Technologie

Ein Tesla-Unfall erschüttert das Märchen von der umweltfreundlichen E-Mobilität

Ein Unfall eines Tesla-Fahrers in Österreich wirft ernste Fragen für die gesamte Elektroauto-Branche auf. Zuerst musste der Wagen drei Tage in einem Wasserbad gelöscht werden, nun verweigern sämtliche Recyclinghöfe die Aufnahme des Unfallfahrzeugs – aufgrund des unbekannten Giftmixes in der Batterie. Tesla wurde im Zuge der Ereignisse beim Lügen erwischt und taucht unter.
15.11.2019 11:42
Aktualisiert: 15.11.2019 11:42
Lesezeit: 2 min
Ein Tesla-Unfall erschüttert das Märchen von der umweltfreundlichen E-Mobilität
Tesla-Chef Elon Musk kommt am 28.07.2017 auf dem Fabrikgelände in Fremont, Kalifornien zur Vorstellung der ersten Wagen des Tesla-Fahrzeugs Model 3. (Foto: dpa) Foto: Andrej Sokolow

Wie die Deutschen Wirtschaftsnachrichten vor einigen Wochen berichteten, kam ein Tesla-Fahrer im österreichischen Bundesland Tirol von der Fahrbahn ab und prallte gegen einen Baum. Der dadurch entstandene Brand hätte dem Besitzer des Elektroautos nicht nur fast das Leben gekostet, sondern der Wagen musste von der Feuerwehr durch ein dreitägiges Bad in einem riesigen Wassercontainer gelöscht werden. Der Grund: die beschädigte Antriebsbatterie entzündete sich aufgrund chemischer Reaktionen ständig neu.

Die Probleme hörten nach dem Löschen jedoch nicht auf, sondern sie fingen erst richtig an und werfen nun nicht nur ernste Fragen hinsichtlich der Seriosität von Tesla, sondern auch hinsichtlich der angeblichen „Umweltfreundlichkeit“ von E-Autos, auf.

Denn wie der ORF nun berichtet, weigern sich alle Recyclinghöfe der Gegend, das ausgebrannte Tesla-Wrack bei sich aufzunehmen – aus Angst vor den giftigen Stoffen in der 600 Kilogramm schweren Batterie. Deshalb steht der Wagen seit fünf Wochen am äußersten Eck des Hofes des Abschleppdienstes – „weil man ja nie wisse, ob das Ding nicht doch wieder in Flammen aufginge“, zitiert der ORF den Besitzer des Betriebes.

Ärgerlich sind die Umstände für den Abschleppdienst, skandalös jedoch ist das Verhalten des Fahrzeugherstellers Tesla. Das Unternehmen aus Kalifornien hat schlicht unwahre Angaben zur Frage des Recyclings seiner Fahrzeuge in Österreich gemacht. Der ORF berichtet:

„Der Hersteller Tesla habe beim Erstkontakt eine problemlose Entsorgung zugesichert und sich dann nicht mehr gemeldet. Auf Rückfrage ist Greiderer (der Besitzer des Abschleppdienstes – Anm. der Red.) an Teslas österreichischen Entsorgungspartner ÖCAR Autoverwertungs GmbH verwiesen worden. Auf der Tesla-Homepage liest sich das so: ‚ÖCAR Automobilrecycling verfügt über ein großes Netzwerk von autorisierten Recycling- und Entsorgungspartnern, welche vom Umweltministerium vollständig lizenziert sind.‘ Ganz so vollständig offenbar doch nicht, denn ÖCAR hat gar keine Genehmigung, Tesla-Modelle zu übernehmen. Auf die Frage, wie sie sich denn die Entsorgung eines Elektroautos vorstelle, antwortet ÖCAR-Sprecherin Pia Kleihs: ‚Darüber kann ich Ihnen keine Auskunft erteilen, da wir für Tesla keine Berechtigung haben.‘ Tesla verweist also auf seiner Homepage, pikanterweise im Kapitel ‚Nachhaltigkeit‘, auf einen Entsorgungspartner, der gar nicht befugt ist, einen Tesla zu recyceln.“

Die Antriebs-Batterie und ihre chemische Zusammensetzung stellt indes das Haupthindernis für eine Aufnahme in ein Recyclingwerk dar. Nebenbei macht dieser Umstand deutlich, dass es sich dabei um hochgiftige Substanzen handelt, von deren Zusammensetzung weder der Fahrer des Wagens noch die Behörden offenbar Bescheid wissen.

