegen, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau am Donnerstag. Unter Korobows Führung wurde der GRU für eine Reihe umstrittener Aktionen im Ausland verantwortlich gemacht, darunter die Einmischung in die US-Präsidentschaftswahlen und den Giftanschlag in Großbritannien im März.

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu bezeichnete den am Mittwoch Verstorbenen als "großen Mann, treuen russischen Sohn und Patrioten seines Vaterlandes". Bereits Anfang November war Korobow einer Festveranstaltung zum hundertjährigen Bestehen des GRU mit Präsident Wladimir Putin ferngeblieben.

Korobow war 1985 in den Geheimdienst eingetreten. Seit 2016 stand er an der Spitze des GRU. Sein Vorgänger, Igor Sergun, war im Januar 2016 unerwartet gestorben. Angeblich kam Sergun während einer Mission im Libanon ums Leben.

Für seine Dienste wurde Korobow als "Held Russlands" ausgezeichnet. Der unabhängige Militärexperte Pawel Felgenhauer beschrieb ihn als "Intellektuellen", der mehrere Sprachen beherrschte.

Der bisherige Vize-Chef des GRU, Igor Kostjukow, wurde laut der amtlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zum kommissarischen Leiter des Geheimdienstes ernannt. Dem 57-Jährigen werden demnach gute Chancen eingeräumt, den Posten Korobows zu übernehmen.

Kostjukow hatte seinen damaligen Chef bereits bei der Hundertjahrfeier des GRU Anfang November vertreten. Er wäre laut Tass der erste Marine-Soldat, der Chef des Militärgeheimdienstes wird.

US-Geheimdienste machen den GRU für Cyberangriffe während des Präsidentschaftswahlkampfs im Jahr 2016 verantwortlich. Korobow wurde deshalb im September von den USA mit Sanktionen belegt.

Der Westen wirft der GRU eine Reihe von Angriffen auf ausländischem Boden vor, darunter die Vergiftung des russischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter Julia in Großbritannien im März. Die britische Polizei präsentierte im September zwei GRU-Agenten als angebliche Tatverdächtige. Belege für die russische Urheberschaft haben die Briten nicht vorgelegt.

Nach Angaben von Russlands Präsident Wladimir Putin handelt es sich bei den beiden Männern um "Zivilisten" und nicht um Kriminelle. Allerdings wurde Korobow der AFP zufolge wegen des Falls zum Rapport in den Kreml einbestellt.

Der GRU ist neben dem Inlandsgeheimdienst FSB und dem Auslandsgeheimdienst SWR einer der drei Moskauer Geheimdienste. Er wurde im Jahr 1918 nach der Revolution von der damaligen Sowjetführung ins Leben gerufen. Er stützt sich auf ein breites Netzwerk an Agenten im Ausland sowie auf eine militärische Eliteeinheit namens Speznas. Der GRU ist berüchtigt für seinen brutalen Umgang mit Abtrünnigen.

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik Deutsch-australische Rüstungskooperation: Mehr als Boote und Panzer?
05.05.2024

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock befürwortet eine engere Rüstungskooperation zwischen Deutschland und Australien, da sie betont,...

DWN
Immobilien
Immobilien Die Grunderwerbssteuer: Was Sie unbedingt wissen sollten!
05.05.2024

Jeder, der in Deutschland ein Grundstück erwerben will, zahlt darauf Steuern. Vorne mit dabei: Die Grund- und Grunderwerbssteuer. Doch was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eli Lilly, Merck und Biontech: Deutschland behauptet sich als Pharma-Standort
05.05.2024

Mehr als 250.000 Beschäftigte sind in Deutschland allein in der Pharma-Industrie beschäftigt. Dass die Branche auch in naher Zukunft...

DWN
Finanzen
Finanzen Dispozinsen: Wie sie funktionieren und wie man sie vermeidet
05.05.2024

Dispozinsen können eine teure Überraschung für Bankkunden sein, die ihr Konto überziehen. Dieser Artikel erklärt, wie Dispozinsen...

DWN
Technologie
Technologie EU-China-Beziehung: Droht ein Handelskrieg um Elektroautos?
05.05.2024

Vor Xi Jinpings Besuch in Paris bekräftigt Deutschland seine Haltung im EU-China-Streit um E-Autos. Doch wie wird die EU reagieren?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Europameisterschaft 2024 am Arbeitsplatz streamen: Wie weit geht Arbeitgeber-Toleranz?
05.05.2024

Die Spiele der Europameisterschaft 2024 finden zu Zeiten statt, die nicht ideal für Arbeitnehmer sind. Einige Spiele starten bereits um 15...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handwerksbetriebe in Not: Geschäftslage trübt sich ein
05.05.2024

Die aktuelle Lage im Handwerk bleibt düster, mit einer spürbaren Verschlechterung der Geschäftslage im ersten Quartal 2024 aufgrund...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...