Politik

Türkei plant Militärstützpunkt in Libyen, Ägypten warnt vor Konsequenzen

Die Türkei und die von der UN gestützten libysche Regierung haben eine Absichtserklärung zur militärischen Kooperation unterzeichnet. Ägypten ist außer sich und warnt Ankara vor Konsequenzen.
23.12.2019 11:00
Lesezeit: 2 min
Türkei plant Militärstützpunkt in Libyen, Ägypten warnt vor Konsequenzen
Hulusi Akar, Verteidigungsminister der Türkei, spricht mit Fayez al-Sarradsch, Regierungschef von Libyen. (Foto: dpa) Foto: -

Die libysche Regierung will sich im Rahmen des Libyen-Stellvertreterkrieges künftig von der Türkei militärisch unterstützen lassen. Das Kabinett habe am Donnerstag entschieden, die Ende November unterzeichnete Absichtserklärung zur Sicherheits- und Militärkooperation umzusetzen, hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung des Büros von Ministerpräsident Fayez al-Sarradsch.

Die Türkei unterstützt in dem nordafrikanischen Land die Regierung von Ministerpräsident Sarradsch. Auch die Vereinten Nationen stehen auf der Seite der Einheitsregierung, so die dpa. Allerdings beansprucht auch ein im Osten des Landes ansässiges Parlament die Macht in dem ölreichen Land für sich. Das Parlament unterstützt den mächtigen Söldner-General Chalifa Haftar, der mit der sogenannten Libyschen Nationalarmee (LNA) derzeit versucht, die Hauptstadt Tripolis von Sarradsch und dessen Verbündeten einzunehmen. Haftar wird insbesondere von Frankreich militärisch unterstützt.

Ägypten hat sich auf die Seite von Haftar geschlagen. “Das von der Türkei und Libyen unterzeichnete Memorandum of Understanding verstößt gegen Resolutionen des Sicherheitsrats zu Libyen, insbesondere gegen die Resolution 1970 von 2011”, zitiert Egypt Today den ägyptischen UN-Botschafter Mohammad Idris.

Die türkische Zeitung Daily Sabah berichtet: “Griechenland, die EU, Ägypten, Israel und die griechisch-zypriotische Regierung waren die Ersten, die die Absichtserklärung verurteilten. Natürlich ist auch Libyens Kriegsherr General Khalifa Haftar, der für das anhaltende Chaos in Libyen verantwortlich ist, (...) nach dem Deal regelrecht verrückt geworden. Vielen ist vielleicht nicht bewusst, dass Haftar, eine Marionette des Stellvertreterkriegs in Libyen, Verbindungen zu Israel, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien und Ägypten unterhält und sich für diese Länder einsetzt.”

Die Jerusalem Post führt aus: “Die Türkei spricht jetzt mit Russland, um in Libyen als Spieler aufzutreten. Italiens Außenminister sagte, dass Italien möglicherweise auch Gespräche mit der Türkei und Russland über die Bewältigung des Libyen-Konflikts führen werde. Die libyschen Nachbarn Tunesien und Ägypten schließt dies nicht ein. Jetzt gibt es Gerüchte über mögliche Konflikte im Mittelmeerraum, da die Türkei ihre wirtschaftlichen Ansprüche vor der Küste Zyperns vorantreibt. Die Türkei schickte Drohnen nach Nordzypern und drängte ein israelisches Forschungsschiff aus den Gewässern. Ägypten hat sich an die Vereinten Nationen gewandt, nachdem die Türkei und die geschwächte libysche Regierung Tripolis ein Abkommen unterzeichnet hatten, das ihre Mittelmeergrenzen abgrenzt. Griechenland und Zypern wurden nicht einbezogen, ebenso wenig wie Mitglieder der LNA in Libyen, die tatsächlich die Küste gegenüber der Türkei kontrolliert, die Tripolis abzugrenzen versucht.”

