Technologie

Deutsches Startup bringt Kräutergärten ins Wohnzimmer

Das Startup agrilution hat einen Gewächsschrank für die eigenen vier Wände auf den Markt gebracht. Nun kann man das ganze Jahr über frische Salate und Kräuter ernten.
17.03.2019 11:40
Lesezeit: 2 min
Deutsches Startup bringt Kräutergärten ins Wohnzimmer
Mit dem Plantcube kann man im eigenen Zuhause frisches Gemüse ernten. (Foto: Agrilution)

Die Verfechter der sogenannten "vertikalen Landwirtschaft" wollen erreichen, dass auch in dicht besiedelten Ballungsgebieten frische Nahrungsmittel produziert werden können. Auf mehreren übereinander gelagerten Ebenen sollen ganzjährig Früchte, Gemüse, Pilze und Algen erzeugt werden.

Auf den ersten Blick erscheint die vertikale Landwirtschaft ineffektiv. Denn die Pflanzen werden auf relativ kleinen Flächen angebaut. Zudem ist eine künstliche Beleuchtung mit hohen Energiekosten erforderlich. Doch die Befürworter machen geltend, dass die Kosten für den Transport entfallen.

Inspiriert von dieser Zukunftsidee gründeten Maximilian Lössl und Philipp Wagner bereits im Jahr 2013 das Unternehmen agrilution mit Sitz im Westen von München. Ihr Ziel ist es, dass die Kunden gesunde Salate und Kräuter immer frisch in der eigenen Küche ernten können.

"Lebensmittel sollten frisch, knackig und frei von Pestiziden sein. Für viele von uns ist regionaler Anbau und saisonale Ernte ein wichtiges Kaufargument", sagt das Unternehmen. "Warum dann nicht gleich einen Schritt weiter gehen und diese Innovationen zuhause nutzen?"

Mittlerweile arbeiten über 20 Mitarbeiter an der Markteinführung des "Plantcubes", eines intelligenten Gewächsschranks für zuhause. Im Plantcube kann man auf acht Mini-Feldern seine eigenen Kräuter und Salate sprießen lassen. Neben herkömmlichen Salaten bietet agrilution auch Sorten, die man im Supermarkt nicht findet.

Dem Unternehmen zufolge bringt das Pflanzen und Ernten nicht nur viel Spaß, Abwechslung beim Kochen und Gesundheit, sondern auch einen Wissenszuwachs über Pflanzen. "Unser Anliegen ist unter anderem, wieder mehr Bewusstsein und ein emotionales Verhältnis zu unserer Nahrung zu schaffen."

Eine entscheiden Rollen beim Plantcube spielt das Licht. Daher ist es folgerichtig, dass zu den Investoren von agrilution neben Tengelmann Ventures auch die in München ansässige OSRAM Licht AG gehört, die Leuchtmittel für den globalen Markt entwickelt und produziert.

Bei dem Konzern arbeiten bis zu 200 Mitarbeiter am Thema Agrarlicht. Auch die LED-Leuchten in den Plantcubes stammen von Osram. Die Erfahrung mit den kleinen Gewächsschränken für zuhause sollen dabei helfen, die Technik später auch im großen Maßstab anzuwenden.

Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens Navigant wird der weltweite LED-Markt für Agrar-Anwendungen in den kommenden Jahren von derzeit rund 800 Millionen Dollar auf rund 3,7 Milliarden Dollar im Jahr 2027 ansteigen, berichtet die Zeit.

Leuchtdioden in Landwirtschaft und Gartenbau haben ein riesiges Potential. Über verschiedene Lichtspektren können die Leuchten zielgenau das Wachstum und sogar den Geschmack von Pflanzen steuern, ohne dass man dafür Gentechnik oder Chemie einsetzen muss.

Der Plantcube inklusive Starterkit kostet derzeit knapp 3000 Euro. Zudem muss man Kosten für die gewünschten Saatmatten einplanen, in die das jeweilige Saatgut integriert ist. Man kann bis zu acht verschiedene Saatmatten für jeweils 4 Euro (Brokkolikresse) bis 7 Euro (Thymian) gleichzeitig anbauen.

"Pflanzen, wie grüner Basilikum, sind im Supermarkt tendenziell günstiger", räumt das Startup ein. Doch nur beim Plantcube könne man sicher sein, dass die Salate nicht mit Pestiziden oder Ähnlichem behandelt sind. Zudem seien andere Sorten aus dem Sortiment von agrilution in Westeuropa nur schwer erhältlich und dadurch teurer.

Doch das Hauptargument für den Plantcube ist die Frische, welche die Pflanzen geschmacksintensiver und gesünder macht. Die Pflanzen haben mehr Vitamine, Mineralien und Antioxidantien als bereits abgeerntete Pflanzen. Denn der Großteil der Nährstoffe geht innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Ernte verloren.

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