Deutschland

Gastronom rechnet mit Merkel ab: Unserer ganzen Branche steht das Wasser bis zum Hals

Ein Dresdner Gastronom beschwert sich in einem emotionalen Video darüber, dass die Bundesregierung die versprochenen Corona-Finanzhilfen seit November 2020 nicht ausgezahlt habe. „Unserer ganzen Branche steht das Wasser bis zum Hals. Wahrscheinlich wartet ihr darauf, dass ein Drittel oder zwei Drittel der Branche kaputtgehen, damit ihr die Hilfen gar nicht mehr auszahlen müsst“, meint er.
09.01.2021 20:34
Aktualisiert: 09.01.2021 20:34
Lesezeit: 2 min
Gastronom rechnet mit Merkel ab: Unserer ganzen Branche steht das Wasser bis zum Hals
Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt neben Jens Spahn (CDU, M), Bundesminister für Gesundheit, und Lothar H. Wieler (l), Präsident des Robert Koch-Instituts, zu einer Pressekonferenz zur Entwicklung beim Coronavirus. (Foto: dpa) Foto: Michael Kappeler

Mario Zichner, Geschäftsführer der Dresdner Mittelalter-Gaststätte „Anno Domini“, wendet sich mit einem stark emotionalen Video (HIER) an die Landesregierung Sachsen und vor allem an die Bundesregierung. Im Video platzt ihm regelrecht der Kragen, weil bisher weder die November-Hilfen noch die Dezember-Hilfen ausgezahlt wurden: „Wenn ich unsere Landesregierung sehe, wie verschiedene Personen sich per Facebook in Szene setzen mit Spontanbesuchen bei Kollegen. Und dort auch wieder bloß ,Bla Bla‘ machen. Ihr braucht nicht bei uns vorbeikommen. Geht verdammt nochmal nach Berlin ins Finanzministerium und fragt mal, wo die Hilfen bleiben, die seit November kommen sollen. Da ist eine November-Hilfe beantragt, da ist eine Dezember-Hilfe beantragt, da ist bei uns hier unten noch kein Cent angekommen. Unserer ganzen Branche steht das Wasser bis zum Hals. Ihr müsst doch denken, dass wir irgendwie vorher die Dukaten geschissen haben. Und wenn Ihr denkt, es gibt keine Leute oder Ihr habt keine Leute, die die Kontonummern eintragen, dass wenigstens die Abschlagszahlungen bei uns ankommen. Entschuldigt, dann fragt mal beim Finanzamt. Die haben unsere Kontonummern. Die buchen jeden Monat ihren Scheißdreck ab, und die haben diese ganzen Jahre bei uns Geld eingesammelt, und 20 Milliarden. Es tut mir leid. Seit Jahren tut Ihr Geld drucken und in der ganzen Welt verteilen. Da wird doch vielleicht auch mal der eine oder andere Cent für die eigene Bevölkerung da sein. Soll ich Euch mal was sagen. Ich habe die Faxen langsam dicke.“

Dann zerschmettert er einige Teller, indem er sie zu Boden wirft, um anschließend auszuführen: „Das hier. Das sind die Scherben der Existenzen. Und ich kann auch noch den ganzen Stapel zerkloppen (…) Wahrscheinlich wartet ihr darauf, dass ein Drittel oder zwei Drittel der Branche kaputtgehen, damit ihr die Hilfen gar nicht mehr auszahlen müsst (…) Ihr kümmert euch überhaupt nicht, ihr quatscht bloß. Und das seit Oktober, November, und hier passiert gar nichts.“

Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) hatte zuvor vor einem harten Lockdown. Dieser würde eine dramatische Insolvenzwelle im Mittelstand mit hohen Arbeitsplatz- und Ausbildungsplatzverlusten auslösen (HIER). Bereits der erste Lockdown hatte sich verheerend auf die deutsche Gastronomie, den Einzelhandel und den Mittelstand ausgewirkt (HIER).

Mehr zum Thema:

Corona-Krise: Wie die Politik Deutschlands Rechtssystem und Wirtschaft zerschlägt

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung für Verbraucher: "Fatales Signal"
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...