Finanzen

EZB-Chefin Lagarde treibt digitale Zentralbankwährung als Bargeld-Ersatz voran

Weil die Bürger in der Eurozone immer weniger mit Bargeld bezahlen, sollen sie in Zukunft stattdessen digitales Zentralbankgeld nutzen, sagt EZB-Präsidentin Christine Lagarde.
10.01.2020 12:00
Lesezeit: 2 min
EZB-Chefin Lagarde treibt digitale Zentralbankwährung als Bargeld-Ersatz voran
Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank, im November bei der symbolischen Unterzeichnung eines übergroßen 20-Euro-Schein. Ihre Unterschrift ist auf neu gedruckten Euro-Banknoten zu sehen. (Foto: dpa) Foto: Frank Rumpenhorst

Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, unterstützt die aktive Beteiligung der Bank an der Entwicklung einer digitalen Zentralbankwährung (Central Bank Digital Currency, CBDC). Auf diese Weise will die EZB den Bürgern auch in Zukunft Zugang zu Zentralbankgeld ermöglichen, da die Verwendung von Bargeld - sozusagen dem physischen Zentralbankgeld - immer weiter zurückgeht. Das digitale Zentralbankgeld steht somit bei Zahlungen in Konkurrenz zum Buchgeld (oder Giralgeld) der Geschäftsbanken.

In einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit dem französischen Wirtschaftsmagazin Challenges sprach Lagarde über die wahrscheinlichsten Bedrohungen für die Weltwirtschaft im Jahr 2020. Sie nannte in diesem Zusammenhang etwa einen Rückgang des Welthandels sowie eine Reihe von Unsicherheiten, geopolitischen Risiken und den Klimawandel. Sie sagte, die EU sei "noch immer der mächtigste Wirtschafts- und Handelsraum der Welt mit einem enormen Potenzial".

Auf die Frage nach den Bemühungen der EZB bei der Erforschung und Entwicklung einer digitalen Zentralbankwährung betonte Lagarde, es gebe den "dringenden Bedarf nach schnelleren und billigeren Zahlungen, insbesondere im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr". Das Eurosystem und die EZB wollten in diesem Bereich "eine aktive Rolle spielen und nicht nur als Beobachter einer sich verändernden Welt agieren".

Die EZB werde weiterhin die Kosten und den Nutzen der Ausgabe einer digitalen Zentralbankwährung prüfen, "die sicherstellen würde, dass die Öffentlichkeit weiterhin in der Lage ist, Zentralbankgeld zu verwenden, auch wenn die Verwendung von physischem Bargeld schließlich zurückgeht", so Lagarde. Die EZB prüfe die Durchführbarkeit und die Vorzüge einer digitalen Zentralbankwährung genau. Denn eine solche Währung könnte erhebliche Auswirkungen auf den Finanzsektor und die Möglichkeiten der Geldpolitik haben.

"Ende 2019 haben wir bei der EZB eine Experten-Task-Force eingerichtet, die in enger Zusammenarbeit mit den nationalen Zentralbanken die Durchführbarkeit einer digitalen Zentralbankwährung im Euro-Währungsgebiet in verschiedenen Formen untersuchen und dabei alle praktischen Aspekte abdecken wird, einschließlich der Frage, wie mögliche unbeabsichtigte Nebenwirkungen minimiert werden können", so Lagarde.

Auf die Frage nach den aktuellen Initiativen zur Einführung einer digitalen Zentralbankwährung sagte zudem ein Vertreter der EZB gegenüber dem Kryptomagazin Cointelegraph: "Wir arbeiten an allen Aspekten einer CBDC mit einer eingehenden Analyse der Kosten und Vorteile einer solchen neuen Form von Zentralbankgeld. Es wird eine Weile dauern, bis wir unsere Schlussfolgerungen öffentlich mitteilen werden."

EZB-Präsidentin Lagarde hat in der Vergangenheit eine freundliche Haltung gegenüber digitalen Währungen gezeigt. So sagte sie im Dezember letzten Jahres auf Twitter, dass die EZB in Bezug auf die Nachfrage nach Stablecoins der Entwicklung voraus sein sollte. Dies sind in der Regel von privaten Unternehmen angebotene Kryptowährungen, die mit Dollar, Euro, Gold oder anderen Währungen beziehungsweise Finanzwerten gedeckt sind. Laut Lagarde gibt es dafür eine starke Nachfrage.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik E-Autos: Kfz-Steuerbefreiung bei Elektroautos bis 2035 verlängert
19.12.2025

Elektroautos sollen länger steuerfrei bleiben – doch die neuen Regeln haben einen Haken. Ein Beschluss im Bundesrat verschiebt Fristen,...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Finanzierung bis 2027: EU einigt sich auf 90 Milliarden Euro – Moskau spottet
19.12.2025

Die EU hat sich nach zähem Ringen auf eine Ukraine-Finanzierung bis 2027 geeinigt. Ein zinsloser Kredit über 90 Milliarden Euro soll...

DWN
Politik
Politik Pendlerpauschale rauf, Mehrwertsteuer runter: Bundesrat billigt Steuerpaket
19.12.2025

Der Bundesrat hat ein Steuerpaket auf den Weg gebracht, das Pendler, Gastronomie und Ehrenamt spürbar berührt. Hinter der Entlastung...

DWN
Finanzen
Finanzen Schluss mit Spekulation: In welche Kryptowährung investieren?
19.12.2025

Tausende Kryptowährungen konkurrieren um Aufmerksamkeit. Doch nur wenige haben echtes Potenzial. Diese Analyse zeigt, wie sich seriöse...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank dämpft Erwartungen für 2026: Konjunkturflaute lässt Wachstum nur langsam zurückkehren
19.12.2025

Nach Jahren der Konjunkturflaute soll 2026 endlich wieder Bewegung in Deutschlands Wirtschaft kommen – doch der Aufschwung bleibt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autohäuser betrogen: Fake-Autos, echter Millionenschaden – Razzia in mehreren Bundesländern
19.12.2025

Fünf Verdächtige, mehrere Bundesländer, ein Schaden in Millionenhöhe: Autohäuser sollen auf scheinbar seriöse Angebote hereingefallen...

DWN
Finanzen
Finanzen Hexensabbat: Großer Verfallstag an den Terminbörsen lässt Kurse tanzen
19.12.2025

Wenn an den Terminbörsen der Hexensabbat naht, steigt die Nervosität: Kontrakte laufen aus, Volumen schießt hoch, Kurse zucken. Anleger...

DWN
Politik
Politik Venezuela-Sanktionen: Machtprobe auf See mit globalen Folgen
19.12.2025

Donald Trump greift im Machtkampf mit Caracas zu einem drastischen Mittel. Die vollständige Blockade sanktionierter Öl-Tanker soll...