Finanzen

Federal Reserve kauft Firmenanleihen – und die ersten Papiere kommen bereits unter die Räder

Ermutigt von den immer weitreichenderen Interventionen der US-Zentralbank haben in den vergangenen Wochen zahlreiche angeschlagene Unternehmen in großem Umfang Schulden aufgenommen. Die ersten Papiere sind bereits schon unter die Räder gekommen.
25.05.2020 13:39
Lesezeit: 2 min
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Ermutigt von den Kaufprogrammen der US-Notenbank Federal Reserve hatten einige stark von der Coronavirus-Pandemie getroffene Unternehmen in den vergangenen Wochen Anleihen am Markt platziert. Doch für manche von ihnen kommt bereits jetzt das böse Erwachen: Die ersten der Anleihen, die nach dem 24. März zu hohen Zinsen am Markt platziert wurden, kommen bereits unter die Räder. „Auch wenn man berücksichtigt, wie schnell sich die Dinge derzeit ändern, ist es schockierend, wenn ein Geschäft binnen weniger Wochen faul wird“, wird Tom Graff, Zinsexperte bei der Beratungsfirma Brown Advisory, von Reuters zitiert. Der hohe Zinssatz bei der Emission der Papiere sei ein Warnsignal. „Ich denke definitiv, dass die Lage für Schrottpapiere schwieriger wird, wenn der Markt realisiert, dass die Fed keine Pleiten verhindern wird und dass es Gewinner und Verlierer gibt.“

Insgesamt nahmen 23 Unternehmen in den USA ab dem 24. März Schulden zu einem Zinssatz von neun Prozent oder mehr auf, wie aus Daten von Brown, Refinitiv Eikon und MarketAxess hervorgeht. Von diesen 23 werden die Anleihen des Pharmaunternehmens Mallinckrodt, der Kinokette AMC und des Außenwerbeunternehmens Clear Channel Outdoor bereits schon jetzt zu nur noch 80 Prozent ihres Nennwerts gehandelt, also einem Kursrückgang um 20 Prozent. Eine Reihe von Investoren, darunter auch Graff, gehen davon aus, dass diese Firmen nicht von dem Anleihekaufprogramm der Federal Reserve profitieren dürften, das auf die Unternehmen mit einer guten Bonität beziehungsweise mit einer Bonität nur knapp unter der als vergleichsweise sicher geltenden Bonitätsstufe „Investment Grade“ beschränkt ist.

Am 23. März hatte die US-amerikanische Zentralbank angekündigt, Unternehmensanleihen mit guter Bonität am Markt aufzukaufen, was den vorläufigen Höhepunkt einer ganzen Reihe von Notmaßnahmen seit September vergangenen Jahres darstellte. Dazu kam auch ein Programm, das börsengehandelte Indexfonds einschließt. Beide Programme wurden später erweitert und schließen auch Unternehmen mit schlechterer Bewertungen mit ein. Mindestvoraussetzung ist ein Rating von BBB-/Baa3 zum 22. März und bei einer Herabstufung mindestens BB-/Ba3. Mallinckrodt, Clear Channel und AMC kommen jedoch auf schlechtere Noten. Die drei Firmen waren nicht für eine Stellungnahme zu dem Thema zu erreichen.

Die Ankündigung der Fed führte zu Entspannung am Markt für Firmenanleihen mit schlechterer Bonität. Der Risikoaufschlag auf als sicher geltende Papiere ging zurück. Der ICE/BofA-Index machte nach einem Einbruch im März wieder einen guten Teil seiner Verluste wett. Dennoch zeige sich eine Kluft zwischen den Firmen, die in den Genuss der Fed-Programme kommen, und denen mit schlechterer Bewertung, die ohne Unterstützung auskommen müssen, sagt Erin Browne, Portfoliomanagerin bei der Vermögensverwaltung Pimco. Graff sieht Warnzeichen in den hohen Zinsen, die bei den Emissionen aufgerufen wurden.

Beobachter wie die OSZE warnen seit Jahren vor der enorm gestiegenen Schuldenlast, die auf Unternehmen weltweit lastet und dadurch einen starken Geschäftsaufschwung langfristig verhindert. Je nachdem, wie schwer die Wirtschaftskrise ausfällt, wird die Federal Reserve gezwungen sein, auch Unternehmensschulden mit schlechter Bonität zu kaufen, um eine Bankrott-Kaskade und den Ausbruch einer neuen Finanzkrise zu verhindern.

Auch die EZB prüft Insidern zufolge inzwischen den Ankauf von Unternehmensanleihen mit Ramschstatus. Interne Fachleute seien beauftragt worden, die Vor- und Nachteile eines solchen Schritts auszuloten, sagten vier mit den Überlegungen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Mit dem Erwerb von derartigen Firmenbonds würde die EZB die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen erleichtern, die besonders schwer von der Viruskrise getroffen wurden. Ein EZB-Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu den Informationen ab.

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