Deutschland

„The Great Reset“: Werden wir alle zu gläsernen Patienten?

Beim „Great Reset“ spielt die Digitalisierung eine wichtige Rolle. Das World Economic Forum fordert eine rasche Digitalisierung der Unternehmen und des Gesundheitssektors. Die Bundesregierung hat bereits durch ein neues E-Patientenakten-Gesetz den Datenschutz ausgehebelt. Unsere Daten sollen offenbar der Gesundheitswirtschaft zur Verfügung gestellt werden. Welche Rolle dabei das Bundesgesundheitsministerium spielt, erfahren Sie in diesem Artikel.
15.09.2020 13:02
Aktualisiert: 15.09.2020 13:02
Lesezeit: 2 min
„The Great Reset“: Werden wir alle zu gläsernen Patienten?
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. (Foto: dpa) Foto: Bernd von Jutrczenka

Eine Gesundheitskrise und die sich daraus ergebenden wirtschaftlichen Störungen haben Unternehmen und Institutionen auf der ganzen Welt gezwungen, ihre Herangehensweisen an den zu überdenken. Dieses Umdenken reicht von der Behandlung von Mitarbeitern, die durch Fernarbeit verstreut sind, bis hin zur Beruhigung der Mitarbeiter hinsichtlich gesundheitlicher Vorsichtsmaßnahmen, so das World Economic Forum (WEF) in einem Bericht mit dem Titel „So bereiten sie Ihre Unternehmensstrategie auf den Great Reset vor“.

„Wenn wir uns fair erholen und eine bessere Gesellschaft als zuvor aufbauen wollen, muss ein gemeinsames Engagement für Nachhaltigkeit in den Grundlagen liegen. Für Unternehmen bedeutet dies, die Verantwortlichkeiten gegenüber den Stakeholdern zu verbessern, umweltfreundlichere Geschäftspraktiken einzuführen und neben dem finanziellen Erfolg auch soziale Auswirkungen zu erzielen. Als Bürger bedeutet dies zu überlegen, wie auch wir bedeutende Veränderungen in unserem täglichen Leben bewirken können“, so das WEF.

Eine wichtige Rolle wird die Digitalisierung spielen. „Die Weltwirtschaft digitalisiert sich. Wir erleben Veränderungen innerhalb von Wochen und Monaten, die unter normalen Umständen eine jahrelange Planung gekostet hätten. Wo immer Sie leben und ob Sie im Einzelhandel, auf Reisen oder im technischen Bereich arbeiten, hat sich Ihre Welt verändert. Die Pandemie hat die Notwendigkeit digitaler Lösungen für alles von der Gesundheitsversorgung bis zum E-Learning sowie künstlicher Intelligenz in der Fertigung, der Cybersicherheit und, im ursprünglichen Grundpfeiler der digitalen Interaktion des 21. Jahrhunderts, des sozialen Engagements von Peer-to-Peer hervorgehoben. In den letzten Monaten haben wir erfahren, dass Sie keinen Erfolg haben werden, wenn Sie keine digitale Verbindung zu Ihren Kunden, Studenten, Bürgern, Kunden oder Patienten haben“, so das WEF.

Damit wird deutlich, dass ein wichtiger Bestandteil des geplanten „Great Reset“ die Digitalisierung der Wirtschaft und der Gesellschaften sein wird. Die Digitalisierung des Gesundheitswesens spielt dem WEF zufolge eine herausragende Rolle: „Die zunehmende Digitalisierung verändert beispielsweise das Gesundheitswesen. Durch die Entwicklung von Impfstoffen und das Patientenmanagement bringen digitale Technologien mehr Geschwindigkeit, Effizienz und bessere Ergebnisse im gesamten Gesundheitssektor.“

Jens Spahn harmoniert mit dem „Great Reset“

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn harmoniert mit der Agenda des WEF. „Das Wirgefühl, das sich in weiten Teilen der Gesellschaft entwickelt hat, die Hilfsbereitschaft, die Bereitschaft, sich gegenseitig zu unterstützen, und, ja, auch die Erfahrung der Digitalisierung, die vieles im Alltag in dieser Pandemie leichter gemacht hat. Das galt und gilt auch für das Gesundheitswesen: Videosprechstunden, Onlinesprechstunden - ob bei den Ärztinnen und Ärzten oder in der Logopädie. Das gilt übrigens auch für die Digitalisierung des öffentlichen Gesundheitsdienstes, wo wir in gerade drei Monaten unter großer Anstrengung mehr schaffen, als vorher in zwanzig Jahren wegen verschiedener Widerstände auf allen Ebenen möglich war. Endlich keine Labormeldungen mehr per Fax, sondern seit zwei Wochen auch digital. Dafür haben wir lange gearbeitet. Jetzt konnten wir endlich die Widerstände brechen und das durchsetzen“, so Spahn am 3. Juli 2020.