„Martin Klingler, Entsorgungsfachmann beim Schwazer Umweltunternehmen DAKA, sagt, eine so große Lithiumbatterie könne seine Firma nicht übernehmen, da man den Mix aus gefährlichen Stoffen in ihrem Inneren gar nicht kenne. Die Elektromobilhersteller hielten die Zusammensetzung ihrer Elixiere streng geheim, um ihren Wettbewerbsvorteil nicht zu verlieren. Die Flüssigkeit, in der das Unfallauto vom Walchsee gekühlt wurde, ist ein gefährlich giftiges Gebräu, aber mittlerweile ein begehrter Tropfen. Die Montanuniversität Leoben habe sich bereits Proben davon gesichert, um dem Geheimnis ihres Inhalts auf die Spur zu kommen, sagt Klingler“, wie der ORF berichtet.

In Europa gibt es derzeit offenbar nur 2 Unternehmen, die unbeschädigte Antriebsbatterien recyclen beziehungsweise wichtige enthaltene Rohstoffe wie Kobalt oder Nickel ausscheiden können. Eines davon sitzt in Österreich. Vom ORF befragt, wie die beschädigte Batterie des Tiroler Unfall-Teslas zu behandeln sie, sagte der Unternehmenschef: „Ich weiß es nicht.“ Überhaupt erfordere der Transport der unberechenbaren Batterie eine EU-Gefahrengut-Genehmigung, welche es in Österreich noch gar nicht gebe.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Steuern, Deutschlandticket, Musterung – die Änderungen 2026 im Überblick
27.12.2025

2026 bringt spürbare Änderungen bei Lohn, Rente, Steuern und Alltag. Manche Neuerungen entlasten, andere verteuern Mobilität oder...

DWN
Panorama
Panorama Keine Monster, keine Aliens: Prophezeiungen für 2025 erneut widerlegt
27.12.2025

Düstere Visionen und spektakuläre Vorhersagen sorgen jedes Jahr für Schlagzeilen – doch mit der Realität haben sie meist wenig zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen E-Mail-Betrug im Mittelstand: Die unterschätzte Gefahr im Posteingang – und welche Maßnahmen schützen
27.12.2025

E-Mail-Betrug verursacht im Mittelstand mehr Schäden als Ransomware. Stoïk, ein auf Cybersecurity spezialisiertes Unternehmen, zeigt,...

DWN
Technologie
Technologie China überholt Europa: Wie europäische Energieprojekte den Aufstieg befeuerten
27.12.2025

Europa hat in den vergangenen Jahrzehnten erheblich zum Aufbau der chinesischen Industrie beigetragen, ohne die langfristigen Folgen zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hoffnung auf den Aufschwung: Kann 2026 die Wirtschaftswende bringen?
27.12.2025

Nach mehreren Jahren der Stagnation und anhaltend schlechter Stimmung in vielen Branchen richtet sich der Blick der deutschen Wirtschaft...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelspolitik ist von Unsicherheit geprägt: Experten erwarten weniger Investitionen
27.12.2025

Die Unsicherheiten in der Handelspolitik lassen die Investitionen schrumpfen und führen zu Wachstumsverlusten. Zölle schaden der...

DWN
Finanzen
Finanzen KI-Blase: Warum der Hype um die Nvidia und Co. gefährlich werden könnte
27.12.2025

Die weltweite Euphorie rund um künstliche Intelligenz treibt Aktien wie Nvidia und Microsoft in immer neue Höhen und heizt die Diskussion...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflationskrise USA: Warum 2026 zum gefährlichsten Jahr werden könnte
26.12.2025

Die Warnung eines führenden Ökonomen zeichnet ein düsteres Bild für die USA. Die Rückkehr einer hartnäckigen Inflationswelle könnte...