Politik

Trump fordert von Europa Rücknahme von IS-Kämpfern

Deutsche Söldner haben nach den geltenden Gesetzen das Recht auf eine Rückkehr nach Deutschland, sagt das Außenamt in Berlin.
17.02.2019 15:50
Lesezeit: 2 min

US-Präsident Donald Trump hat die Europäer, darunter namentlich Deutschland, aufgefordert, mehr als 800 gefangene Söldner der Extremistenmiliz IS zurückzunehmen und vor Gericht zu stellen. "Das Kaliphat steht vor seinem Fall", schrieb Trump am Samstag auf Twitter. "Wenn wir gezwungen werden, sie freizulassen, ist das keine gute Alternative." Der US-Sondergesandte für Syrien, James Franklin Jeffrey, sagte den Alliierten in der Anti-IS-Koalition unterdessen zu, die USA würden ihre etwa 2000 Soldaten in Syrien nicht abrupt und schnell abziehen, sondern schrittweise. Man werde sich in der Frage eng mit den Verbündeten abstimmen, sagte er am Sonntag auf der Münchner Sicherheitskonferenz.

Aus dem Auswärtigen Amt verlautete, man habe zwar Kenntnis von Fällen deutscher Staatsangehöriger, die sich in Nordsyrien in Gewahrsam befinden sollen. Eigene Erkenntnisse dazu lägen dem Ministerium aber nicht vor. "Unabhängig davon prüft die Bundesregierung mögliche Optionen, um deutschen Staatsangehörigen, insbesondere in humanitären Fällen, eine Ausreise aus Syrien zu ermöglichen", hieß es. Grundsätzlich hätten alle deutschen Staatsangehörigen, auch mutmaßliche IS-Kämpfer, das Recht auf eine Wiedereinreise nach Deutschland.

Eine Sprecherin des Innenministeriums sagte, Deutschland respektiere aber auch das Strafverfolgungsinteresse einiger Staaten im Nahen Osten gegen Anhänger der radikal-islamischen Miliz für dort begangene Straftaten. So habe der Irak selbst Interesse geltend gemacht, einige deutsche IS-Kämpfer vor Gericht zu stellen. "In Syrien hingegen kann die Bundesregierung wegen der bewaffneten Auseinandersetzungen für dort inhaftierte deutsche Staatsbürger derzeit keine Rechts- und Konsularaufgaben wahrnehmen", fügte die Sprecherin hinzu. Deshalb habe die Regierung derzeit keine Handhabe zu einer Strafverfolgung auf syrischem Staatsgebiet. Komme es zu einer Rückkehr, müssten sich die IS-Kämpfer vor der deutschen Strafjustiz verantworten.

Mit Blick auf den Umgang mit den Kurden-Milizen, die in Syrien an der Seite Anti-IS-Koalition gegen die Islamisten kämpfen, vertreten die USA und die Türkei unterschiedliche Ansichten. Derzeit wird über die Schaffung einer Schutzzone entlang der türkisch-syrischen Grenze beraten. "Wir respektieren die territoriale Integrität Syriens, aber das Hauptthema für uns ist die Sicherheit der türkischen Grenze und der türkischen Bevölkerung", sagte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar in München. "Wir müssen sicher sein, die Terroristen loszuwerden - egal, ob von der (kurdischen) YPG oder dem IS."

In Syrien stehen von den USA unterstützte Kämpfer nach Angaben eines Kommandeurs vor der Eroberung der letzten Enklave des IS. Die verbliebenen Extremisten hätten sich auf wenigen hundert Quadratmetern in einem Dorf in der Nähe der irakischen Grenze verschanzt und würden von allen Seiten beschossen. Trump hat angekündigt, die US-Truppen aus Syrien abzuziehen, sobald der IS militärisch besiegt ist. Das wirft Fragen über das Schicksal der von den USA unterstützten Kurden und das Vorgehen der Türkei im Nordosten Syriens auf. Bei einem Treffen der Anti-IS-Koalition in München wurde nach Angaben von Teilnehmern keine Klarheit über die Abzugspläne geschaffen. Weder seien ein konkreter Zeitplan noch eine Lösung für den Konflikt zwischen der Türkei und den Kurden in Syrien präsentiert worden, hieß es.

Syriens Präsident Baschar al-Assad warnte am Sonntag die von den USA unterstützten Milizen, sich auf den Schutz der US-Truppen zu verlassen. "Wir sagen den Gruppen, die auf die Amerikaner setzen: Die Amerikaner werden euch nicht beschützen." Die USA würden die Milizen als Tauschobjekte benutzen. "Niemand wird euch beschützen außer euer Staat", sagte Assad, der nach fast achtjährigen Bürgerkrieg mit russischer und iranischer Unterstützung nahezu das gesamte Staatsgebiet wieder unter seine Kontrolle gebracht hat.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Politik
Politik Rechtsruck in Polen – schlechte Aussichten für Berlin?
02.06.2025

Polen hat einen neuen Präsidenten – und der Wahlausgang sorgt europaweit für Nervosität. Welche Folgen hat der Rechtsruck für Tusk,...

DWN
Politik
Politik Trump zieht Investoren ab – Europa droht der Ausverkauf
02.06.2025

Donald Trump lockt mit Milliarden und Zöllen Investoren zurück in die USA – Europa verliert an Boden. Bricht der alte Kontinent im...

DWN
Politik
Politik Plan von Klingbeil: Steuerentlastungen für Unternehmen – das sind die Details
02.06.2025

Die schwarz-rote Koalition will zeigen, dass sie Probleme angeht – auch die schwächelnde Wirtschaft. Finanzminister Lars Klingbeil will...

DWN
Technologie
Technologie Robotikbranche 2025 in schwieriger Phase – Umsatzrückgang droht
02.06.2025

Die deutsche Robotikbranche kämpft 2025 mit rückläufigen Umsätzen und schwankenden Rahmenbedingungen. Welche Teilbereiche sind...

DWN
Finanzen
Finanzen Biontech-Aktie hebt ab: Milliardenkooperation mit US-Pharmaunternehmen
02.06.2025

Die Biontech-Aktie erhält neuen Aufwind: Eine milliardenschwere Allianz mit Bristol-Myers Squibb weckt Hoffnung bei Anlegern und...

DWN
Finanzen
Finanzen Hensoldt-Aktie auf Rekordjagd: Was Anleger jetzt wissen sollten
02.06.2025

Die Hensoldt-Aktie überrascht mit einem historischen Kursfeuerwerk – doch ist der Höhenflug gerechtfertigt? Anleger sollten genauer...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KfW-Analyse: Mittelstand zieht sich aus dem Ausland zurück
02.06.2025

Eine aktuelle KfW-Analyse zeigt: Immer mehr Mittelständler ziehen sich aus dem Auslandsgeschäft zurück. Was steckt hinter dem Rückzug...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Personalstrategie: Warum Top-Kandidaten oft scheitern – und was das über unser System verrät
02.06.2025

Ein Blick hinter die Kulissen zeigt: Bei der Personalauswahl geht es immer weniger um Kompetenz – und immer mehr um Bauchgefühl,...