Politik

Macron fordert von G7-Staaten Verkauf von Goldreserven, um Bailout für Afrika zu finanzieren

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat die G7-Staaten aufgefordert, ihre Goldreserven zu verkaufen. Mit den Einnahmen sollten Afrikas durch Corona verursachte Schulden bezahlt werden.
11.06.2021 14:00
Lesezeit: 1 min

Afrika ist dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron ein großes Anliegen, auch wenn seine Rolle dort hochumstritten ist. So treibt Macron offenbar im Konflikt im Tschad ein doppeltes Spiel, was direkt mit dem Krieg in Libyen und möglichen Ölverträgen zusammenhängt, wie die Deutschen Wirtschaftsnachrichten im Mai ausführlich berichteten. Nun macht Frankreichs Präsident erneut Schlagzeilen mit einem Vorschlag, den er als Hilfe für den afrikanischen Kontinent anpreist.

Am Donnerstag hat Macron die G7-Staaten aufgefordert, eine Einigung im Rahmen der Bemühungen zu finden, 100 Milliarden Dollar an Sonderziehungsrechten (SZR) des Internationalen Währungsfonds (IWF) an afrikanische Staaten umzuverteilen, berichtet Reuters. Macron sagte auf einer Pressekonferenz, er wünsche sich den Verkauf von Goldreserven, um diese geplante Hilfe für Afrika zu finanzieren. Die G7-Staaten sind Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, das Vereinigte Königreich und die USA.

Bereits bei einem Gipfeltreffen von afrikanischen und europäischen Staats- und Regierungschefs in Paris zur Afrika-Finanzierung am 18. Mai hatte man sich darauf geeinigt, dass die G7-Staaten bis Oktober davon überzeugt werden sollen, 100 Milliarden Dollar an IWF-Sonderziehungsrechten und Währungsreserven an afrikanische Staaten umzuverteilen. Ziel sei es den afrikanischen Staaten, die in den nächsten zwei Jahren ein Ausgabendefizit von etwa 285 Milliarden Dollar erwarten, einen fiskalischen Spielraum zu verschaffen.

"Dies ist ein neuer Anfang, ein 'New Deal' für Afrika", sagte der senegalesische Präsident Macky Sall laut einem Bericht von Reuters. Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kristalina Georgieva, sagte, es sei an der Zeit, die "gefährliche Divergenz zwischen den fortgeschrittenen Volkswirtschaften und den Entwicklungsländern", einzudämmen. Die Wirtschaftsleistung des afrikanischen Kontinents werde im Jahr 2021 nur um 3,2 Prozent steigen, verglichen mit 6 Prozent im Rest der Welt.

"Was die 100 Milliarden Dollar angeht, ist das genug? Um es ganz klar zu sagen: Nein, es ist nicht genug", so Georgieva. "Wir haben eine Finanzlücke von 285 Milliarden Dollar, nur um die Auswirkungen von Covid für den afrikanischen Kontinent zu bezahlen." Zuvor hatten sich die Weltfinanzchefs im April darauf geeinigt, die SZR um 650 Milliarden Dollar zu erhöhen und einen Schuldendienststopp zu verlängern. So sollte den Entwicklungsländern bei der Bewältigung der Pandemie geholfen werden, wobei aber nur 34 Milliarden Dollar für Afrika vorgesehen waren.

Mehr zum Thema:

Sonderziehungsrechte: Kapitalspritze des IWF ist zum Scheitern verurteilt

Brennpunkt Tschad: Emmanuel Macron treibt in Afrika ein doppeltes Spiel

Der IWF plant die Einführung eines neuen Geldsystems

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährungsmarkt im Fokus: ETFs, XRP und Moon Hash – Weihnachtsbonusverträge beflügeln Cloud-Computing-Trends

Zum Jahresende erlebt der Kryptowährungsmarkt einen neuen Aufschwung. Kryptowährungs-ETFs und XRP ziehen zunehmend Gelder traditioneller...

DWN
Panorama
Panorama DWN-Wochenrückblick KW 49: Die wichtigsten Analysen der Woche
21.12.2025

Im DWN Wochenrückblick KW 49 fassen wir die zentralen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen der vergangenen Woche zusammen....

DWN
Panorama
Panorama DWN-Wochenrückblick KW 51: Die wichtigsten Analysen der Woche
21.12.2025

Im DWN Wochenrückblick KW 51 fassen wir die zentralen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen der vergangenen Woche zusammen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittelstand vor existenziellen Problemen: Keine Aufträge und schlechte Rahmenbedingungen
21.12.2025

Wie eine aktuelle Umfrage des ifo-Instituts ergab, sehen sich 8,1 Prozent der befragten Firmen direkt in ihrer wirtschaftlichen Existenz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Zölle auf Kleinsendungen: Neue Abgabe trifft Online-Bestellungen aus Drittstaaten
21.12.2025

Der Online-Handel mit günstigen Waren aus Drittstaaten wächst rasant und stellt den europäischen Binnenmarkt vor strukturelle...

DWN
Finanzen
Finanzen Topanalyst enthüllt: Das sind die attraktivsten Rüstungsaktien
21.12.2025

Die globale Sicherheitslage wandelt sich rasant, und die Verteidigungsindustrie gewinnt an Bedeutung für Regierungen und Kapitalmärkte....

DWN
Technologie
Technologie Natrium-Batterien: Wie China die nächste Akkurevolution vorantreibt
20.12.2025

Chinesische Hersteller treiben die Entwicklung von Natrium-Batterien rasant voran und bedrohen damit das bisherige Lithium-Dominanzmodell...

DWN
Politik
Politik Härtefallfonds für bedürftige Ostrentner schliesst: 425 Millionen Euro ungenutzt
20.12.2025

Aus dem Härtefallfonds für bedürftige Rentner aus der ehemaligen DDR und Osteuropa fließen zu Jahresende mehrere Hundert Millionen Euro...

DWN
Panorama
Panorama Grüne Stadt der Zukunft: Wie realistisch CO2-neutrale Metropolen bis 2040 sind
20.12.2025

Städte sollen Europas Klima-Rettungsanker werden – doch zwischen Vision und Wirklichkeit klafft eine Lücke. EU-Ziele, Modellstädte und...