Wirtschaft

Inflation nimmt Fahrt auf: Preise für Importwaren ziehen deutlich an

Die Preise für nach Deutschland importierte Waren steigen deutlich an, die Inflation nimmt weiter Fahrt auf.
28.06.2021 10:09
Aktualisiert: 28.06.2021 10:09
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Nach Deutschland importierte Güter haben sich im Mai deutlich verteuert. Im Jahresvergleich seien die Einfuhrpreise um 11,8 Prozent gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mit. Im April waren die Importpreise im Jahresvergleich bereits stark um 10,3 Prozent gestiegen, nach einem kräftigen Plus von 6,9 Prozent im März. Eine höhere Vorjahresveränderung als im Mai hat es laut dem Bundesamt zuletzt im Oktober 1981 im Rahmen der zweiten Ölpreiskrise gegeben.

Einen erneuten Preisanstieg gab es auch im Monatsvergleich. In dieser Betrachtung verteuerten sich importierte Waren im Mai um 1,7 Prozent. Den starken Preisanstieg im Jahresvergleich führte das Bundesamt vor allem auf Entwicklung der Energiepreise zurück: «Energieeinfuhren waren im Mai 2021 fast doppelt so teuer wie im Mai 2020.»

Dieser Anstieg begründe sich durch das außerordentlich niedrige Preisniveau vor einem Jahr. So war die Nachfrage nach Erdöl damals wegen der Corona-Krise sehr schwach gewesen. Erdöl verteuerte sich im Mai verglichen mit Mai 2020 mit 135 Prozent, ebenso Mineralölerzeugnisse mit gut 71 Prozent und Erdgas mit fast 100 Prozent. Elektrischer Strom kostete im Import sogar fast 200 Prozent mehr.

Vorleistungsgüter verteuerten sich mit 15,4 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich. Dabei kosteten vor allem Eisenerze (plus 83,6 Prozent), Kupfer (plus 65,1 Prozent), Nicht-Eisen-Metallerze (plus 46,6 Prozent), Kunststoffe (plus 42,9 Prozent) sowie Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen (plus 32,4 Prozent) deutlich mehr. Die Preise für landwirtschaftliche Güter zogen um 7,5 Prozent an. Während sich Naturkautschuk (plus 52,2 Prozent), Getreide (plus 18,2 Prozent) und Rohkaffee (plus 22,2 Prozent) stark verteuerten, wurden lebende Schweine (minus 18,2 Prozent) und Nüsse (minus 16,8 Prozent) billiger importiert.

Ohne Energie hingegen waren die Importpreise dem Bundesamt zufolge im Mai diesen Jahres 6,0 Prozent höher als im Mai 2020 und 1,0 Prozent höher als im Vormonat.

Ifo-Experte: Industriebetriebe wollen ihre Preise anheben

Der deutschen Industrie machen die deutlich gestiegenen Kosten zu schaffen. Alle Bereiche der Branche befänden sich zwar im Aufwind, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe am vergangenen Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. „Wermutstropfen bleiben aber die stark gestiegenen Einkaufskosten.“ Diese seien zum Teil auf Engpässe bei wichtigen Vorprodukten zurückzuführen, die ein großes Problem blieben. „Sehr viele Unternehmen wollen wegen der gestiegenen Kosten ihrerseits die Preise erhöhen“, sagte Wohlrabe. Die Exporterwartungen seien weiter gestiegen, auch die Binnennachfrage sei gut.

Insgesamt sieht das Ifo-Institut die deutsche Konjunktur im Aufwind und rechnet im zu Ende gehenden zweiten Quartal mit einem Wachstum von 1,3 Prozent, das im Sommer mit 3,6 Prozent noch deutlicher ausfallen soll. „Die deutsche Wirtschaft nimmt weiter Tempo auf“, sagte der Experte. „Wichtiger Treiber sind die Öffnungen nach dem Lockdown, die viele Dienstleister und den Handel beflügelt haben.“ So verbesserte sich die Geschäftslage der Einzelhändler im Juni so stark wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Auch das von Corona schwer gebeutelte Gastgewerbe sieht Licht am Ende des Tunnels. „Die Lage ist zwar noch schlecht, aber der Optimismus bei Hotels und Gaststätten steigt“, sagte Wohlrabe.

Die Stimmung in den Chefetagen der Unternehmen hat sich nach dem Ende des monatelangen Corona-Lockdowns stärker als erwartet aufgehellt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Juni auf 101,8 Punkte von 99,2 Zählern im Mai. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit 100,6 gerechnet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Siton Mining: Mining mit BTC, XRP und DOGE.Verdienen Sie 8.600 $ pro Tag an passivem Einkommen

Auf dem volatilen Kryptowährungsmarkt ist die Frage, wie sich die täglichen Renditen digitaler Währungen maximieren lassen, anstatt sie...

DWN
Politik
Politik Draghi-Report: Ohne gemeinsame EU-Schulden verliert Europa gegen alle
18.09.2025

Ein Jahr nach seinem wegweisenden Draghi-Report warnt Mario Draghi vor einer dramatisch verschlechterten Lage der EU. Der ehemalige...

DWN
Finanzen
Finanzen Topmanager erwarten Trendwende bei Börsengängen
17.09.2025

Nach Jahren der Flaute sehen Topmanager eine Trendwende am Markt für Börsengänge. Warum Klarna den Wendepunkt markieren könnte und was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Solar-Krise: Solarfirma Meyer Burger schließt Standorte - 600 Beschäftigten gekündigt
17.09.2025

Rettung geplatzt: Warum auch Investoren keinen Ausweg für den insolventen Solarmodul-Hersteller Meyer Burger sehen und was jetzt mit den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinesische Waren: Europas Industrie gerät zunehmend unter Druck
17.09.2025

Chinesische Waren fluten Europa. Subventionen aus Peking drücken Preise, während Europas Industrie ins Hintertreffen gerät. Deutschland...

DWN
Politik
Politik AfD stärkste Kraft: AfD zieht in YouGov-Umfrage erstmals an der Union vorbei
17.09.2025

Die AfD zieht in der Sonntagsfrage an der Union vorbei – für die SPD geht es minimal aufwärts. Eine Partei, die bislang nicht im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft TOP10 Biotech-Unternehmen: Was Anleger jetzt wissen müssen
17.09.2025

Biotech-Unternehmen dominieren mit GLP-1 und Onkologie – doch Zölle, Patente und Studienerfolge entscheiden über Renditen. Wer jetzt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Halbleiterstandort Sachsen: Ansiedlung von TSMC - Silicon Saxony rechnet mit 100.000 neuen Jobs
17.09.2025

Sachsen ist Europas größter Mikroelektronik-Standort mit rund 3.600 Unternehmen und rund 83.000 Mitarbeitern. Auf der Halbleitermesse...

DWN
Politik
Politik Haushaltsdebatte im Bundestag: Erst Schlagabtausch, dann Bratwürste für den Koalitionsfrieden
17.09.2025

Merz gegen Weidel: Zum zweiten Mal treten die beiden in einer Generaldebatte gegeneinander an. Weidel wirft Merz „Symbolpolitik“ und...