Spahn will der gewinnorientierten Gesundheitswirtschaft offenbar die geschützten Daten von 73 Millionen zur Verfügung stellen. Das erschließt sich zumindest aus einer Verordnung zur Neufassung der Datentransparenzverordnung. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Spahn eine Vergangenheit als Pharma-Lobbyist hat.

Unbemerkt von der Öffentlichkeit, hatte die Bundesregierung durch ein neues Patientenakten-Gesetz den Datenschutz ausgehebelt. In der Akte sollen alle relevanten Patientendaten gespeichert werden. Ein Widerspruchsrecht auf die Speicherung der Patientendaten gibt es nicht.

Mehr zum Thema:

„The Great Reset“: Eine Schocktherapie soll die Welt verbessern – hilft aber nur den Eliten

Nicht China oder USA: Litauen ist bei der Digital-Kompetenz Weltmeister

„The Great Reset“: Anti-Rassismus-Proteste und Corona werden neue Weltwirtschaftsordnung einleiten

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Mulfin Trade hat seine Schutzsysteme für mehr Sicherheit aktualisiert

Der Schutz persönlicher Daten ist einer der Schlüsselfaktoren, die das Vertrauen der Kunden in einen Service beeinflussen. Mulfin Trade...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Reich mit 50? Nur, wenn Sie jetzt aufhören, Fehler zu machen
08.06.2025

Mit 50 ist es Zeit umzudenken: Zwei Finanzveteranen erklären, warum Schuldenabbau, kluge Rücklagen und langfristiges Denken entscheidend...

DWN
Politik
Politik Margrethe Vestager war eine der mächtigsten Personen Europas – jetzt sagt sie das „goldene Zeitalter“ voraus
08.06.2025

Margrethe Vestager gehörte zu den mächtigsten Frauen Europas. Jetzt zeichnet sie ein Bild der EU ohne USA – und sieht darin die große...

DWN
Immobilien
Immobilien Vermieter-Mieter-Verhältnis: Wie Sie Streit vermeiden
08.06.2025

Eine aktuelle Befragung vom Wissens- und Plattformunternehmen AktivBo zur Mieterzufriedenheit in Deutschland zeigt, dass die Mehrheit an...

DWN
Politik
Politik Trumps Politik führt zu 500 Millionen Dollar Investition in das Textilrecycling in Europa
08.06.2025

Während Donald Trump grüne Technologien im eigenen Land abwürgt, fließen halbe Milliardenbeträge nach Europa. Ein Unternehmen macht...

DWN
Politik
Politik Deutschland siedelt sich an: Infrastruktur für Bundeswehr in Litauen wächst rasant
08.06.2025

Die deutsche Militärpräsenz in Litauen ist mehr als ein geopolitisches Signal – sie verändert die lokale Infrastruktur tiefgreifend....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwedischer KI-Aufsteiger: Wie Lovable mit 15 Köpfen Millionen generiert
08.06.2025

Ein schwedisches Start-up schreibt Geschichte: Mit nur 15 Mitarbeitern generiert Lovable Millionenumsätze – weil Künstliche Intelligenz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Absatzkrise in China: VW und Audi verlieren ihr Imperium
08.06.2025

Noch vor wenigen Jahren Marktführer, heute im freien Fall: Deutsche Autobauer geraten in China unter massiven Druck. Chinesische...

DWN
Technologie
Technologie Regulieren statt dominieren: Europas letzter Ausweg in der KI-Welt
07.06.2025

Europa droht im globalen KI-Wettlauf abgehängt zu werden. Doch Experten zeigen: Die wahre Macht liegt nicht in der Modellentwicklung,...