Politik

Draghi gibt Staatsgeheimnisse zur Organisation "Gladio" und zur P2-Loge frei

Italiens Premier Mario Draghi hat entschieden, die Dokumentation zahlreicher Anschläge, die von der Organisation Gladio und der P2-Loge geplant und ausgeführt worden sein sollen, freizugeben. Bislang wurden die diesbezüglichen Dokumente als Staatsgeheimnis eingestuft.
30.08.2021 14:57
Aktualisiert: 30.08.2021 14:57
Lesezeit: 1 min
Draghi gibt Staatsgeheimnisse zur Organisation "Gladio" und zur P2-Loge frei
Der italienische Premierminister Mario Draghi berührt den Sarg von Botschafter Luca Attanasio, der im Februar dieses Jahres im Kongo Opfer eines Attentats wurde. (Foto: dpa) Foto: ---

Der italienische Premier Mario Draghi hat eine Direktive unterzeichnet, wonach alle geheimen Aktionen der Stay-Behind-Organisation „Gladio“ und der P2-Loge ("Propaganda Due") öffentlich gemacht werden sollen, berichtet die Zeitung „La Stampa“. Die Aktionen von „Gladio“ und der P2-Loge sind somit kein Staatsgeheimnis mehr.

Draghi unterzeichnete die Direktive am 2. August 2021 – am 41. Jahrestag des Anschlags von Bologna. Es geht speziell um die Dokumentationen zu den Anschlägen auf der Piazza Fontana in Mailand (1969), von Gioia Tauro (1970), von Peteano (1972), des Mailänder Polizeipräsidiums (1973), Piazza della Loggia in Brescia (1974), Italicus (1974), Ustica (1980), Bahnhof Bologna (1980 ) und Rapido 904 (1984).

In der offiziellen Mitteilung zur Veröffentlichung heißt es, diese könne sich "als nützlich erweisen, um die dramatischen Ereignisse zu rekonstruieren, die die jüngere Geschichte unseres Landes geprägt haben“.

Propaganda 2 war eine Freimaurerloge (P2-Loge), die unter der Leitung des toskanischen Unternehmers Licio Gelli (ehrwürdiger Großmeister der Loge) zu einer Vereinigung von Politikern, Industriellen, Finanzleuten, Journalisten, Soldaten, hohen Beamten und hohen Polizisten wurde. Alle vereinte ein Ziel: die Durchführung eines sogenannten „Demokratischen Wiedergeburtsplans“, der darauf abzielte, die führenden Köpfe der staatlichen Institutionen durch Mitglieder der Loge zu ersetzen.

Bei Gladio handelte es sich um eine paramilitärische Organisation, die Teil eines internationalen Netzwerks namens „Stay Behind“ war: Dieses sollte im Falle einer Besetzung Westeuropas durch Mitgliedsländer des Warschauer Pakts Sabotageakte verüben. Die Mitglieder der Organisation wurden aus antikommunistischen Kreisen ausgewählt.

Ehemalige Mitglieder des „Gladio“-Netzwerks haben sich in Italien in einem Verein organisiert. Omar Vittone ist der Vorsitzende der im Jahr 1994 gegründeten „Association of former members of the Stay-Behind network (NATO's Stay-Behind Nets)“.

Vittone sagte in einem Interview: „Leider habe ich in den letzten Jahren eine fortschreitende Verringerung der demokratischen Räume in Italien gesehen. In einem echten demokratischen System sollten Journalisten kontrollieren, was Politiker, Richter und Polizeikräfte tun. Der Journalist sollte ein Wächter mit intellektueller Ehrlichkeit, Gelassenheit und Objektivität sein. Aber wenn einige Reporter von Kontrollagenten zu reinen Kommunikatoren werden, dann haben wir ein ernstes Problem. Das Risiko besteht darin, sich in einer hämmernden Propaganda eines einzigen Gedankens wiederzufinden, die den Interessen einiger weniger auf Kosten der Gemeinschaft folgt.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Textilrecycling: Wie eine schwedische Gründerin die Branche unter Druck setzt
12.12.2025

Ein junges schwedisches Unternehmen behauptet, die nachhaltigste Lösung für das Textilrecycling gefunden zu haben. Die Methode nutzt CO2,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Shein, Temu & Co. betroffen: EU erhöht Kosten für Billigpakete aus Drittstaaten
12.12.2025

Um die Flut günstiger Online-Pakete aus Ländern wie China einzudämmen, beschließt die EU eine neue Importabgabe. Ab Juli 2026 sollen...

DWN
Politik
Politik Regierung reagiert auf Cyberangriffe: Russlands Botschafter einbestellt
12.12.2025

Nach einer Reihe hybrider Angriffe, darunter Falschnachrichten, manipulierte Videos und eine Hacker-Attacke, hat die Bundesregierung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Flix bestellt 65 neue Fernzüge: Ausbau ab 2028 geplant
12.12.2025

Flix will das Fernverkehrsangebot deutlich ausbauen: Das Unternehmen hat beim spanischen Hersteller Talgo bis zu 65 neue Züge geordert....

DWN
Politik
Politik Regierung startet Onlineportal für Bürgerfeedback
12.12.2025

Die Bundesregierung will Bürger und Unternehmen stärker in die Verwaltungsarbeit einbeziehen. Über das neue Portal „Einfach machen“...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU setzt auf Kreislaufwirtschaft: Mehr Rohstoffe aus Schrottautos
12.12.2025

Die EU will die Wiederverwertung von Fahrzeugen deutlich verbessern. Unterhändler des Europäischen Parlaments und der Mitgliedsstaaten...

DWN
Immobilien
Immobilien Hausbrände verhüten: Wie Sie sich vor Feuer schützen
12.12.2025

Jährlich gibt es in Deutschland um die 200.000 Haus- und Wohnungsbrände. Eine verheerende Zahl, insbesondere wenn man bedenkt, dass die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzen in Deutschland steigen weiter um 5,7 Prozent
12.12.2025

Die Pleitewelle in Deutschland reißt nicht ab: Im November stieg die Zahl der Firmeninsolvenzen im Vergleich zum Vorjahr um 5,7 Prozent,...