Politik

Afghanistan: Taliban erobern sechs weitere Bezirkszentren

Die Taliban haben innerhalb von 24 Stunden weitere sechs Bezirkszentren eingenommen. Wer das Bezirkszentrum kontrolliert, kontrolliert offiziell den gesamten Bezirk.
14.06.2021 15:41
Aktualisiert: 14.06.2021 15:41
Lesezeit: 1 min

Die militant-islamistischen Taliban halten in Afghanistan den militärischen Druck auf die Regierung weiter hoch. Binnen 24 Stunden sind sechs Bezirkszentren in dem Land an die Islamisten gefallen. Das bestätigten lokale Behördenvertreter der Deutschen Presse-Agentur am Montag.

Seit Beginn des offiziellen Abzugs der internationalen Truppen aus Afghanistan am 1. Mai haben die Islamisten nun 23 der knapp 400 Bezirke zusätzlich erobert. Es gibt seit 2018 keine offiziellen Zahlen mehr, wer welche Bezirke im Land kontrolliert.

Beobachter halten die jüngsten Gebietsgewinne der Taliban für beispiellos - im Vorjahr hatten sie UN-Angaben zufolge lediglich fünf Bezirke erobert, vier davon konnte die Regierung binnen weniger Tage zurückerobern. Allerdings müssten die Taliban auch Provinzhauptstädte erobern, damit sie signifikante militärische Fortschritte machen können und die Lage zu ihren Gunsten kippt.

Provinzräten zufolge haben die Taliban seit Sonntagmorgen (Ortszeit) die Bezirkszentren von Arghandab (Provinz Sabul), von Puscht-Rod und Lasch-e Dschawin (Farah), Obe (Herat), Saghar (Ghor) und Sajad (Sar-i Pul) übernommen. Aus mehreren Bezirken zogen sich die Sicherheitskräfte nach militärischem Druck der Taliban zurück oder wurden von der Luftwaffe in Sicherheit gebracht; in anderen mussten sie in Regierungsgebiete in der Nähe fliehen.

In Bezirkszentren gibt es üblicherweise ein Gebäude der Bezirksverwaltung mit dem Bezirksgouverneur, eine Polizeistation, eine Einrichtung des Geheimdienstes sowie meist am Rande eine kleinere Militärbasis. Wer das Bezirkszentrum kontrolliert, der kontrolliert offiziell den gesamten Bezirk.

Hunderte Sicherheitskräfte sind seit Anfang Mai umgekommen. In manchen Bezirken ließen die Taliban die Sicherheitskräfte nach Vermittlung von Ältesten ohne Angriffe auf sie abziehen. Die Regierung will derartige Vermittlungen nun unter Strafe stellen.

Der Abzug der US- und anderer Nato-Truppen soll bis spätestens 11. September abgeschlossen sein. Die Friedensgespräche treten auf der Stelle.

Mehr zum Thema: Lagebericht Afghanistan: Taliban erobern zehnten Bezirk seit Beginn des Nato-Abzugs

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährungsmarkt im Fokus: ETFs, XRP und Moon Hash – Weihnachtsbonusverträge beflügeln Cloud-Computing-Trends

Zum Jahresende erlebt der Kryptowährungsmarkt einen neuen Aufschwung. Kryptowährungs-ETFs und XRP ziehen zunehmend Gelder traditioneller...

X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

DWN
Panorama
Panorama DWN-Wochenrückblick KW 51: Die wichtigsten Analysen der Woche
21.12.2025

Im DWN Wochenrückblick KW 51 fassen wir die zentralen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen der vergangenen Woche zusammen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittelstand vor existenziellen Problemen: Keine Aufträge und schlechte Rahmenbedingungen
21.12.2025

Wie eine aktuelle Umfrage des ifo-Instituts ergab, sehen sich 8,1 Prozent der befragten Firmen direkt in ihrer wirtschaftlichen Existenz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Zölle auf Kleinsendungen: Neue Abgabe trifft Online-Bestellungen aus Drittstaaten
21.12.2025

Der Online-Handel mit günstigen Waren aus Drittstaaten wächst rasant und stellt den europäischen Binnenmarkt vor strukturelle...

DWN
Finanzen
Finanzen Topanalyst enthüllt: Das sind die attraktivsten Rüstungsaktien
21.12.2025

Die globale Sicherheitslage wandelt sich rasant, und die Verteidigungsindustrie gewinnt an Bedeutung für Regierungen und Kapitalmärkte....

DWN
Technologie
Technologie Natrium-Batterien: Wie China die nächste Akkurevolution vorantreibt
20.12.2025

Chinesische Hersteller treiben die Entwicklung von Natrium-Batterien rasant voran und bedrohen damit das bisherige Lithium-Dominanzmodell...

DWN
Politik
Politik Härtefallfonds für bedürftige Ostrentner schliesst: 425 Millionen Euro ungenutzt
20.12.2025

Aus dem Härtefallfonds für bedürftige Rentner aus der ehemaligen DDR und Osteuropa fließen zu Jahresende mehrere Hundert Millionen Euro...

DWN
Panorama
Panorama Grüne Stadt der Zukunft: Wie realistisch CO2-neutrale Metropolen bis 2040 sind
20.12.2025

Städte sollen Europas Klima-Rettungsanker werden – doch zwischen Vision und Wirklichkeit klafft eine Lücke. EU-Ziele, Modellstädte und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chefin der Wirtschaftsvereinigung Stahl warnt: Die Deindustrialisierung ist real
20.12.2025

Kerstin Maria Rippel ist Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Im DWN-Interview sagt sie, dass Berlin nach dem...