Deutschland

Deutsche Wirtschaftsleistung schrumpft zum Jahresende 2020

Der im November in Kraft getretene Shutdown hinterlässt seine Spuren in der deutschen Konjunktur.
14.01.2021 11:00
Aktualisiert: 14.01.2021 11:03
Lesezeit: 1 min

Der im November in Kraft getretene Shutdown hinterlässt seine Spuren in der deutschen Konjunktur. Das ifo Institut rechnet mit einem Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um 0,1 Prozent im letzten Quartal 2020. Der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 5,0 Prozent für das Gesamtjahr 2020 würde dann einen Ausfall von rund 200 Milliarden Euro Wirtschaftsleistung bedeuten im Vergleich zu einer Prognose ohne Coronakrise von plus einem Prozent. Im ersten Vierteljahr 2021 dürfte die Wirtschaft nur um 0,5 Prozent wachsen. „Anders als im Frühjahr 2020 ist derzeit nur die Wirtschaftsleistung in wenigen Branchen beeinträchtigt“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.

„Die Schließung von Teilen des örtlichen Einzelhandels wird sich gesamtwirtschaftlich im Schlussquartal 2020 wohl kaum bemerkbar machen, da ein Großteil der Ausfälle durch den Online-Handel ausgeglichen wurde“, sagt Wollmershäuser weiter. „Aber vor allem bei Hotels und Gaststätten sowie bei Dienstleistern aus Kunst, Unterhaltung und Erholung dürfte die Wertschöpfung im vierten Quartal erneut mit hohen zweistelligen Raten geschrumpft sein. Im Gegensatz dazu setzten die Industrie und die industrienahen Dienstleister ihren Erholungskurs bislang weitgehend unbeeindruckt von der Infektionswelle und den staatlichen Maßnahmen fort. Ihre Wertschöpfung dürfte am Jahresende deutlich gestiegen sein.“

Insgesamt haben die Corona-Pandemie und die Infektionsschutzmaßnahmen die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr in eine der tiefsten Krisen der deutschen Nachkriegszeit gestürzt. Im Vergleich zum Vorjahr ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 5,0 Prozent geschrumpft, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte. Nur während der Weltfinanzkrise im Jahr 2009 war der Rückgang mit 5,7 Prozent noch stärker

Durch den neuen Shutdown wird sich die Erholung in diesem Jahr verzögern. Eine genaue Prognose der konjunkturellen Entwicklung ist jedoch schwierig und hängt maßgeblich vom Verlauf der Pandemie und von Dauer und Umfang der staatlichen Infektionsschutzmaßnahmen ab. Unterstellt man zum Beispiel eine Öffnung des Einzelhandels ab Februar und ein Ende des Shutdowns im Gastgewerbe und den übrigen Dienstleistungsbereichen Ende März, dürfte das BIP im ersten Quartal nur um 0,5 Prozent steigen. Mit der Lockerung des Shutdowns dürfte dann eine rasche und kräftige Erholung einsetzen, wie bereits das vergangene Jahr gezeigt hat. Sollte sich zudem bis in den Sommer hinein auch das Verhalten der Verbraucher*innen weitgehend normalisieren, etwa weil die Covid-19-Impfungen weit vorangeschritten sind, könnte das Vorkrisenniveau der Produktion an Waren und Dienstleistungen bereits in der zweiten Jahreshälfte erreicht werden. Im Jahresdurchschnitt dürfte das Bruttoinlandsprodukt dann um etwa 4,5 Prozent zulegen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.