Das erste Sondierungs-Gespräch zwischen Union und den Grünen verlief ergebnislos-freundlich. Den Grünen stand danach der Blues ins Gesicht geschrieben. Denn SPD und CDU nähern sich unerbittlich an, wie die Beteiligten am Freitag bestätigten.
Um aber auf Nummer Sicher zu gehen, hat sich nun die ARD eingeschaltet. Sie kann die Lage von außen betrachten, weil sie weiß, was Deutschland im Innersten zusammenhält.
Der ARD-Deutschland-Trend enthüllte exklusiv, was die Deutschen wirklich wollen: Sie lechzen nach einer Großen Koalition! Mit überwältigender Mehrheit haben die Mitarbeiter in der Kantine des WDR Deutschen in einer repräsentativen Umfrage der ARD das Wahlergebnis präzisiert und für eine Große Koalition gestimmt.
Die ARD hat nur bei 37 Prozent der Befragten eine Schwarz-Grüne Neigung entdeckt. Neuwahlen kommen für die Mehrheit hingegen gar nicht in Frage - weiß die ARD.
Der Öffentlich-Rechtliche Sender versteht es, bei der Befragung in den Koalitions-Verhandlungen dezent mitzumischen: Die ARD behauptet, die Mehrheit der Befragten stünde vor allem hinter den Forderungen der SPD und nicht denen der Union. So wollen angeblich 83 Prozent der Deutschen, dass die Koalition einen gesetzlichen Mindestlohn einführt, die Mehrheit der Befragten wünscht sich sogar einen Mindestlohn von über 8,50 die Stunde. Und 65 Prozent der Befragten sprachen sich für Steuererhöhungen aus.
Diese Erwartungen an die künftige Koalition spiegeln nach Einschätzung der ARD ihre eigenen großkoalitionären Wünsche den Wahlausgang wieder. Nimmt man die Stimmen der SPD, der Grünen und der Linksfraktion zusammen, hätte sich eine knappe Mehrheit der Deutschen (42,7%) bei der Bundestagswahl für die linken Parteien in Deutschland ausgesprochen (Union: 42%).
Weil die aber nicht stattfinden wollen, legt die ARD nun den Parteien nahe, wenigstens die politischen Inhalte von Rot-Grün zu übernehmen.
Das wird auch den im sicheren Proporz verankerten Rundfunkräten gefallen.
Logischerweise ist die ARD davon überzeugt, dass die Deutschen vor allem mit der Arbeit von Merkel und Schäuble zufrieden. Dahinter folgt Hannelore Kraft, die sogar im Vergleich zu September noch neue Sympathie-Punkte dazu gewinnen konnte.
Was steckt hinter solchen Umfragen?
Ganz sicher nicht die unerbittliche Suche nach Wahrheit.
Vielmehr ist es die tiefe Sehnsucht der Öffentlich-Rechtlichen Sender und der sie beaufsichtigenden Großkoalitionäre, dass alles so bleiben möge, wie es ist.
Würden die mit 8 Milliarden Euro jährlich subventionierten Sender einmal eine wirklich umfangreiche, moderne Umfrage machen - etwa unter den Nichtwählern und jenen Millionen Deutschen, deren Stimmen durch die 5 Prozent-Klausel zum klammheimlich Blanko-Scheck für die Etablierten umgewandelt würden - sie kämen zu anderen Ergebnissen. Eine solche wirklich repräsentative Umfrage ist im Internet leicht zu machen - durch eVoting und andere Techniken.
In vielen Staaten sind Umfragen knapp vor den Wahlen verboten.
In Staaten mit überbordenden Staats-Sendern sollten sie grundsätzlich abgeschafft werden.
Das ist unsozial, weil dann der allseits so beliebte Jörg Schönenborn keine Aufgabe mehr hätte?
Falsch: Er könnte für vier Jahre zur Weiterbildung nach Moskau geschickt werden. Das nächste Interview mit Wladimir Putin kommt nämlich sicher.
Und wie wir uns noch sehr genau dank einer Sternstunde der Entzauberung erinnern: Hier hat sogar der Erfinder der Demokratie-Abgabe noch Nachholbedarf.