Deutschland

Welthandel zeigt deutliche Schwächezeichen

Neue Zahlen zeigen einen deutlichen Abschwung im Welthandel. Wir haben bei großen deutschen Häfen nachgefragt, wie sie ins laufende Jahr gestartet sind.
28.04.2019 07:16
Lesezeit: 2 min
Welthandel zeigt deutliche Schwächezeichen
Das niederländische Wirtschaftsministerium verzeichnet einen ungewöhnlich starken Rückgang im Welthandel. (Grafik: cpb.nl)

Der jüngste Rückgang des globalen Handels ist der stärkste seit der Großen Finanzkrise vor mehr als zehn Jahren. Und er hat bereits das Ausmaß der Rezession der frühen 2000er Jahre erreicht.

Dies zeigen aktuelle Zahlen des niederländischen Wirtschaftsministeriums. Demnach sank das weltweite Handelsvolumen in den drei Monaten bis Januar um 1,8 Prozent im Vergleich zu den vorangegangenen drei Monaten.

Auslöser für den Konjunktureinbruch sind unter anderem die wirtschaftliche Abkühlung Chinas, der Abschwung in der Autoindustrie, die Lähmung im Zusammenhang mit dem Brexit und die internationalen Handelsstreitigkeiten.

Zwar bahnt sich zwischen den USA und China ein Abkommen zur Beendigung des Handelskriegs an. Doch kürzlich haben die USA mit Zöllen auf EU-Güter gedroht, als Reaktion auf Subventionen für den europäischen Luftfahrtkonzern Airbus.

Zudem wird das Weiße Haus bis Mitte Mai entscheiden, ob es Autos aus der Europäischen Union mit Zöllen belegt. Denn US-Handelsminister Wilbur Ross hat einen Bericht vorgelegt hat, wonach die EU-Zölle eine Bedrohung der nationalen Sicherheit darstellen.

Der aktuelle Rückgang im Welthandel ist ungefähr so stark wie nach der Dotcom-Blase im Jahr 2001, als die Volumina um 2,2 Prozent nachgaben, und es war der größte Rückgang seit 2009, als der Welthandel nach der Großen Rezession um 12,7 Prozent einbrach.

Auch der Internationale Währungsfonds hat letzte Woche gewarnt, dass sich der Welthandel seit seinem Höchststand Ende 2017 stark verlangsamt hat. Zum dritten Mal innerhalb von sechs Monaten senkte der IWF seine Wachstumsprognose für 2019.

In Deutschlands Häfen macht sich der abflauende Welthandel offenbar noch nicht bemerkbar. Zwar liegen die Informationen zur Umschlagentwicklung am Hamburger Hafen im ersten Quartal noch nicht komplett vor. Doch auf Basis erster Rückmeldungen aus der Hafen- und Verkehrswirtschaft konnte man gegenüber den Deutschen Wirtschaftsnachrichten eine erste Einschätzung abgeben. Demnach ist der Hamburger Hafen "stark" in das Jahr 2019 gestartet.

"Die Abkühlung im Welthandel spiegelt sich bisher nicht in den Umschlagzahlen in Hamburg wider. Ein wesentlicher Grund ist der Marktanteilsgewinn Hamburgs im Transatlantikverkehr durch die vier zusätzlichen Liniendienste der THE Alliance, die von Bremerhaven nach Hamburg verlegt wurden. Als ein Grund für die Verlegung wurde von den an dieser Allianz beteiligten Reedereien die sehr gute Hinterlandanbindung Hamburgs vor allem auf der Schiene hervorgehoben. Aber auch der Massengutumschlag startet in Hamburg stark in das neue Jahr."

Für das laufende Jahr rechnet die Marketingorganisation des Hamburger Hafens "mit einem deutlichen Wachstum zwischen drei und vier Prozent im Containerverkehr und einem stabilen Ergebnis beim Massengutumschlag". Es bleibe jedoch eine gewisse Unsicherheit durch die Unvorhersehbarkeit aufgrund der laufenden Handelsstreitigkeiten zwischen China und den USA sowie zwischen den USA und Europa.

Auch Eurogate, Europas größte reederei-unabhängige Container-Terminal- und Logistik-Gruppe, kann den weltweiten Abschwung beim Güterumschlag im laufenden Jahr für die eigenen Standorte in Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven nicht bestätigen. Gegenüber den Deutschen Wirtschaftsnachrichten sagt das Unternehmen:

"In Hamburg erwarten wir eine Steigerung des Gesamtumschlags. Im ersten Quartal 2019 ist die Umschlagsmenge gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 41 Prozent gestiegen. Das liegt im Wesentlichen an zwei neuen Diensten (AEX von Hyundai Merchant Marine seit Mai 2018 und FAL 3 von OCEAN Alliance seit Januar 2019), die den EUROGATE Terminal in Hamburg anlaufen. Hinzu kommen zusätzliche Mengen durch die Übernahme von Hamburg Süd durch MAERSK.

In Wilhelmshaven erwarten wir ebenfalls steigende Mengen. Das Wachstum in Q1 gegenüber dem Vorjahreszeitraum lag bei 28,6 Prozent. Der Terminal wird insgesamt immer besser angenommen und wächst somit mengenmäßig sowohl bei den Liniendiensten (Lines und Feeder) als auch bei ungeplanten Mengen (Inducement calls).

In Bremerhaven erwarten wir für das laufende Jahr Mengenverluste in der Größenordnung von 5-7 Prozent. Der Abzug von vier Transtalantikdiensten der THE Alliance nach Hamburg-Altenwerder seit Januar 2019 verursacht einen Mengenverlust von rund 10 Prozent des Gesamtumschlags. Wir erwarten aber auch Mengensteigerungen beim North Sea Terminal Bremerhaven (NTB) und bei MSC Gate, die diese Verluste teilweise kompensieren."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch zur Eröffnung am Freitag
09.05.2025

Zum Handelsbeginn am Freitag hat der DAX ein frisches DAX-Rekordhoch erreicht. Die im April gestartete Erholungswelle nach dem ersten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen nur noch geringfügig an - ist das die Trendwende?
09.05.2025

Der Anstieg der Insolvenzen in Deutschland hat sich im April deutlich verlangsamt. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Monatsvergleich...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie profitiert von starkem Jahresauftakt - und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag leicht zugelegt. Das deutsche Geldhaus überraschte mit einem...

DWN
Politik
Politik Zweite Kanzlerreise: Erwartungen an Merz in Brüssel steigen
09.05.2025

Nur drei Tage nach seinem Amtsantritt ist Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu seiner zweiten Kanzlerreise aufgebrochen – Ziel ist...

DWN
Technologie
Technologie Meta trainiert KI mit Ihren Daten – ohne Ihre Zustimmung. So stoppen Sie das jetzt!
09.05.2025

Ab dem 27. Mai analysiert Meta öffentlich sichtbare Inhalte von Facebook- und Instagram-Nutzern in Europa – zur Schulung seiner...