Al Jazeera berichtet: “Putin sagte, er werde in den kommenden Tagen mit einer türkischen Delegation in Russland über Libyen diskutieren. Sami Hamdi, Chefredakteur der britischen Zeitschrift International Interest, sagte, Moskau betrachte seine Rolle in Libyen als Mittler, um seinen Einfluss in der Region zu stärken. ,Libyen ist für Russland einfach ein Druckpunkt, um gegen die Türken Zugeständnisse zu machen, sei es in Syrien oder in einem anderen Konfliktpunkt, und um die USA unter Druck zu setzen, sich selbst zu bemühen’, sagte er.”

“Fayez al-Sarradsch, Präsident des Präsidialrates der Regierung des Nationalen Abkommens, hat an die Staats- und Regierungschefs von fünf Ländern, den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich, Italien, Algerien und der Türkei, Briefe mit der Aufforderung gerichtet, ,die Kooperationsabkommen in Sicherheitsfragen zu aktivieren’ die Aggression gegen Tripolis durch alle bewaffneten Gruppen, die außerhalb der Legitimität des Staates operieren, abzulehnen, um den sozialen Frieden aufrechtzuerhalten und Stabilität in Libyen zu erreichen”, so die italienische Zeitung Affari Italiani.

“Italiens Außenminister Luigi Di Maio, der sich mit seinem türkischen Kollegen Mevlüt Çavuşoğlu telefonisch unterhalten hat, versucht, eine Rolle in der Libyenkrise zu spielen, doch Italien scheint an diesem Punkt seine traditionelle Einflusszone aufgrund der Interessen anderer endgültig verloren zu haben”, meint Notizie Geopolitiche.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Wie schützt man seine Krypto-Wallet? CLS Mining ermöglicht Nutzern eine stabile tägliche Rendite von 6.300 €.

Der Kryptowährungsmarkt erholte sich heute umfassend, die Stimmung verbesserte sich deutlich. Meme-Coins führten den Markt erneut an....

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie und Microsoft-Aktie: Anthropic-Deal stärkt Position bei künstlicher Intelligenz
20.11.2025

Microsoft und Nvidia setzen mit Milliardeninvestitionen auf das KI-Start-up Anthropic. Die US-Giganten stärken damit ihre Position im...

DWN
Politik
Politik Friedensverhandlungen in Sicht? USA arbeiten an Ideen für Kriegsende in der Ukraine – Kritik von der EU
20.11.2025

Ein angeblicher 28-Punkte-Plan für ein Kriegsende in der Ukraine sorgt für Aufsehen. Kiew sieht sich unter Druck. In der EU regt sich...

DWN
Politik
Politik Trump erhält freie Hand: USA bereiten massive Strafzölle und Sanktionen gegen Russlands Handelspartner vor
20.11.2025

Präsident Donald Trump unterstützt ein Gesetz, das weltweite Schockwellen auslösen könnte: Die USA wollen Staaten bestrafen, die...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen nach Nvidia-Zahlen im Aufwind: Wie Anleger jetzt von KI-Investitionen profitieren
20.11.2025

Die US-Börsen zeigen sich am Donnerstag zum Start mit Zuschlägen. Nachdem die Nvidia-Quartalszahlen deutlich besser als erwartet...

DWN
Immobilien
Immobilien Baukosten: Bund will Bauen günstiger und schneller machen
20.11.2025

Weniger Vorschriften, mehr Wohnraum: Der Gebäudetyp E soll das Bauen nicht nur günstiger, sondern auch flexibler für Bauherren machen.

DWN
Unternehmen
Unternehmen MAN Truck & Bus: LKW-Hersteller baut 2.300 Stellen in Deutschland ab
20.11.2025

Der Lastwagen- und Bushersteller MAN will in Deutschland rund 2.300 Stellen abbauen. Belastend seien hohe Strom- und Arbeitskosten und der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Anpassung an die Klimakrise: EU erhöht Druck beim Ausstieg aus Öl und Gas
20.11.2025

Deutschland hatte sich schon im Vorfeld zusammen mit anderen Staaten in Belém für einen Fahrplan zur Abkehr von Öl, Gas und Kohle stark...

DWN
Politik
Politik Sie gehört zu den mächtigsten Frauen der EU: Jetzt geht sie auf Konfrontationskurs mit Trump
20.11.2025

Die Spannungen zwischen der EU und den USA erreichen einen neuen Höhepunkt. Donald Trump attackiert europäische Digitalgesetze, droht mit...