Politik

Teufelskreis: Griechenland braucht weitere zehn Milliarden

Bei Schäubles Griechenland-Besuch scheint es nicht nur um die Hilfe der KfW und eine kleine Visite zu gehen. Vielmehr wird wieder einmal über die Schließung einer Finanzlücke diskutiert werden. Denn Schäuble will vor der Wahl eigentlich keine konkreten Zusagen für das Land machen, aber bis Ende September braucht Griechenland das Geld.
17.07.2013 08:12
Lesezeit: 1 min

Die gescheiterte Sparpolitik in Griechenland könnte der Bundesregierung nun doch noch auf die Füße fallen. Eigentlich soll bis zur Bundestagswahl nichts aufregendes mehr passieren, damit Merkel wieder ganz unauffällig die Wahl gewinnen kann. Doch neben der Prism-Affäre spitzt sich auch die Situation in der EU weiter zu. Griechenland braucht wieder einmal Geld – da passt es gut, dass Schäuble dem Land gerade einen Besuch abstatten will.

Wenn Finanzminister Schäuble am Donnerstag in Griechenland auftauchen wird, wird er vermutlich wie einst Angela Merkel zu sehen bekommen, was die Sparpolitik in dem Land angerichtet hat. Während stetig Geld in die nationalen Banken gepumpt wurde, wurde das Land zu Tode gespart (hier). Die Gewerkschaften haben aus diesem Grund und der noch geplanten Massenentlassungen im öffentlichen Dienst bereits Demonstrationen für Schäubles Besuch angekündigt (mehr hier).

Offiziell soll es bei Schäubles Visite um den Aufbau eines Investmentfonds gehen. Die deutsche KfW soll dafür Kapital zu Verfügung stellen. Von insgesamt 100 Millionen Euro ist die Rede. Doch auch weitere Finanzhilfen für Griechenland scheinen auf dem Plan für Donnerstag zu stehen. Denn die bisherigen Hilfen für Griechenland reichen nicht aus. Erneut droht eine Finanzierungslücke von bis zu zehn Milliarden Euro, wie ein hoher Beamter der EU-Kommission der SZ mitteilte.

Dass die bisherigen Hilfen für Griechenland nicht ausreichen werden, ist angesichts der Statistikfälschung des IWF kein Wunder. Zuletzt hatte Schäuble sogar erste Zweifel am Griechenland-Programm geäußert. Eine Garantie, dass nach der Bundestagswahl kein Steuergeld mehr nach Griechenland fließen werde, wollte er zuletzt nicht mehr geben (hier). Und auch der Chef der Eurogruppe, Dijsselbloem, hatte bereits vor ein paar Tagen neue Hilfen für Griechenland angedeutet (mehr hier).

So scheint es bei Schäubles Griechenland-Besuch vor allem darum zu gehen, wie das Land bis nach den Bundestagswahlen über Wasser gehalten werden kann. Denn vor der Bundestagswahl kann die Bundesregierung eigentlich nicht weiteren Finanzhilfen oder gar einem Schuldenschnitt zustimmen. Dies würde die ganze in der Öffentlichkeit gezeigte „harte Linie“ Deutschlands beim Zypern-Bailout wieder zunichtemachen.  Und so wird wohl indirekt über die KfW erst einmal ein bisschen nachgeholfen – und dann gibt es ja noch EU-Fördertöpfe, die werden ja immer gern angezapft, um offensichtliche Finanzhilfen zu verschleiern.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...