Volksbanken und Sparkassen in Hessen legen an 26 Standorten ihre Filialen zusammen. Die Frankfurter Volksbank und die Taunus Sparkasse kündigten die "erstmalige flächendeckende Kooperation" zweier Konkurrenten am Dienstag an. Das Modell sei die Antwort auf die seit Jahren sinkende Kundenfrequenz und die Folgen der Nullzinspolitik der EZB für die Profitabilität der Filialen, sagte die Chefin der Frankfurter Volksbank, Eva Wunsch-Weber.
Gleichzeitig genössen die Filialen weiterhin eine "hohe Wertschätzung". Es gebe nach wie vor nicht wenige Kunden, die lieber persönlich in die Bankfiliale kämen. "Kunden, die bei Fragen aller Art unkompliziert vorbeikommen und einen vertrauten Berater sprechen möchten."
Die gemeinsamen Filialen werden Finanzpunkte heißen. An 17 Standorten im Main-Taunus- und im Hochtaunuskreis sollen die Service- und Beratungsleistungen laut Wunsch-Weber künftig an unterschiedlichen, aber festen Tagen in der Woche für die Kunden angeboten werden. Im Regelfall sollen demnach an zwei Tagen Mitarbeiter des einen und an zwei Tagen Mitarbeiter des anderen Instituts vor Ort sein - für die Kunden sichtbar am "Lichtkonzept": Rot für Sparkasse, blau für Volksbank. An weiteren neun Standorten stehen Geldautomaten und Terminals für die Kunden beider Geldinstitute zur Verfügung.
Der Umbau der ersten Geschäftsstelle beginne im Herbst in Bad Soden-Neuenhain, kündigte Eva Wunsch-Weber an. Bis Ende 2021 soll der Umbau abgeschlossen sein. Die Volksbank-Chefin betonte, die IT-Infrastruktur bleibe strikt getrennt, so blieben Bankgeheimnis und Datenschutz "in vollem Umfang gewährleistet". Die beiden Institute werden nach Wunsch-Webers Angaben in den kommenden drei Jahren "bis zu fünf Millionen Euro" in die Umsetzung dieses "zukunftsweisenden Projekts" investieren.
Der Chef der Taunus Sparkasse, Oliver Klink, betonte in der gemeinsamen Pressekonferenz, sein Institut habe nicht dem "üblichen Reflex" folgen wollen, die Filialen einfach irgendwann zu schließen. In der Frankfurter Volksbank habe sein Institut einen Partner gefunden, der genauso denke. Das "Share-a-Bank"-Prinzip sei ein Gewinn für Kunden, Mitarbeiter und die Region. In Umfragen seien die Institute auf breite Zustimmung gestoßen.
Die von der EZB betriebene extrem expansive Geldpolitik hat in den vergangenen Jahren zu einer deutlichen Abnahme der Zahl von Bankfilialen in Deutschland geführt, weil nicht mehr die nötigen Zinsgewinne erwirtschaftet werden können, um diese zu unterhalten und die Angestellten zu bezahlen, behaupten die Banken.